Sie verloren keine Zeit, als sie in Tornum angekommen waren. Durch Araz‘ Einsatz hatten sie den genauen Aufenthaltsort des Feindes in Erfahrung gebracht. Im kargen Licht von Tornums Straßenlampen versteckt, schlichen sie auf das abgelegene Betriebsgebäude zu. Ein altes, großes Bürogebäude, das zu einer Baustelle geworden war. Das Gebäude sollte abgerissen werden um Platz für eine modernere Einrichtung zu machen. Allerdings ging der Betrieb pleite und die Arbeiten auf der Baustelle wurden eingestellt. So hieß es zumindest.
Schon vor dem Betreten des Gebäudes stellte sich ein unbehagliches Gefühl in ihnen aus. Araz spürte es und er sah es in den Gesichtern des restlichen Teams. Nach Berel rechneten sie mit dem Schlimmsten. Was war auch anderes zu erwarten? Es war anders als das gewohnte Gefühl der Anspannung vor und während einer Mission. Das hier saß tiefer. Wie sollte es auch anders sein, wenn es um Magiefarmen ging?
Und als sie die Menschen endlich fanden, bewusstlos, heruntergehungert und an die Apparaturen angehängt wie leblose Puppen, wurde es nicht besser. Es war immer wieder ein grauenvoller und faszinierender Anblick zugleich. Einer, bei dem sich einem der Magen umdrehen wollte, während die Augen fasziniert an den silbrig-weiß leuchtenden Fäden hingen, die sich durch unsichtbare Schläuche aus den regungslosen Körpern zogen, hin in neue Gefäße. Edle Steine, die an einfache Bergkristalle erinnerten, die ebenso hell pulsierten, wie die feinen Fäden in der Luft.
Der Feind hatte diese Leute, sowie die übrigen Kristalle, zurückgelassen. Sie fanden hier niemanden mehr vor, außer den Zivilisten, die an die Farm angeschlossen waren. Der Aufbruch muss spontan gewesen sein und schnell. Warum sonst hätten sie so viel zurückgelassen, dass auf sie zurückführen könnte?
Nur leider gab es kaum etwas, dass auf den Feind zurückführen ließ. Abgesehen von der Farm, wie sie an vielerorts illegal geführt wurden. Also nichts, womit sie irgendwie weiter kämen. Die einzige Hoffnung, die noch blieb, war in den Schriftstücken und Dateien, die sie an den Labortischen fanden, doch noch neue Hinweise zu finden.
Wenigstens um die Leute hier konnten sie sich kümmern. William hatte sofort einen Bergungstrupp organisiert und selbst Jonathan war von der Yarita heruntergekommen, um erste ärztliche Versorgungen an den immer noch bewusstlosen Patienten vorzunehmen. Um sie zumindest soweit zu stabilisieren, dass sie durchhalten würden, bis die dafür eingerichtete Spezialeinheit angekommen war.
Die Enttäuschung war sichtlich groß gewesen, als sie sich wieder auf der Yarita einfanden, die Ausrüstung ablegten und wieder auf dem Schiff verteilten. Und einen Gedanken teilten sie sich alle: Was war dem Feind wohl wichtiger zu verstecken, als eine voll intakte Magiefarm zurückzulassen, deren Existenz vorher niemand an diesem Ort vermutet hätte?