Mein Allerliebster, mein Ein und Alles, du, nach dem sich jede Faser meines Körpers, mein Herz und die unergründlichsten Tiefen meine Seele sehnen!
Wisse, ich bin am Ende meiner Kräfte angelangt, und obwohl es mir ein Loch in die Brust reißen wird, muss ich dich bitten, diese unselige Liaison zu beenden. Ich ertrage es nicht länger, zu sehen wie du leidest, wenn wir nicht zusammen sind. Deine versteckten Blicke wie durch einen Schleier unterdrückter Tränen, wenn sie mich treffen, schneiden mich entzwei. Lieber will ich ohne dich leben, als länger in dieser schmerzlichen Starre unseres Unglücks zu verharren. Die einzige Hoffnung für einen jeden von uns, sehe ich in der Trennung.
Mein Vater wird es zu arrangieren wissen, dass sich unsere Wege nicht mehr kreuzen. Ich habe ihn bereits gebeten, mir ein Kommando zu übertragen, das mich weit fort führt von hier. Noch hegt er keinerlei Verdacht und empfindet, so scheint es, sogar eine Art Genugtuung über meine späte Vernunft, wie er meinen Entschluss, mich doch für eine Laufbahn beim Militär zu engagieren, nennt. Einen anderen Ausweg aus unserem Verderben gibt es nicht.
Ich weiß, dass du mich für diesen Plan, für diesen Brief und für meine Eigenmacht in dieser Sache hassen wirst und das ist gut so. Du wirst mich vergessen und, so Gott will, dereinst deinen Frieden im dir vererbten Amte und an der Seite einer treuen Gattin finden. Dies wird mir ein Trost sein, wo auch immer ich bin. Was mir bleibt ist die wunderbarste Erinnerung an die von dir geraubten Küsse und die Nächte voller verbotener Leidenschaft, die uns so schicksalshaft verbunden hat. Dein Hass gegen mich wird dich läutern, so wie es für mich die Zeit tun wird. Und irgendwann, wirst du den alten Mann gar nicht erkennen, der heimlich an einer dunklen Ecke steht oder hinter einem Strauch und zu dir blickt, umringt von einer fröhlichen Kinderschaar aus Enkeln.
Bleibe du wie du bist und wenn du es in dir finden kannst, bete für mich.
In tiefster Verzweiflung und größter Liebe,
dein Luis.