„Und?“
„Hm?“
„Das Buch?“
Araz bedachte sie mit einem grimmigen Blick und schlug das Buch zu, legte es mit einem tiefen Seufzen auf der Sofalehne ab und streckte seinen Rücken. „Nein“, drang die Antwort anschließend aus ihm heraus.
„Nein?“
Araz musterte Rove, die ihn mit in die Hüften gestemmten Armen beobachtete. Und zuckte die Schultern.
„Wieso nicht?“, wollte Rove wissen und trat näher, um sich das Buch zu greifen. Der Einband war alt und abgegriffen, vom Rücken konnte sie gerade noch den Titel, „Das Herz des Schreiberlings“ entnehmen. Es musste schon lange in dieser Unterkunft gewesen sein und bereits in vielen Händen gehalten. Wie viele hatten sich wohl schon in die Zeilen geflüchtet, um die Zeit hier zu überbrücken? Sie schüttelte den Gedanken beiseite.
„Eine Liebesgeschichte?“, fragte sie, während sie schon in die ersten Seiten hinein blätterte. Aus den Augenwinkeln nahm sie dabei ein weiteres Zucken seiner Schultern wahr.
„Gefällt es dir deshalb nicht?“, hakte sie weiter nach.
„Nein“, antwortete er, gefolgt von einem weiteren Seufzen.
„Schlecht geschrieben?“ Diesmal hatte sie ihren Blick wieder auf ihn gerichtet. Er wirkte genervt, wie er sie aus seinen zusammengekniffenen Augen musterte.
„Ich verstehe es nur nicht“, antwortete er und ließ sich tief in die Lehne sinken. Schloss dabei die Augen, als wolle er sich schlafen legen.
„Die Geschichte?“
„Die Menschen in der Geschichte“, erklärte er, ohne die Augen zu öffnen. „Damit kann ich nicht viel anfangen.“
Rove hatte sich auf der Lehne am anderen Ende des Sofas niedergelassen und blätterte wieder durch die Seiten. Die Menschen in der Geschichte also…? Was konnte daran schon schwer verständlich sein? Deren Verhalten? Deren Gefühle?
Wenn sie so recht überlegte, wie oft er sie schon beobachtet hatte und dabei so irritiert gewirkt hatte…. Wie oft sie ihn schon beobachtet hatte und schon überlegt hatte, was wohl in ihm vorging und wie wenig Verständnis sie für manche seiner Eigenheiten hatte…
Ein sanftes Schmunzeln hob ihre Lippen für einen Moment. Ihr gefiel der Gedanke, dass Menschen für Dämonen genauso sonderbar erscheinen konnten, wie sie den Menschen erschienen. Irgendwie machte es sie… sympathisch.