Nun erschien ihnen das Schloss noch unheilvoller als vorher. Was würden sie hinter diesen Gemäuern erwarten! Beide hatten keine Zeit, lange zu überlegen. Es ging blitzschnell und die Hängebrücke kam herunter und Wachen kamen rasch auf sie zu. Sie waren bis zu den Zähnen bewaffnet und sie wurden unsanft festgenommen.
Sie baten vorlaut, zum Zauberer gebracht zu werden. Die Wachen nickten lautlos und zerrten sie durch den Eingang und dann durch die hohen Hallen mit kostbaren Kronleuchtern und dicken Teppichen. Dann folgte der Empfangssaal und zuhinterst war eine riesige Eichentür. Ein kurzes Klopfen.
Augenblicklich krächzte eine Stimme: „Herein!“ Die Wachen öffneten die Tür und ließen sie hinein.
Der Zauberer stand auf und schrie fast: „Da seid ihr ja genau auf die Sekunde, wie ich es geplant hatte! Nehmt Platz!“ Dann lachte er und setzte fort: „Ihr seid die Ersten, die es bis hierhin geschafft haben, die meisten haben die Reise gar nicht gewagt oder sind im reißenden Fluss ertrunken, wenn nicht später in der Wüste verdurstet oder beim fremden Volk spurlos verschwunden. Ihr könnt stolz auf euch sein!“
Der Wichtel sah eine schwarze Katze sich um die Beine des Zauberers schleichen. Der Zauberer sah genauso aus, wie er sich erinnerte, wie er vor ihm stand an diesem Abend mit dem Sommergewitter: die Hakennase, die kupferfarbene Haut und die silbrigen Haare. „Wie lange war dies her? Tage oder Wochen?“, überlegte der Wichtel.
Er schaute nochmals zur Katze und dachte, das durfte nicht wahr sein. Das war vermutlich ihre Katze. Er hatte das Gefühl, dass der Traum Wirklichkeit wurde.
Die Katze blickte kurz auf und eilte eilends miauend herbei. Sie rieb sich an die Beine vom Wichtel und dieser bückte sich und da ergriff sie die Gelegenheit und leckte ausgiebig sein Gesicht. Lukas bückte sich auch und streichelte sie und nahm sie in die Arme und murmelte: „Da warst du die ganze Zeit und wir haben dich überall gesucht!“
Der Zauberer lachte wiederum: „Ich konnte sie retten, den einen toten Geier habt ihr ja gefunden“. Der Zauberer zeigte auf eine Reihe von Bildschirmen. Auf diesen kann ich alles, was in dieser Welt passiert, überwachen“.
Der Zauberer sprach hektisch in einer Gegensprechanlage: „Richtet den Richtersaal ein und ruft die Feen“. Zu ihnen gewandt: „Folgt mir jetzt!“
Er lief eine Treppe hoch und der Wichtel und Lukas folgten mit einem kleinen Abstand. Ihnen war mulmig. Was würde jetzt passieren? Würden sie den Krokodilen zum Fraß vorgeworfen. Hinter ihnen folgte die Katze. Beide streichelten sie immer wieder und sie miaute zufrieden.
Als sie den Saal betraten, saßen die Feen bereits dort. Es waren drei sehr schöne Frauen. Die eine hatte blondes Haar, eine andere schwarzes Haar und die Dritte silbriges Haar. Der Zauberer nahm in einem hohen Sessel Platz und nickte den Feen zu seiner Rechten freundlich zu. Der Wichtel, Lukas und die Katze nahmen gegenüber der Feen Platz.
Der Zauberer eröffnete das Wort: „Wir sind hier versammelt, um über das weitere Schicksal der drei Eindringlinge zu entscheiden, es sind dies der Wichtel, Lukas und ihre Katze. Was auch immer passiert in diesem Universum, alles hat seine Gründe und darüber muss ich der große Zauberer niemandem Rechenschaft ablegen! Ich übergebe das Wort euch, liebe Feen!“
Die Blonde erhob sich und räusperte sich: „Hm, verehrter Zauberer, liebe Eindringlinge. Seit ihr in diesem Reich eingedrungen seid, habt ihr euch äusserst anständig benommen gegenüber alle Lebewesen, sei es Pflanzen oder Tiere. Mit hartem Willen habt ihr euch bis hierher durchgekämpft. Aus diesem Grunde bin ich der Meinung, dass ihr Respekt verdient habt und jeder von euch einen Wunsch äußern soll. Der Zauberer sollte diese unter Würdigung aller Aspekte nach Möglichkeit erfüllen!“ Geräuschvoll sass sie wieder an ihrem Platz ab.
Die Schwarzhaarige stand ebenfalls auf: „Ich bin weitgehend gleicher Meinung wie Lilli. Ergänzen möchte ich nur, dass Lukas und der Wichtel sich selbstlos immer wieder gegenseitig geholfen haben. Die Katze hat das gleiche Verhalten gezeigt bis zu ihrem Verschwinden. Die drei sind ein echtes und tolles Team. Deshalb sollten wir sie anhören und für die erbrachte Leistung belohnen!“
Die Silberhaarige stand auf: „Ich bin der Meinung, dass wir sie zuerst anhören sollten. Die Wünsche der drei sollten angemessen erfüllt werden. Ansonsten bin ich gleicher Meinung wie ihr zwei!“
Der Blick des Zauberers war sehr streng und er zog die Stirn in Falten und erhob sich: „In dieser Reihenfolge gebe ich euch nacheinander das Wort: zuerst der Wichtel, dann Lukas und die schwarze Katze!“
Der Wichtel stand auf, die Aufregung stand ihm im Gesicht geschrieben und er lächelte zu den Feen und dem Zauberer und äußerte sich wie folgt: „Mein Wunsch ist ganz einfach. Ich will nach Hause und meine ursprüngliche Größe wieder haben, das ist schon alles!“
„Nun du Lukas!“, befahl der Zauberer.
Lukas stand ebenfalls auf, errötete und flüsterte: „Ich wünsche mir“.
„Bitte lauter!“, herrschte ihn der Zauberer an.
Eine Spur lauter fuhr Lukas fort: „Es ist nämlich so, dass ich mich verliebt habe in Aisha. Deshalb möchte ich dort zurück und mit ihr mein Leben verbringen.“
Dem Wichtel entfuhr ein: „Aber dies kannst du doch nicht machen Lukas!“
„Ruhe“ schrie der Zauber und zur Katze: „Du bist jetzt dran!“
Die Katze sprang auf den Tisch und vermeldete ihren Wunsch: „Geehrter Zauberer, liebe Feen, mein Wunsch ist ein schlichter, ich möchte einfach hierbleiben. Das ist schon alles, nicht viel verlangt, oder?“
Die Feen und der Zauberer standen auf und sprachen miteinander: „Wir werden uns nun unter Ausschluss der drei beraten!“
Der Zauberer rief die Wachen und bat diese, die drei hinauszuführen.
Wenig später durften die drei wieder hereinkommen.
Der Zauber stand feierlich auf und vermeldete: „Die Katze bleibt auf ihren Wunsch hier in diesem wunderschönen Palast. Lukas wird in das Dorf von Aisha gebracht. Sollte er sich dies später anders überlegen, kann er hierherkommen und seinen Wunsch für eine Rückkehr zu seinen Eltern vortragen. Der Wichtel wird mit den nötigen Pillen für sich und den Eltern von Lukas versorgt. Zudem wird er in wenigen Augenblicken vor dem Tunnel stehen und muss nur noch in seine Welt schlüpfen. Ganz wichtig ist, die Pillen erst in seiner Welt einzunehmen. Ich wünsche allen viel Glück!“ Damit schloss der Zauber und es ergab sich, dass die Feen und die drei Gäste aufstanden und Beifall klatschten.
Der Wichtel küsste Lukas und die Katze zum Abschied. Tränen rannen seine Wangen hinunter. Vom Zauber erhielt er drei Beutel mit je zwei Pillen.