Prompt vom 04.03, nachgeschrieben am 25.04. von 16:45 bis 17:45
Eine Episode aus Llews Vergangenheit
Die halbe Stadt brannte lichterloh. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als aus sicherer Entfernung dem Unglück beizuwohnen. Sie durften nicht einmal in die Nähe der zerstörerischen Flammen, wenn sie nicht selbst Feuer fangen wollten.
»Und das passiert, wenn man eine Frau verschmäht.«
»Sie legt eine ganze Stadt in Schutt und Asche«, pflichtete Llew seinem Begleiter bei, da er die Brandstifterin nur allzu gut kannte. Eine Vampirin, die es nicht akzeptierte, wenn man ihr nicht vor die Füße fiel und den Boden küsste. Er hatte ja geahnt, dass es ein übles Nachspiel für sie alle hatte, aber nicht hiermit gerechnet.
Frauen und Kinder schrien um ihr Leben, ebenso Männer jeglichen Alters. Es war keine Musik in den Ohren des Vampirs, der sich nun dazu gezwungen sah, sich ein neues Heim aufzubauen. Zuvor musste er jedoch untertauchen, bis Gras über die Sache gewachsen war.
»Ich hoffe, du bist zufrieden«, kam es verbittert von seinen spröde gewordenen Lippen, an denen er den Geschmack von Rauch und Feuer zu schmecken glaubte. Llew wandte sich ein letztes Mal zu seinem Begleiter, der nicht einmal den Versuch unternahm, schuldbewusst seinen Blick zu erwidern. Im Gegenteil, die blauen Augen schauten überrascht drein.
»Du gibst mir die Schuld?«
Er hatte den jungen Vampir gewarnt. Er hatte sogar versucht, Alexandria von diesem abzulenken, doch es hatte nichts genutzt. Jetzt bezahlten die sterblichen Bewohner der Stadt dafür mit ihrem Leben.
Llew kniff die Lippen zusammen, als er sich von dem anderen Vampir entfernte. Er würde nicht bleiben, weil er sonst etwas tat, das er letztendlich bereute.
»Llew, ich habe nichts getan!«, rief ihm der Jüngling hinterher, was beinahe dazu führte, dass der Vampir kehrtmachte. Die Finger in die Rinde des nächstgelegenen Baumes geschlagen, harrte er in der Nacht aus, während die Schreie an Lautstärke zunahmen.
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich weiß nur, dass Alexandria ein eifersüchtiges und neidisches Miststück ist und ihre Stadt niemals grundlos in Rauch aufgehen lässt.«
In den zwanzig Jahren, die Llew hier weilte, war er Zeuge vieler Ausbrüche der Vampirin geworden. Er hatte zu seinem Leidwesen feststellen müssen, dass ihre Beweggründe oft unverständlich waren.
Seufzend strich er sich durch sein Haar, beschloss, mit all dem abzuschließen.
»Ich breche jetzt zu neuen Ufern auf. Wenn du schlau bist, tust du das ebenfalls, bevor sie dich findet.«
Er war sich sicher, dass Alexandria hier draußen lauerte. Fast schon spürte er ihre Blicke im Nacken.
»Miststück«, raunte der Unsterbliche, ehe er in die Nacht hinaus verschwand.