Disclaimer: Die folgende Geschichte fußt zwar auf Bens Vision für die Lore hinter "Shattered Throne", ist aber immer noch Fanlore. Ich habe jedoch ein paar der Core-Mitglieder lange genug von ihrer eigentlichen Aufgabe ablenken können, dass sie was beitragen konnten. Somit präsentiere ich nun die (unvollständige) Geschichte des Thronbruchs aus Sicht der Mods.
Oh, genau, übrigens: Ich war die ganze Zeit ein Undercovermod.
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Ich bin eigentlich auf dem Weg in die reale Welt, als plötzlich eine Sirene die Luft in der Citadel erzittern lässt. Sofort erklingen überall hektische Schritte. Der gesamte Ritterorden der Mods ist in Bewegung und strömt zur Quelle des Lärms. Portpotions klirren, als der Ursprungsort für den Alarm ermittelt ist.
Der Thronsaal. Das ist nicht gut.
Ich folge dem Rest natürlich. Zwar bin ich ein geheimer Mod, aber deswegen nicht weniger bereit, meine literarische Heimat gegen Angriffe aller Art zu verteidigen. Kein Troll, kein Spammer, kein Winterdämon kann uns schrecken! Als wir allerdings im Thronsaal ankommen, gefriert uns dennoch das Blut in den Adern.
Ben ist im Thron zusammengesunken. Ein Winterdämon steht vor unserem Dark Lord, die blutige Klinge noch in der Pranke, und kichert hämisch.
Ihm ist klar, dass es jetzt aus ist. Belletristica kann ohne seinen dunklen Lord nicht bestehen! Der Boden unter meinen Pfoten scheint zu beben, der Rest der Mods schwankt sichtlich. Erschrockene Rufe klingen durch die Halle.
Im nächsten Moment gibt es einen furchtbaren Knall. Der Thron aus schwarzem Turmalin explodiert vor unseren entsetzten Blicken in tausende kleiner Splitter, schwarz, auch wenn sie im richtigen Licht in unzähligen Regenbogenfarben schillern. Wir sind zu geschockt, um zu reagieren, und so können wir nur zusehen, wie sich der Thron des Dunklen Lords selbst zerlegt. Dabei reißt er immerhin den hinterhältigen Winterdämon mit sich, der gegen so viele Mods ohnehin keine Chance gehabt hätte. Nur dem Lord selbst kann die flauschige Magie unseres Königreichs natürlich nichts anhaben.
Und dann ... wird es still. So hallend still, dass ich glaube, das ferne Lachen der Winterkönigin zu hören, die nun in ihrem eisigen Reich triumphiert. Nur ein leises, entsetztes Klicken ist zu hören, das Feuerzeug, mit dem sich Eisteufel eine Zigarette anmacht.
"Oh nein!", haucht Felix schließlich. "Ben ..." Unser Meisterbellologe läuft vor, um den Lord aufzuheben. Doch jede Hilfe kommt zu spät. Das ist eine bittere Erkenntnis.
Wir versammeln uns schweigend um unseren Demonarchen, tauschen ratlose Blicke. Wie soll es nun weitergehen? Belletristica ist verloren ohne jemanden, der die Codekatakomben von Bugs säubert. Unsere Modwaffen sind vielleicht stark, aber nicht mächtig genug, um eine ganze Welt zu tragen.
"Belle wird untergehen", murmelt Skogsdotter. Ihr geht es besonders nah, denn ihre alte Heimat Myff ist ebenfalls untergegangen. Nun öffnet und schließt Skogs in hilfloser Wut die Fäuste. "Diese verdammten Dämonen!"
"Sie dürfen nicht gewinnen", flüstert Maria. "Sie dürfen einfach nicht gewinnen."
"Mehr als Entschlossenheit haben wir aber auch nicht", gibt Felix zu bedenken. "Oder kann jemand von euch programmieren?"
Wir sehen zu Lyndis. Können wir diese Hoffnung überhaupt auf die Schultern einer einzigen Person legen?
Lyndis redet in ein Telefon zur realen Welt. "Gibt es Python für Webentwicklung?" Während am anderen Ende eine Antwort erfolgt, bemerkt Lyndis, dass alle sie anstarren, und lächelt entschuldigend. Sie deckt den Hörer ab. "Ich habe da jemanden, der mir helfen kann, das richtige Framework auszuwählen."
Maria sieht auf. "Ich kann auch programmieren, auch wenn es bei mir echt lange her ist ... Also, wenn ich da mit jemandem zusammenarbeite ..."
Und plötzlich ist die Stille anders, das geisterhafte Lachen verstummt, als die Ritter des Modordens einander erneut Blicke zuwerfen, prüfend diesmal, erfüllt von einer Frage, die wir kaum zu stellen wagen.
Können wir Belletristica retten?
Eine ungeheuerliche Aufgabe, keine Frage.
*
Zunächst kümmern wir uns um Ben. Der Lord wird gebührend gebettet und fortgebracht. Careful, he's a hero.
Dann räumen wir auf. Die User sollen noch nichts wissen, auch wenn wir ihnen diese traurige Nachricht bald überbringen müssen. Doch vorher müssen wir selbst verstehen, was gerade passiert ist. Und was wir tun können. Nach und nach klauben wir die Splitter des Throns auf, um den großen Saal aufzuräumen. Der schwarze Turmalin verfärbt sich in unseren Händen - und Pfoten - und nimmt die verschiedensten Farben an. Ein neuer Zauber unserer Heimat, den wir entdecken, als es scheinbar zu spät ist.
Belletristica hat sein schlagendes Herz verloren. Die Dämonen haben uns diesmal empfindlich getroffen. Wer rechnet denn auch kurz vor dem Gartenspiel noch mit einem Attentat dieser fiesen Gesellen? Ich glaube, jeder Mod fragt sich in diesem Moment verzweifelt, wie er das hätte verhindern können.
*
Zwei Stunden später sind wir ein paar Leutchen mehr und es werden bereits erste Lösungswege diskutiert. Lyndis würde das Programmieren übernehmen, Maria auf jeden Fall dabei helfen. Eisteufels Mann kann Server. Felix' Freundin Leegween wird kurzerhand als Ehrenmod aufgenommen, denn gewisse Leute können wir einfach nicht nicht einweihen. Der Aufruhr reaktiviert sogar Luan, der eigentlich gerade eine Moddingpause macht. Doch in dieser Krise sind wir plötzlich immer mehr Personen. Wir fragen uns, wie das alles rechtlich laufen wird. Wie viele wir sind, wer was tun kann, welche Jobs wir brauchen. Wieder und wieder steht die Frage im Raum, ob dieses Projekt überhaupt schaffbar ist.
Wir sind zu stur, um darauf ehrlich zu antworten. Und nach einer Weile sind wir plötzlich unsicher, ob ein 'Nein' darauf überhaupt die einzig mögliche Antwort wäre. Vielleicht ... nur vielleicht ... können wir unseren Dark Lord ersetzen. Gemeinsam.
Der Schock sitzt noch tief in diesen ersten Stunden. Aber wir gehören nicht in den Ritterorden der Mods, weil wir leicht aufgeben und uns von Schwierigkeiten abschrecken lassen.
Ich hole das Siegel heraus, das ich all die Jahre verborgen getragen habe. Ob es wohl Zeit wird, mein Wappen zu zeigen? Als ich es anstecke, bemerkt Maria meine Geste und holt ihr eigenes Wappen hervor. Es gab einige Undercover-Mods, die bisher nicht an vorderster Front stehen wollten. Jetzt wird sich einiges ändern. Die Zukunft ist furchtbar ungewiss, beängstigend und überwältigend.
Ich sehe zu meinen Gefährten. Ebenso verängstigt und verloren wie ich.
Nein.
Ebenso kampfbereit wie ich!
Ich rücke das Modwappen zurecht. Der erste Schritt auf einem langen Weg - aber ich werde ihn nicht alleine gehen. Keiner von uns ist allein.