Manch einem mag sie an einem sonnigen Tag schon aufgefallen sein - jene gefährlich aussehende Kreatur, die gerade noch in der Luft schwebend, sich auf einer Blüte niedergelassen hat. Ein Wesen, welches man nicht so recht einordnen kann: ein plumper, wollig behaarter Körper, fast wie eine kleine Hummel und ein stachelartiges Mundwerkzeug, das körperlang, starr wie eine Waffe, ein Dolch, nach vorne ragt. Welche Tiere sollen damit wohl getötet werden oder wessen Blut soll damit gesaugt werden? Wie mag ein Stich mit diesem Stachel schmerzen?
Doch weit gefehlt, das Tierchen könnte harmloser nicht sein, der lange stachelartige Saugrüssel dient lediglich dazu aus Blütenkelchen Nektar zu saugen. Damit das besser funkrioniert beherrscht es das Kunststück in der Luft auf der Stelle zu schweben.
Hier eine Abbildung eines Tieres im Flug - ganz typisch ist, wie es die Hinterbeine - lässig - nach hinten oben streckt.
Betrachtet man das Tier etwas näher bemerkt man, dass es nur ein Paar Flügel besitzt, die seitlich abstehen und große halkugelförmige Augen. Beide Merklmale und auch die Fühler weisen das Tier als zur großen Ordnung der Zweiflügler gehörig aus, jener Insektenordung, die auch die Fliegen, Mücken und Bremsen umfasst.
Ich finde, dass die Wollschweber zu den coolsten Erscheinungen der heimischen Insektenwelt gehören. Doch so harmlos sie für uns Menschen sind so gefährlich sind ihre Larven jedoch für eine Reihe von anderen Insekten. Diese leben nämlich parasitisch von den Larven vieler anderer Insekten, der abgebildete Große Wollschweber etwa ernährt sich von den Larven vieler Wildbienen. Zuerst frisst er deren Nahrung weg, dann vergreift er sich an den larven selbst. Ich habe hier schon öfter über Tiere geschrieben, die sich an Wildbienen vergreifen - bleibt nur zu betonen, dass alle diese Tiere ihrer Natur folgen und nicht verantwortlich für den Rückgang der Wildbienen sind. Daran ist leider der Mensch schuld, indem er - vor allem durch die Intensivlandwirtschaft- deren Lebensräume und Nahrungsgrundlage immer weiter zurückdrängt.
Hier eine Abbildung von Wollschweberlarven: https://image.jimcdn.com/app/cms/image/transf/dimension=1070x10000:format=jpg/path/s16b04dda6d9364bd/image/ifff0631a5e6945fe/version/1647373022/image.jpg
Auch wenn uns eine parasitische Lebensweise unsympathisch und grausam erscheint, in der Natur sind die verschiedensten Arten von Parasitismus verbreitet und sogar Parasiten werden von Parasiten befallen - das nennt dann Hyperparasitismus. Parasitismus ist also der biologische Normalfall und Parasiten haben die gleiche Daseinsberechtigung wie Raubtiere, wie alle Lebenswesen.
Aber wir sollten die Anwesenheit von Wollschwebern einmal anders betrachten, denn schließlich weißt ihr Vorkommen auf größere Wildbienenpopulationen hin - und wenn wir und nicht schon vom Aussehen des Tierchens fasziniert sind - zumindest darüber sollten wir uns freuen.