Es war einmal Liebe, stärker als Tod,
die wurd' der Liebenden grausame Not.
Sie wurden gefesselt, ein Nachtmahr der Traum,
Für die Menschen war'n sie der Sehnsüchte Raum:
Meer und Mond
Hoch am Himmel zieht er die Bahn,
sein Strahl fällt auf sonnenfernes Land.
Ein silberner Schimmer, ein silberner Wahn -
wie ist sie von seinem Leuchten gebannt!
Tief unten, da wogen die Wellen im Meer,
keinen Herzschlag lang bleibt das Bild gleich.
Es war noch bis eben, schon ist es nicht mehr -
Wie macht die Schönheit sein kaltes Licht weich!
Sie können einander nicht fassen, nicht rühren,
sie können nur ewig die Einsamkeit spüren.
Im Herzensgrund wünscht sie, ihm näher zu sein,
verachtet der Sonne Scheinen so golden.
Doch ist sie gebunden an bleischweren Stein,
und kann nur stets seiner Wanderung folgen.
Er will sie berühren, ein Liebeslied singen,
sein Platz aber ist im dunkelsten All.
Es bringt seine Klage den Himmel zum Klingen,
in lautlosen Nächten empfängt sie den Hall.
Himmel und Erde sind ihr Gefängnis,
ihre Liebe bedeutete einst ihr Verhängnis.
Er hing am Himmel und hörte ihr Weinen,
Tränen spiegeln sein Licht heller gar.
Er müht sich, voll Hoffnung für sie zu scheinen,
allein sein Spiegelbild war für sie da.
Gezeiten und Jahre, Äonen vergingen,
die Sehnsucht riss sie mitten entzwei.
Einsame Menschen, die hörten sie singen,
und fragten, warum die See salzig sei.
Ein Abbild nur, zerrissen vom Seegang,
das war es, was er ihr senden kann.
Sie kämpft verzweifelt gegen die Bande,
will zu ihm springen, in den Himmel hinauf.
Ihre sinnlose Wut vernichtet die Lande,
hoffnungslos war es, darum gab sie auf.
Eine einsame Träne fällt dem Mond vom Gesicht,
tropft leis' in den eiskalten Schaum der See.
Am Himmel flackerte kurz nur sein Licht,
und dann fiel mitten im Sommer der Schnee.
Die Lande in Flammen, die See röhrte laut,
am Himmel ein Sturm sich zusammenbraut.
Die Erde erbebte, und mit ihr die Fluten,
was Tausende fürchten, war für ihn Hoffnung.
Der Himmel zittert, der Mond schien zu bluten,
das Ende des Leids: Der Welt Dämmerung.
Wie stampfen die Fluten, als heiß sie verbrannten,
wie schrie sie vor Freude, als Ende es schall.
Zu Ende das Schicksal, zu lang sie es kannten,
wir sehen uns, Liebster, erneut, in Walhall!
Die Stunde von Wahrheit, Untergang, Ende,
für diese zwei eine gnädige Wende.
Sie wurde Blut, rot und lebendig,
das Feuer hüllte die ganze Welt ein.
Sie kochte und brannte, wand sich elendig,
doch galt ihre Angst nur ihm ganz allein.
Er aber stürzte, fallen gelassen,
vom Himmel, und Flammen hüllten ihn ein.
Die Wellen streckten sich, konnten ihn fassen,
für die Liebe verdampfen, so soll es sein!
Berührung bedeutet unendliche Schmerzen,
als glücklich vereint sind die bebenden Herzen.
Sein Silber zerflossen zu rötlicher Glut,
er weinte sich dunkel vom Gleißen.
Sein Licht wird erlöschen in dampfender Flut,
in die Dunkelheit wird er sie reißen.
Sie kannt' seine Qual, denn sie löschte sein Licht,
wollt' ihn, und wollt' ihm nicht schaden.
Hilflos weinte sie blutige Gischt,
die Liebe bracht' sie auf Todes Pfaden.
Es kam der Tag nach dem Ende der Welt,
die sterbende See die Mondsplitter hält.
Und sterben in ihren Armen er haucht:
„Ich lieb' dich.“ - „Ich weiß, und ich liebe dich auch!“