„Nein, Hoheit“, sagt der Krieger, der der Anführer der Söldner zu sein scheint. „Tut uns leid, aber wir sind raus.“
„Raus?“, wiederholst du ungläubig. „Der Krieg hat gerade erst begonnen!“
„Wir haben acht verdammte Kristalle gefunden!“ Der Mann schlägt auf den Tisch. Arthrax – wenn du dich recht erinnerst, ist das sein Name – wirkt so zornig, dass du fürchten musst, dass er dir den Hals umdreht.
Seine Schwester legt ihm beruhigend eine Hand auf den Arm, doch er schüttelt sie unwirsch ab.
„Ich sage nur die Wahrheit, Brenna. Du wärst beinahe gestorben. Es reicht!“ Wütend funkelt er dich an.
Allein diese Respektlosigkeit könnte ihn den Kopf kosten – wenn du ein anderer Herrscher wärst.
„Ihr habt viel für Kalynor getan, das sehe ich ein“, sagst du versöhnlich. „Vermutlich habt ihr recht. Den Rest des Kampfes müssen andere führen.“
Die Söldner nicken bestätigend.
„Allerdings könnt ihr euch dem Krieg nicht entziehen“, fährst du fort, worauf sich die Mienen der sechs verfinstern.
Die zweite Frau, Karja, hat sich offenbar deinen Kämpfern angeschlossen. Du musst dem Urteil der fünf anderen in dieser Hinsicht vertrauen. Eigentlich ist diese Sache zu gefährlich, als dass du unbedacht Fremde einweihen würdest – insbesondere aus den Jenseitslanden.
„Ihr lebt in Kalynor“, fährst du jetzt fort. „Ich habe vernommen, was ihr mit den Schöpfersteinen bewirken könnt – und dass nicht jeder diese Macht zu führen vermag. Aktuell seid ihr die einzigen Krieger in Kalynor, die uns mit den Schöpfersteinen helfen können. Folglich werdet ihr in die Armee eintreten.“
Die Gruppe wechselt finstere Blicke. Das hatten sie wohl nicht bedacht, und die Aussicht gefällt ihnen wenig.
„Werden wir denn weiterhin bezahlt?“, fragt die Kriegerin.
„Nach der Entlohnung von Offizieren oder einer anderen hohen Stellung.“ Du nickst. Falur wird vermutlich in die Luft gehen, wenn du deinem Hauptmann von den zusätzlichen Ausgaben erzählst. Aber immerhin: „Das ist weniger, als ihr bisher bekommt, zugegeben, doch ihr werdet auch in einer viel sicheren Position sein, von unseren Soldaten geschützt. Wenn ihr neue Träger für eure Steine findet, könnt ihr meinetwegen auch gehen, doch ihr müsst begreifen, dass ihr auf Abruf stehen werdet, falls einer der Träger stirbt oder ein neuer Stein gewonnen wird.“
Die Söldner nicken widerstrebend. Ihnen ist klar, dass alles andere Landesverrat wäre. Immerhin sollte diese Möglichkeit ihre Lager vereinfachen. Sie wären nicht länge eine kleine Gruppe Spione in der Wildnis der Jenseitslande, sondern ein Teil eurer Armee, geschützt vor jedem Angriff von Außen.
Wie es mit Verrätern in den eigenen Reihen aussieht … das ist eine andere Frage. Doch vor diesen bist selbst du nicht geschützt.
Schwungvoll schiebst du den Stuhl zurück und erhebst dich. „Also gut! Falur wird euch morgen empfangen, auszahlen und zur Hauptstadt begleiten. Wir erwarten euch dort in einer Woche.“ Was großzügig bemessen sein sollte, aber nicht zu großzügig. „Vielen Dank, meine Herren, meine Damen.“ Du nickst ihnen zu und verlässt die kleine Taverne. Ein bitterer Geschmack bleibt zurück, weil deine effektive Spionagetruppe damit aufgelöst ist. Doch im Endeffekt haben die Söldner ihren Zweck erfüllt. Sie haben euch einen massiven Vorteil verschafft. Nun müsst ihr nur noch den kommenden Krieg gewinnen …
~ ENDE ~