Sommer im Garten, nicht nur ein Paradies für Zecken - und Borreliose hatte ich schon - nein, heute sind die Mücken wieder extrem aggressiv. Ich bin zwar ein großer Insektenfreund - aber hier hört die Freundschaft aus. Da - wieder eines dieser Viecher auf dem Arm. Ich will schon danach schlagen doch dann sehe ich genauer hin! So ein Tier hab´ ich doch schon mal gesehen - die langen, geknickten Fühler, die vier langen, extrem zarten Beine und und dann der Körper mit der typischen gealteten Flügelhaltung und dem auffälligen Brustschild. Nein, eine Mücke ist das nicht. Das Tierchen ist sehr zart gebaut und winzig. Der Körper nur etwa einen halben Zentimeter lang und dennoch fallen die beiden nach vorne gehaltenen kurzen Vorderbeine und der nach hinten gekrümmte Saugrüssel auf.
Hier ein Prachtexemplar mit typischer Haltung der Vorderbeine:
https://warehouse1.indicia.org.uk/upload/16/32/07/o_1ffvm7mqn1dnd1jnpbdc1gt0f02k.jpg
Es ist eine Wanze, ganz klar - nur welche? Es gibt ja etwa 400 Wanzenarten in Deutschland, die leider durch eine einzige Art, die Bettwanze in Verruf gebracht werden. Dabei sind es zum Teil sehr schöne und interessante Tiere. Ja und jetzt muss ich wieder die Literatur wälzen um die Art zu bestimmen. Schließlich lande ich bei der Gattung Empicoris, die Art kann ich nicht bestimmen, denn das Tierchen ist schon lange verschwunden und außerdem bräuchte ich dazu eine gute Stereolupe. Empicoris gehört zu den Raubwanzen, die typisch nach vorne gehaltenen Vorderbeine dienen zum Fangen der Beute, sie erinnern an die Fangbeine der Gottesanbeterin nur sehr viel zarter und im Mikromaßstab. Der kräftige Saugrüssel dient zum Aussaugen der Beute - Wanzen besitzen keine Kiefer und können nicht kauen oder die Beute mit dem Munde festhalten. Die meisten Wanzen sind jedoch keine Räuber sondern harmlose Pflanzensauger und kräftige, fast wuchtige Tiere.
Ich lese nach, welche Beute diese so zerbrechlich wirkenden Räuber damit wohl erbeuten. Offensichtlich fangen sie damit vor allem Staubläuse. Über diese Winzlinge habe ich hier schon mal geschrieben (https://belletristica.com/de/chapters/305126-vom-leben-in-buchern/edit). Ja, das kommt mir glaubwürdig vor, denn Staubläuse leben nicht nur in Büchern sondern sind in der Natur überhaupt nicht selten - sondern nur so klein, dass sie leicht übersehen werden.
Hier noch ein nettes Bild: Eine Empicoris-Larve (hat noch keine Flügel!) begegnet einem Nachtfalter:
https://live.staticflickr.com/65535/14113570308_a179586ab4_h.jpg
Ansonsten ist über das Tierchen nicht all zu viel in Erfahrung zu bringen. Offensichtlich ist es fast über die ganze Nordhalbkugel verbreitet. Ich stelle mir nur vor, wie winzig die Larven am Anfang sein müssen und welcher noch kleineren Beute sie wohl nachstellen?