"Jetzt kennst du die Wahrheit, Tom! Jetzt bist du dran, Farbe zu bekennen! Im Gegensatz zu deiner Annahme, hat sich Michael immer für dein Fortkommen engagiert. Aber nun wird er bedroht von einem amtsbekannt kriminellen Jugendlichen, in dessen Dunstkreis du dich bewegst! Ich will von dir eine ehrliche Antwort! Was hast du mit all dem zu tun? Und wage es nicht, mich anzulügen!" - "Selina, ich schwöre dir, ich wusste nichts von einer Drohung! Ich schwöre! Ich würde so etwas niemals tun, auch nicht bevor ich die Wahrheit kannte, weil die Zeit langsam kommt, wo ich mich um Oma kümmern muss! Und das kann ich nicht, wenn ich eingesperrt werde. Ich bin es Oma schuldig, für sie da zu sein, so wie sie für mich da war, die letzten Jahre! Ich habe natürlich auch aus meinem Leben erzählt und ich hatte einen Hass auf Michael, der sich gewaschen hat! Aber ich habe niemals, das musst du mir glauben, niemals zu einer Aktion gegen Michael aufgerufen. Erpressung ist ein gemeines Verbrechen! So etwas würde ich niemals tun! Niemals!"
Selina hatte den Jungen auf ihre ganz eigene Art und Weise an einen Punkt gebracht, an dem er sie nie im Leben belogen hätte. Sie wusste, dass sie ihm glauben konnte, tat aber absichtlich so, als hätte er noch Erklärungsbedarf. "Michael weiß nicht, dass ich dir den Brief nun zeigte. Er reist heute noch nach München ab, obwohl er bedroht wurde. Wie weit, glaubst du, vorausgesetzt du hast mir die Wahrheit gesagt, würde Karmann gehen, um seine Forderung durchzusetzen?" - "Ich weiß es nicht, Selina! Ich kenne ihn nur oberflächlich! Als ich merkte, wie skrupellos der ist, hab ich mich zurückgezogen... Es fiel mir auch auf, dass er mich immer wieder nach Michael Montar fragte. Aber ich weiß es wirklich nicht! Bitte glaube mir. Ich wollte weder dich noch ihn in Gefahr bringen. Ich hatte keine Ahnung, dass dieser Drecksack da was abschöpfen will! Ich war nur sauer auf Michael und das schon seit zehn Jahren, aber ich hätte ihm nie was getan. Ich wollte ihn nur einfach nie mehr sehen!"
Selina hatte ihre Mission erfüllt. Sie hatte mit Erleichterung zur Kenntnis genommen, das Tommy ein sogar sehr anständiger Jugendlicher war, der auf seine Oma aufpasste. Er konnte nichts dafür, zehn Jahre mit einer falschen Information gelebt zu haben. "Ich fürchte, ich muss dir glauben, Tom, auch wenn ich nicht weiß, ob das gut ist. Ich musste so grob zu dir sein, sonst hättest du niemals "aufgemacht"..." - "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen... aber ich habe jetzt einen schweren Weg vor mir. Ich kann verstehen, wenn Michael mich abgeschrieben hat." - "Michael hat bis zum Schluss die Polizei nicht eingeschaltet, um dich zu schützen. Er hat bis heute Jahrelang Geld überwiesen, er hat offenbar immer an dich geglaubt. Erst als die Erpressung kam, mit Karmanns Fingerabdrücken, meinte er: "Wenn es auf Tommys Drucker gedruckt wurde, gebe ich ihn auf! Einmal ist Schluss!" Als du ihn heute angerufen hast, hat er mich sofort verständigt und mir gesagt, er glaube, dass du nicht wirklich mit den Drohungen zu tun hast. Ich habe ihn gebeten, den Rest mir zu überlassen! Und ich glaube es war gut so, besonders für dich, Tommy!" - "Danke, Selina! Das glaube ich jetzt auch! Aber ich schäme mich furchtbar!" - "Ich habe es geschafft, sein Herz für seine ungeliebte Mutter zu erweichen, ich werde auch dich wieder in die Familie integrieren. Immer vorausgesetzt, du warst ehrlich zu mir!" - "Das war ich, Selina, wirklich! Und als Erstes möchte ich mich bei dir entschuldigen, für meine präpotente Art! Ich ging einfach von falschen Voraussetzungen aus! Es tut mir sehr leid , Selina!"