nachgeschrieben am 20.02.20 von 17:00 bis 18:00
»Willst du immer noch das Nesthäkchen der Familie sein?«
Sion Baltairre schaute an sich hinunter, bis ihn die blicklosen Augen seines Bruders Luons die Luft zum Atmen nahmen. Er fühlte, wie er ebenso blass wurde wie dessen Gesicht in seinen Händen.
»N-nein«, würgte er schnell hervor und schloss den Mund, biss sich sogleich auf die Unterlippe, als ihn eine Welle der Übelkeit überkam.
»Gut. Das passiert nämlich mit Vaters verzogenen Gören.«
Sion nickte und war froh, als ihm sein Bruder Luons Kopf abnahm, um ihn auf den gedeckten Tisch abzulegen. Er würde das gesamte Mahl keinen Bissen herunterbekommen, wenn Féan wirklich diese Trophäe zur Schau stellte, aber er musste. Féan zu verärgern kostete einem sonst den Kopf ...
Wenn Sion an seinen ermordeten Bruder zurückdachte, verdrückte er für das ehemalige Nesthäkchen der Baltairres keine Tränen mehr. Inzwischen wusste er, dass Luon sich sein Schicksal selbst zuzuschreiben hatte. Ein Alb verkaufte seine gesamte Familie nicht an den meistbietenden Hexenmeister. Das war unverzeihlich. Féan musste etwas unternehmen und wählte seit jeher lieber das Schwert als es bei einer Verbannung zu belassen.
»Und am Ende war es nur ein toter Baltairre unter Tausenden.«
Niemand hatte um Luon getrauert, als sie die Überreste verscharrt hatten. Alle waren vielmehr froh gewesen, dass es sie nicht getroffen hatte. Auch er gestand sich ein, dass es ihm nicht anders ergangen war.