Das, was da wie ein Lehmklumpen am Berg hängt, ist kein Nest gigantischer Hornissen, sondern die ehemaligen Zwergenstollen. Inzwischen haben die Elfen und Elben von Akijama ihre Tore auch für andere Wesen geöffnet, sonst hätten wir hier Probleme.
Unser erstes Ziel ist der Palast auf dem höchsten Gipfel, der sich hinter der Hochebene von Akijama erhebt. Das riesige Gebäude darauf ist der wandelnde Palast, ein architektonisches Wunderwerk. Während wir dem gewundenen Pfad vorbei an vielen kleinen, verwitterten Tempelpyramiden hinauf folgen, hörst du ja bereits das Knirschen riesiger Zahnräder: Dieser Palast kann sich verformen. Decken, Böden und Wände können verschoben werden und innerhalb von Minuten kann aus dem prächtigen Palast eine uneinnehmbare Festung oder sogar eine über die Berge wandernde Kreatur aus Metall und Holz werden. Doch auch so ist das Gebäude ständig in Bewegung, Treppen ändern ihre Richtung, Türen erscheinen, wo vorher keine waren und eine Armee von Arbeitern ölt die verborgenen Triebwerke.
Grüß die Wachen mal, damit sie wissen, dass du zu mir gehörst. Sehr schön. Und lass dein Paki hier. Wir können zwar auch in den Palast reiten, aber wir haben es ja nicht eilig und wollen auch nicht in den Thronsaal der Kaiserin. Unser Ziel ist die Bibliothek tief unten im Eingeweide des Berges, die den Palast momentan im Felsen verankert. Also, diese Treppe hier hinunter, dort durch den Stollen, hier unter dem Geländer durchkriechen, vorbei an den riesigen Zahnrädern - dass du mir nicht da hineinfällst! - und schon stehen wir vor den Türen mit ihren vielen Ketten.
Mit einem Quietschen schwingen sie auf und dahinter ... nun, solche Pracht hast du in einem Berg nicht erwartet, wie? Viele fleißige Zwerge haben die Wände mit Edelsteinen besetzt und die Eisenelfen haben unermüdlich das Wissen der Kristalldrachen zusammengetragen. Regale voller Bücher ziehen sich durch den Raum und durch die vielen, chaotisch angeordneten Seitengänge. Das ist nicht länger Teil der Schlosses, sondern ein verborgener Bunker, der im Falle eines Krieges durch eine gewaltige Schleuse aus Yeti-Technologie verborgen wird. Aber dort, in der Mitte des Raumes, auf einem Podest aus Obsidian und in dicke Ketten gelegt, ruht das Hyphurion, das mächtigste und gefährlichste Buch dieser Welt. Sei froh, dass es verschlossen ist, denn wer hineinblickt, verliert sein Augenlicht und erhält dafür Träume voller Fieber und Gift. Das ist Mobu Cajatoshija widerfahren, nun ist er dem Buch mit Leib und Seele verfallen. Sie sind aneinander gebunden, der Feuerelb und das Hyphurion. Es hat ihn als seinen Hüter auserwählt und Mobu hätte dem Bann niemals widerstehen können. Es hat allerdings auch sein Gutes, denn so kann Mobu die uralte Geschichte der weitläufigen Eisenwelt erfahren, quer durch die Länder und Äonen. Eine mörderische Aufgabe, doch es ist sein Schicksal, sie zu erfüllen - wie hoch der Preis auch sein mag.
Text: Das geheime Buch Hyphurion
Profil: Mobu Cajatoshija