"Sag mal, was ist denn das für ein Viech?" fragte mich mein Vater und zeigte mir ein totes Insekt in einem Gläschen. "Ist das nicht eine Schabe?" Ich betrachtete es genauer und tatsächlich - es war eine kleine Schabe. Aber halt! Kein "Kakerlaken-Alarm" keine Kammerjäger in der Küche, keine Sorge um die Hygiene! Das Tierchen ist eine einheimische Waldschabe. Eine Ectobius sylvestris oder lapponicus, eigentlich ein zartes hübsches Tierchen. Die Angst vor ekligen Kakerlaken ist ja immer noch sehr verbreitet - und tatsächlich gibt es einige Schabenarten, die unsere Küchen und Bäckereien befallen und verschmutzen können, doch die wenigsten wissen, dass es auch ein paar einheimische Arten von Schaben gibt. Anders als der Name sagt, kommt die Waldschabe auch in Gärten und Parks vor und ernährt sich dort - das machen allerdings die meisten Schaben so - von totem pflanzlichem Material. Die männlichen Tiere sind sehr flink und fliegen - im Gegensatz zu anderen Schabenarten sehr gerne. Eigentlich sind sie absolute Freilandarten und geraten meist durch Lichter angelockt in unsere Wohnungen - und werden dort, wenn nicht ignoriert, sicher oft erschlagen. Schade, denn sie sind absolut harmlos und eigentlich auch kleine Schönheiten in ihrem hübschen hellbraunen. oft gepunkteten Chitinpanzer, obwohl sie natürlich aussehen wie ihre unbeliebten Verwandten. Typisch ist ihr flacher Körberbau, ihre robusten Flügel, die es ihnen ermöglichen, im "Unterholz" herumzukriechen ohne dass sie kaputtgehen. Die Flügel scheinen fast gefärbt und geädert wie ein braunes Blatt im Laubstreu - eine perfekte Tarnung in ihrem Lebensraum. Die langen Fühler, die ihre wichtigsten Sinnesorgane sind und der Kopf, der von oben fast nicht zu sehen ist, weil er vom Halsschild verdeckt wurde. Ebenfalls typisch sind die "Hinterleibsfühlrer", die Cerci, die es ihnen ermöglichen in engen Gängen auch zu tasten wes hinten ist. Ihre Jungen werden in widerstandsfähigen Eipaketen, den Ootheken abgelegt - das machen diese Schaben im gegensatz zu "Küchenschaben" aber nie im Haus. Die kleinen brauchen auch an die zwei Jahre, bevor sie ausgewachsen sind und Flügel bekommen. Schaut also genau hin und freut euch über diese Tierchen!
Und hier noch ein paar Portraits:
Nicht ganz so hübsch und häufiger werdend: Ihr Südeuropäischer Cousin, der sich im Moment bei und ausbreitet, die Bernstein Waldschabe. Sie ist der "Kakerlake" ähnlicher -aber auch ein vollkommen harmloser Zeitgenosse.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Ectobius_vittiventris_012.jpg