Libellen auf dem Finger - noch ein Grund, die Welt zu retten.
Ich hatte in meinem Leben schon mehrmals das Glück, eine Libelle auf meiner Hand sitzen zu haben. Man muss sich dann ganz ruhig verhalten, dann kann man sie langsam vor seine Augen führen und sie in Ruhe betrachten. Mich erfüllt so ein Augenblick mit Ehrfurcht und Glück. Es ist nicht nur das Farbenspiel der riesigen Augen, es ist das Bewusstsein, einem Lebewesen zu begegnen, ja, ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Hand zu reichen, dessen Vorfahren schon seit über 300 Millionen Jahren fast unverändert auf unserer Erde existieren*. Eine Zeit, in der noch lange keine Dinosaurier existierten und wir unsere Vorfahren wohl als Eidechsen identifiziert hätten. Eine Zeit, in der die Wälder standen, deren Kohle wir jetzt verheizen. In diesem Moment empfinde ich eine Ahnung von Ewigkeit, von Beständigkeit. Und ich freue mich, dass dieses kleine Wesen mich nicht als Gefahr betrachtet sondern meine Hand als einen sicheren Rastplatz annimmt. Natürlich, dieses Exemplar hat nicht mehr lang, es wird noch ein oder zwei Wochen leben, aber mit einiger Wahrscheinlichkeit hat es sein Leben weitergegeben. Seine Kinder werden aus den Eiern schlüpfen, sie werden in ihrem Teich räubern und jagen, so wie es ihrer Natur entspricht, sie werden leben und wachsen. Wer sie sieht und nicht kennt wird sie vielleicht als eine Miniausgabe eines unheimlichen Aliens betrachten - denn wie vielen Menschen sind heute Horrorfilme vertrauter als Teiche? Wieviele Kaulquappen und Jungfische sie wohl erbeuten werden? Und trotzdem, sie trägt nicht die Schuld daran, wenn die Frösche weniger werden. Und ich wünsche mir, dass in vielen Jahren meine Enkelin an dieser Stelle sitzt und dann das Glück hat, einen der Ur-ur-ur-ur-----urenkel dieser Libelle auf seiner Hand sitzen zu haben. Und sie wird nichts ahnen vom räuberischen Leben dieses Geschöpfs, sondern die Idylle des Teiches genießen.
Für mich ein wichtiger Grund, die Welt zu retten.
Welche Nummer ihr ihm wohl gebt?
Dazu noch zwei Bilder:
* Und ich meine hier nicht die spektakulären Riesenlibellen Meganeura, denn wie waren keine "Großausgaben" unserer Libellen sondern besaßen einige wesentliche Unterschiede.