03.11.2019 von 18:20 bis 18:55
»Geh schon hinaus«, gab sich der König angesichts der sauertöpfischen Miene seines Sohnes geschlagen, der neben dem Thron ausharrte. Er hatte es kommen sehen müssen, wie dieser Geburtstag für ihn und seinen Erben endete und verfluchte insgeheim den umherhuschenden Schatten im Ballsaal.
»Danke, Vater.«
Die Augen verdrehte der alte Regent, als samt Prinz auch unangenehme Kühle im Raum verschwand.
»Ich hätte ihn verdammen sollen.«
Sein Murren hörte nur seine ihn liebende Ehegattin, die ihm eine Hand auf den Oberarm legte.
»Erinnere dich, als du in seinem Alter warst. Großes Interesse an der holden Weiblichkeit konnte ich nicht erkennen.«
Ihn beunruhigte nicht der Gedanke, dass sein Sohn die angereiste Damenwelt mit Nichtachtung strafte, sondern was nun in dessen Gemach geschah. Seine geringste Sorge wäre es, hätte sich Tobias mit einem Mädel davongeschlichen. Doch der Prinz bevorzugte ... ihn.
Beliat.
Eine Kreatur aus den tiefsten Schatten, die schon seit Generationen in diesen Mauern ihr Unwesen trieb. Sie kannten einander, solange er zurückdenken konnte. Mit einem Flötenspiel hatte alles angefangen, als er es zum ersten Mal hörte und sich aus dem Bett stahl, um den Ursprung zu ergründen.
Am Brunnen im Garten hatte die Gestalt gesessen, vertieft in seine Musik, während sich der Sternenhimmel im Wasser spiegelte. Doch so freundlich ihn Beliat aus eisblauen Augen auch an jenem Tag angesehen und ihm ein verhängnisvolles Versprechen abgerungen hatte, desto mehr entpuppte er sich als pure Sünde. Der jetzt auch Tobias erlag ...
»Irgendwann findet er zurück.« Wie auch er selbst sich von den Schatten abgewandt hatte. Nur manchmal erschien ihm Beliats Lied wie der Gesang einer Sirene, und dann erinnerte er sich an so manche Nacht unter dem Sternenhimmel.
Verdammt sollte Beliat sein.