Es war der erste richtige Frühlingstag, die Sonne strahlte und schien blendend und warm auf den Garten. Ein Tag zum rausgehen. Seit etwa zwei Wochen kamen nun auch die Krokusse hervor und streckten ihre leuchtend gelben und lilanen Blüten in dichten Büscheln in die Welt, der Sonne etgegen. Um die Krokusse summte es von Bienen und die Welt schien einen Moment satter Zufriedenheit zu bieten. Auf einem der Krokusbüschel entdeckte ich ein große Hummel die sich am Nektar labte. Ich beugte mich hinab um sie näher zu betrachten, da viel mir zuerst ihre fast schwarze Fabe, dann ein metallisch lilaner Schimmer auf. Nein, das war keine Hummel, das musste eine Holzbiene sein. Ich kannte Holzbienen aus Urlauben in mediterranen Ländern - aber in Deutschland hatte ich noch nie eine gesehen.
Das Tier blieb zwar bei den Krokussen, wechselte aber beständig die Blüten und so gelang es mir nicht, ein scharfes, bildfüllendes Foto davon zu machen um es genau zu bestimmen. Dabei gibt es in Deutschland nur drei Arten von Holzbienen. Da Anfang März anscheinend nur Xylocopa violacea fliegt, tippte ich auf diese Art.
Es gibt nicht so viele Insektenarten in Deutschland, die durch ihre Schönheit bestechen, wie etwa der metallisch grün glänzende Moschusbock, die Holzbienen gehören aber sicher dazu. Ihre beeindruckende Größe, ihre elegante schwarze Färbung mit dem metallisch lilanen Glanz lassen sie als etwas besonderes erscheinen. Bislang kamen sie in Deutschland vor allem in wärmebegünstigten Lebensräumen vor - und nicht im rauen Oberbayern. Vielleicht ist es eine Folge des Klimawandels, wenn sie jetzt auch hier auftritt. Ein weiterer Grund für ihre Seltenheit liegt darin, dass ihre Larven sich in Totholz entwickeln. Wie auch große Käfer wie etwa der Hirschkäfer leiden sie darunter, dass unsere Wirtschaftswälder sauber ausgeräumt werden und es dort kaum verottendes Holz gibt, indem sich die Larven dieser Insekten entwickeln können. Ich habe im Garten zwar einen Stapel aus Ästen - aber ich nehme an, dass diese viel zu dünn für eine Holzbiene sind. Ob sie sich in der langsam verrottenden Holzpergola breitgemacht hat? Anscheinend werden Holzbienen in manchen Gegenden der USA schädlich, weil sie in Holzhäusern nisten. Interessant ist dabei, dass die Larven nicht vom Holz selber sondern von Pollen leben und das Holz nur als geschützte Kinderstube dient.
Systematisch gehört die Holzbiene zu den echten Bienen, lebt aber - im Gegensatz zu den Honigbienen und Hummel solitär, so wie die meisten Wildbienenarten. Interessant fand ich, dass diese wundervollen Tiere wohl wegen ihrer Größe auch unter der Bezeichnung "schwarze Hornisse" bekannt sind - obwohl sie mit ihren massigen, bepeltzen Körpern gar nicht an diese erinnern. Sie können zwar stechen, sind aber äußerst friedfertig.