Nie, hätten wir geglaubt, so nahtlos unsere tiefe Verbundenheit wieder aufnehmen zu können. Ich sagte Tom ganz klar, dass ich ihn, im Falle einer nachweisbaren Mitschuld an den Drohungen eiskalt fallen lassen hätte. "Kein Mensch hätte dir dafür einen Vorwurf machen können, Michael! Übrigens werde ich dich nicht mehr Papa oder Paps nennen. Ich möchte deiner Prinzessin keinen Anlass zur Eifersucht geben. Ich möchte dir aber sagen, dass ich mir wünschte, ich hätte als dein Sohn aufwachsen können, so wie das eigentlich geplant war." - "Ich auch, Tom! Aber du wirst mich als Mentor haben und das ist sicher nicht das Übelste, was einem passieren kann!" - "Das weiß ich und ich weiß es auch zu schätzen, Michael. Und ich hätte da noch eine Frage. Wenn du deinen Mentor zu Grabe trägst, darf ich dich dabei begleiten?" Ich hatte nicht mit dieser Frage gerechnet, weshalb ich nicht sofort antworten konnte und einmal runterschluckte. "Ich meine, nur wenn du das möchtest, Michael, ich möchte dir da nicht zu nahe treten!" - "Das tust du nicht, mein Junge. Ich bin sehr stolz auf dich und ich freue mich, wenn du uns zur Verabschiedung begleitest..."
Fanni und Tom sollten noch eine Weile unsere Gäste sein und Selina, Melina und ich versorgten abends alle mit Essen. Tom half auch mit und alberte mit Melina herum während Selina und ich den Abwasch machten. Fanni ließ mehrmals vernehmen, dass sie schon lange nicht mehr so glücklich gewesen sei und dass sie nun beruhigt dem Tod entgegensehen könne. Sie war sich nun sicher, dass aus ihrem Tommy etwas Anständiges würde. Selina stellte fest, dass Fanni bisher fast überhaupt nicht ärztlich betreut worden war und schlug vor, sie ein oder zwei Wochen lang zu beobachten und medikamentös einzustellen. Sie könne noch sehr lange leben, wenn sie richtig behandelt wurde und sich an ein paar Regeln hielte.
Es war ein sonderbarer Sonntag geworden und doch einer, der absolut wünschenswert endete. Denn auch, dass Horst endlich heimgegangen war, hatte letztendlich etwas Gutes. In der kommenden Woche, würde ich mich um die Verabschiedung dieses großartigen Mannes kümmern und ich musste Mirko davon in Kenntnis setzen. Langsam sah es so aus, als würde sich alles zum Guten wenden. Ich würde dafür sorgen, dass Tommy eine gute Ausbildung erhält und Selina würde seine Oma fit machen. Unser kleiner Sonnenschein würde heuer noch in den Kindergarten kommen und Selina und ich würden weiterhin unzähligen krebskranken Menschen Linderung oder Heilung bringen können und Martin Bückers Behandlungsmethode nach Europa auch weltweit zum Einsatz bringen. Auch war die Zeit nicht stehengeblieben was den Automarkt betraf. Elektroautos waren in aller Munde und die Angebote internationaler Automobilhersteller ließen großen Erfolg für meine Antriebstechnik und die Speichermethode erwarten. Zehn Jahre nach dem Attentat auf mich, standen wir in etwa dort, wo wir uns vor viereinhalb Jahren hingeträumt hatten, meine Frau und ich. Selina und ich standen nun an der Spitze eines mittlerweile europaweit angesehenen "Familienunternehmens". Die Bückerstiftung hatte enormes PRESTIGE erlangt...