Rove lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen zurück und kaute immer noch über ihre Unterlippe. Es war zwar bereits Nachmittag, doch Rove hatte es erst am frühen Morgen des Tages ins Bett geschafft und definitiv zu wenig Schlaf bekommen, um sich mit derartigen Themen zu beschäftigen.
„Kann ich auf dich zählen?“, fragte William erneut. Er wusste, dass Rove etwas Zeit brauchte und er versuchte, nicht allzu sehr zu drängen. Doch sie konnte an seinem Blick erkennen, dass er durch ihr langes Schweigen langsam unruhig wurde.
„Wer wird alles in der Einheit sein?“
„Ashley, Raveen, Jonathan, Rayya. Alle von ihnen haben bereits zugesagt.“
Zugesagt? Als ob sie wirklich eine Wahl hätten. Rayya vielleicht. Und Jonathan. Beide gehörten offiziell nicht zur Organisation, doch jeden anderen könnte William einfach dazu beordern, der neuen Einheit beizutreten. Er müsste nicht fragen. Das war reine Höflichkeit. Etwas, dass sie ihm hoch anrechnete und doch hatte es einen unangenehmen Beigeschmack.
„Rove, ich weiß, dass du andere Pläne hast, aber ich, wir, könnten dich wirklich gut gebrauchen. Unsere letzte Zusammenarbeit war hervorragen und hat mir gezeigt, dass ich mich auf dich verlassen kann. Auch, wenn wir nicht immer Auge in Auge gesehen haben.“
Rove stieß ein kurzes Schnauben aus und spannte die Hände deutlich über den verschränkten Armen an, während sie sich aufrichtete und den Rücken durchdrückte.
„Hör zu, Rove. Ich will dich nicht dazu zwingen. Ich will dir die Wahl offen lassen. Aber denke bitte darüber nach“, setzte William hinterher. „Samuel wird dir die Zeit hier nicht leichter machen, dass brauche ich dir nicht zu sagen. Du müsstest nicht weiter unter ihm arbeiten, wenn du zu meiner Einheit kommst. Meine Einheit würde zudem mehr Freiheiten genießen, als du sie im Moment hast. Natürlich mindert das nicht die Gefahren, in die wir uns begeben, aber…“
„Wie viele Leute suchst du noch?“
„Ich brauche noch zwei oder drei Leute für…
„Ich will jemanden vorschlagen.“
„Okay…“, meinte William mit gehobenen Brauen. Sie wusste, dass er es nicht mochte, unterbrochen zu werden, doch diesmal ließ er es ihr durchgehen. Es musste ihm wirklich wichtig sein, sie dabei zu haben.
„Araz. Der Überläufer. Du hast sicher von ihm gehört.“
„Der Typ, weswegen du mit Samuel so viel Ärger hattest?“
Einer von Roves Mundwinkeln schoss kurz in die Höhe, doch das kurze Lächeln blieb trocken und leer. „Genau der.“
„Ich soll ihn rekrutieren?“
Rove nickte und hob erwartungsvoll die Brauen.
„Weshalb willst du ihn dabei haben?“
„Aus dem gleichen Grund, warum du mich dabeihaben möchtest. Er ist ein guter Soldat, mit sehr viel Potential. Sein Wissen um die feindliche Seite könnte für die Mission essentiell sein. Außerdem bin ich für ihn verantwortlich. Wenn etwas passiert, bin ich zur Stelle, um einzugreifen.“
„Traust du ihm?“
Rove zuckte die Schultern, zog eine Braue noch weiter nach oben. „Wie gesagt, ich wäre zur Stelle, wenn er sich in die falsche Richtung bewegen sollte.“
„Er ist ein Dämon, richtig?“
„Aúnith.“
Nun hob auch William die Brauen und stieß ein kurzes „huh“, beim Überlegen aus.
„Er könnte selbst Raveen mühelos durch den Raum werfen, wenn er wollte“, meinte Rove und nickte bei der Vorstellung selbst in Anerkennung.
„Also gut“, entschied William, während er durch seinen Dreitagebart strich. „Das heißt, ich kann auch mit dir rechnen?“
Rove nickte langsam und lächelte stumm. „Zumindest bis ich…“
Auch William nickte und lächelte. „Ich freue mich, dich wieder dabei zu haben.“