nachgeschrieben am 20.01.20 von 23:45 bis 23:55
Es war wieder einer dieser Tage, an denen sich Cassiopeia wünschte, mit ihrem Bruder tauschen zu können. Nur einmal, damit er wie sie das Sonnenlicht genoss und nicht ständig in einem verdunkelten Zimmer verbleiben musste.
Sie saß an seinem Bett, wie sie es immer nach einem dieser Vorfälle tat. Sie hielt seine viel zu schmale und blasse Hand in ihrer. Sacht, um nicht mit den Verbrennungen in Berührung zu kommen.
Ihr Bruder ächzte ohnehin schon vor Schmerzen, während er vergeblich versuchte, die Decke von sich zu zerren. Sie half ihm dabei, wie sie es als gute Schwester all die Jahre über gelernt hatte. Sie erzählte ihrem Bruder von einem Blatt, das sie im Wind tanzen gesehen hatte oder von einem Regenbogen am Himmel. Das brachte ihn zum Lächeln. Es nahm ihm für eine Sekunde das Leid, ehe langsam aber sicher Tränen seine Wange hinunterrannen. Sie berührten auf ihrem Weg jedes einzelne Netz auf unzähligen Narben, die das Sonnenlicht dort hinterlassen hatte.
Sie selbst trug ebenfalls ein dunkles Muster auf der Haut, das sich mit jeder Minute in der Gegenwart ihres Bruders ausbreitete. Es tat weitaus weniger weh als die Qualen, die er durchlitt.
Ein Schicksal, das sie einfach nicht verstand.