16.02.20 von 19:00 bis 20:00
Seine Klingel ertönte selten, aber wenn sie erklang, wusste er immer, wer sich wieder auf dem Weg zu ihm gemacht hatte.
»Bist du es nicht langsam leid«, fragte er, statt seinen Gast anständig zu begrüßen, was er nie für nötig hielt. Sie kannten einander, seit sie in Windeln durch dieses Haus gekrochen waren und wussten, wie sie den anderen behandeln konnten. Der blonde stämmige Mann, der einst einer Bohnenstange glich, wischte sich über den Mund, nachdem ein Schluck aus der Ginflasche ihm Mut gemacht hatte.
»S-sag mir, wo sie ist. Was hast du Lizzy angetan?«
Die Antwort lautete immer gleich.
»Sie ist weggelaufen, Trevor.«
Als er seine Sandkastenliebe geheiratet hatte, ahnte er nicht einmal in seinen kühnsten Träumen, was für Ärger das Fräulein ihm bereiten würde. Sein liebevoller Freigeist, der stets das tat, was ihm in den Sinn stand, ohne über die Folgen nachzudenken.
Er wünschte sich, dass sie ihre Familie wenigstens benachrichtigt hätte, bevor sie spurlos vom Erdboden verschwunden war. Sie hätte zumindest einen Abschiedsbrief schreiben können, doch an all das dachte Lizzy ja nicht.
Jetzt musste er damit leben, dass er nicht nur seine Frau verloren, sondern auch noch ihren Bruder alljährlich am Hals hatte. Trevor ging davon aus, dass seine Schwester ermordet worden war. Vielleicht begraben im Garten. Dort, wo der Sandkasten stand, indem sie immer zusammen gespielt hatten.
»Weißt du, ich bin es leid, dass du mich für einen Mörder hältst und mit deinem Benehmen alle in der Nachbarschaft zu ähnlichen Gedanken anstachelst.«
Er hatte Lizzy geliebt. Tat es selbst jetzt noch, und wäre nie auf die Idee gekommen, ihr etwas derart Abscheuliches anzutun.
Davon wollte niemand etwas hören, denn Trevor spuckte ihm wieder einmal vor die Füße und nahm noch einen weiteren Schluck aus seiner Flasche.
»Du kannst allen etwas vormachen, aber mir nicht.«
»Wie du meinst«, erklärte er mit einem resignierten Seufzer, »dann bist nächstes Jahr. Komm gut heim, Trevor.«
Die Tür schloss er mit Nachdruck und lauschte den wüsten Flüchen seines einstigen Freundes. Es würde noch eine Weile dauern, bis der den Rückzug antrat. Sein Mitleid hielt sich in Grenzen, als er sich wieder in den Garten begab, um sich um Lizzys Lieblingsblumen zu kümmern.