Leider wahr.
Der Prompt heute erinnert mich an ein Erlebnis in Island.
Damals war ich mit einer Freundin auf Tour in unserem Jeep, den wir extra für das Hochland gekauft hatten. Es gibt auf Island gewisse Pisten und Strecken, die darf man nicht mit einem Mietwagen befahren, also dachten wir uns, da brauchen wir eben unseren eigenen Wagen für die Sprengisandur oder auch Torsmörk. Das Problem sind die zahlreichen Furten, die man auf dem Weg überqueren muss und häufig überschätzen Touristen ihre Fähigkeiten oder die ihres Mietwagens. In dem Fall säuft dann die Karre an der tiefsten Stelle ab und die Touris stehen pitschnass am Ufer und warten auf Hilfe.
Wir waren jedenfalls gut gerüstet und ich hatte extra einen Kurs für Offroad-Fahren auf einem ehemaligen Kasernengelände in NRW gemacht. Ich hatte also in etwa eine Ahnung von dem , was unser Auti konnte.
Um für die Sprengisandur (ca 280 Km Geröllwüste, größte Wüste Europas) noch etwas zu üben, beschlossen wir, nach Landmannalaugar zu fahren. Auf dem Weg dorthin kommt man durch mehrere Furten, die in aller Regel gut zu fahren sind. Außerdem lockten dort die wunderschönen vielfarbigen Berge und der berühmte Badeplatz. Geothermales Wasser vermischt sich dort mit dem Fluss, der sich durch das Tal schlängelt. Der Ort selbst ist so eine Art Basiscamp für die Wanderung nach Torsmörk oder bis Fimmvorduhals, der Hütte, von wo man damals die Eruption des Eyafjallajökull so spektakulär sehen konnte.
Wir hatten die Wanderung schon mal gemacht und wollten nur zum Baden kommen. Keine Ahnung, ob ihr wisst, worauf man sich dabei in Island einlässt: In aller Regel ist das ein Gruppenerlebnis, zumindest an einem Ort wie Landmannalaugur, wo wie Menschen zusammenkommen. Am Abend saßen wir mit etwa dreißig anderen schön dicht zusammen in dem heißen Fluß und genossen den Gesang der russischen Truppe, die auch für genug Bier gesorgt hatte. Über uns funkelten die Sterne und oben an den Bergen glitzerten noch Reste von Schnee. Nicht ungewöhnlich, selbst im Hochsommer. Wie wir alle fröhlich badeten, hörte man aus der Ferne das Geräusch von Hubschraubern, die sich näherten. So etwas hatten wir noch nicht erlebt. Erst wurden ein paar Witze darüber gerissen, dass es womöglich ein paar Superreiche waren, die sich einen Rundflug gönnten. Allerdings hatte auch noch keiner der Anwesenden so etwas schon erlebt. Dann vermuteten wir, dass die Hubschrauber beim Camp landen würden. Vielleicht gehörten sie dorthin oder wollten dort Zwischenstation machen.
Kann sein, dass von den anderen im heißen Bad, vielleicht die Russen, die keiner verstand oder die Japaner, etwas darüber redeten, was es noch sein konnte. Möglicherweise waren wir auch zu fröhlich und etwas zu sehr beschwippst, um auf etwas Böses zu kommen. Jedenfalls war der Anblick von Hubschraubern, die mit Blinklichtern und Scheinwerfern über unsere Köpfe hinwegflogen, ein nettes Spektakel.
Erst nach unserer Rückkehr aus dem Hochland erfuhren wir, dass das ein Rettungseinsatz war und noch dazu einer, der zu spät kam. Drei französische Wanderer waren kurz vor dem Camp vom Weg abgekommen, über ein Feld von Restschnee gerutscht und zwei von ihnen bis in den Fluss, weiter oberhalb, wo noch kein Zulauf von heißem Wasser ihn erwärmte. Dort waren sie unter die Eisdecke geraten und darunter ertrunken.
Ich glaube, das war das erste Mal, dass ich die potentielle Gefahr in der isländischen Natur verspürt habe. Im Grunde bin ich kein ängstlicher Typ. Ich bleibe auch ruhig, wenn mir beim Tauchen ein Hai begegnet. Aber die Vorstellung von einem Tod durch Ertrinken unter Eis, die hat mich damals fertig gemacht. Und mehr noch, dass wir alle so lustig beim Baden waren, als es irgendwo weiter oben am Berg passierte.