Prompt vom 08.03., nachgeschrieben am 02.05.
~ Doppeldrabble ~
Scharenweise drängten sich die Leute in den Straßen zum Marktplatz, wo das Schafott aufgerichtet worden war. Bald schon glichen sie einem nie enden wollenden Strom aus Schaulustigen, deren Rachedurst gestillt werden wollte.
»Sei froh, dass der König Euch nicht von ihnen steinigen lässt«, raunte einer der Wachen an seiner Seite, als sich die Tore auf seinen Befehl hin öffneten.
»Er ist wahrlich gnädig, dass er mir nur den Kopf abschlagen lässt«, erwiderte er, Neffe des Königs, ohne noch einmal mit seinem Onkel gesprochen zu haben. Kein Wort des Abschieds, auch keine Hasstiraden über den Feigling, der es wagte, den König vom Thron stoßen zu wollen.
Er hatte die letzten Wochen allein in seiner Zelle verbracht. Den steinigen Pfad zum Schafott würde er ebenso allein bestreiten.
Das Volk hatte ihn bisher nie beachtet, doch nun war ihm die Aufmerksamkeit aller gewiss. Sie schrien seinen Namen und nannten ihn einen Judas.
Jetzt wissen sie, wer ich bin.
Mit einem Lächeln setzte er einen Fuß auf die Straße, die ihn zu seinem Ende führte. Es war ihm etwas gelungen, an dem andere an seiner Stelle stets gescheitert waren: Seine Klinge hatte den Hals seines Onkels berührt. Es war ein mieser Verräter, doch bestimmt kein Feigling.