nachgeschrieben am 02.03.20 von 10:30 bis 11:30
Über den noch zugefrorenen See stapften die Jäger auf der Suche nach Beute, von der seit Tagen keine Spur mehr zu finden war. Sie trafen auf kein einziges Tier und entfernten sich zum Unmut aller immer weiter von ihrem Heim. Sie mussten irgendwann umkehren, wenn auch mit leeren Händen.
Noch nie hatte Seamus erlebt, dass die erfahrenen Männer sich tagelang in Schweigen hüllten und sich mit beunruhigenden Blicken bedachten. Selbst ihr Anführer kniff immer mehr die Lippen zusammen, während er sie weiter über das Eis führte, das mit jedem Schritt unter ihnen knackte und knirschte. Seamus behielt die Fläche genaustens im Auge, wie er es immer am Ende des Winters tat. Er hatte bereits viele seiner Freunde einbrechen sehen, weil sie in ihrem Übermut die ersten Zeichen übersahen. Die Männer hielten ihn öfter für übervorsichtig, aber er hatte vor, auch diese Jagd unbeschadet zu überstehen.
»Man möchte meinen, du fürchtest dich vor dem Wasser unter uns mehr als vor dem nahenden Hungertod.«
Takan war der Erste, der ein Wort mit ihm wechselte und wohl der Einzige, der überhaupt ein Lächeln zustande brachte. Der junge Jäger mit Narbe quer über der Nase stieß ihn spielerisch mit dem Ellbogen an.
»Halte lieber Ausschau nach einem Hirsch. Wobei mein Vetter sich bestimmt auch mit einem halb verhungerten Hasen zufrieden geben würde.«
Seamus würde nichts dergleichen finden, da er noch nicht über die nötige Erfahrung im Spurenlesen besaß. Takan dagegen besaß die Augen und Ohren eines Luchses. Wenn jemand Beute fand, dann war es Takan.