Du bist Brenna Sundergeer.
Nur langsam gewinnst du das Gefühl über deinen Körper zurück. Was ist passiert? Du liegst offenbar auf Stroh, ein ziemlicher Schritt zurück von den Daunendecken der Zwerge, die du in der vergangenen Nacht genießen durftest.
War es überhaupt die vergangene Nacht? Langsam kehren die Traumbilder zu dir zurück. Oder ist es die Wahrheit? Der gescheiterte Diebstahl des Schöpfersteins, die Flucht, der Drache, die Kanalisation … Nein, das ergibt dann nach einer Weile des Nachdenkens doch zu viel Sinn, um ein Traum zu sein. Hast du wirklich einem Drachen gegenübergestanden? Gestern?
Nach diesen Bildern reißt dein Gedächtnis ab. Du erinnerst dich, auf einem Stück Holz über einen schwarzen Ozean getrieben zu sein. Doch in der Nähe von Barkan’dor liegt kein Meer.
Blinzelnd versuchst du, deine Augen an das Licht zu gewöhnen. Dieses fällt durch ein Fenster. Die Welt scheint zu schwanken, vermutlich bist du im Bug eines Schiffes. Dein Zimmer ist jedoch sehr geräumig. Das Strohlager liegt in einer eckigen Kammer mit dem großen, ebenfalls eckigen Fenster – ungewöhnlich für ein Schiff – durch das dich Sonnenstrahlen blenden. An den Wänden reihen sich Besen und Kehrschaufeln, von denen offenbar einiges an die Seite geräumt wurde, um Platz für dein Bett zu machen.
Du bist also in einer Abstellkammer. Rasch überprüfst du deine Hände, doch du bist nicht gefesselt. Stattdessen erschrickst du davor, wie dünn deine Finger sind.
Was ist geschehen? So viel nimmt man doch nicht an einem einzigen Tag ab! Allerdings trägst du immer noch die gleiche Kleidung wie in Barkan’dor. Zugegeben, die hast du auch in den Wochen davor getragen.
Du öffnest den Mund, eher instinktiv als aus einem besonderen Grund, und merkst, wie pelzig und trocken sich deine Zunge anfühlt. Jetzt spürst du auch den Durst in deiner Kehle kratzen und das Rumoren deines hungrigen Magens.
Kratzen in der Kehle … Dieses Gefühl bringt deine Erinnerungen zurück. Du erinnerst dich wieder an den Gestank in der Kanalisation. Und dann bist du wie ein Kleinkind aus dem Sattel gefallen! Du hast die Brühe verschluckt.
Würgend setzt du dich auf, doch es scheint nichts in deinem Magen zu sein, was du ausspucken kannst. Vorsichtig erhebst du dich. Deine Beine fühlen sich zittrig an. Das Gefühl des schwankenden Schiffs wird erst stärker, dann verblasst es völlig.
Du bist gar nicht auf See. Du bist in einem ganz gewöhnlichen Zimmer! Langsam stakst du auf die Tür zu und rüttelst am Griff.
Nicht abgeschlossen. Du bist also auch nicht gefangen genommen worden. Vorsichtig ziehst du die Tür auf.
Ein enger Gang liegt dahinter, vollgestellt mit Putzutensilien. Du willst dazwischen hindurch, stößt aber gegen einen Mob, dessen Stiel klappernd auf dem Holz aufschlägt.
Schritte nähern sich. Du hörst das charakteristische Geräusch, mit dem eine Klinge aus der Scheide gezogen wird.
„Wer ist …?“
„Arthrax!“ Du siehst auf, als du die Stimme deines Bruders erkennst. Er kommt, Seite an Seite mit Karja und Elred, in den Gang gelaufen. Alle haben ihre Waffen gezückt, die sie jetzt erleichtert einstecken. Arthrax tritt vor dich und zieht dich in eine Umarmung, die dir die Rippen zu brechen scheint. Du würdest sie erwidern, so wie immer, aber so fest du auch drückst, er scheint es nicht einmal zu spüren.
„Es geht dir gut!“, seufzt er erleichtert gegen deinen Hals. Dann setzt er dich ab – dein kleiner Bruder hat dich tatsächlich vom Boden gehoben! – und wirbelt zu dem Elfen und der Piratin herum.
„Wo wart ihr? Ich dachte, es soll immer einer bei ihr sein, falls sie Hilfe braucht!“
„Ich war nur kurz …“, setzt Elred an.
„Ich habe euch vertraut!“, knurrt dein Bruder. „Euch beiden!“
„Arthrax, ich war nur eine Minute …“ Auch Karja lässt er nicht aussprechen.
„Könnt ihr nicht einmal diese eine, einfache Aufgabe erfüllen?“
Während er weiter schimpft, betrachtest du deinen Bruder von der Seite. Er hat tiefe Schatten unter den Augen. Vermutlich war er die ganze Nacht wach. So, wie es klingt, haben Elred und Karja ihn gemeinsam überzeugen müssen, dein Lager zu verlassen und sich etwas Ruhe zu gönnen.
Du legst ihm die Hand auf den Rücken, worauf er sofort verstummt.
„Habt ihr etwas zu essen?“, bittest du leise.
Die drei führen dich in den Schankraum, den du auf den zweiten Blick erkennst. Du warst schon oft hier und bist hier auch schon oft mit pelziger Zunge aufgewacht, allerdings hast du ihn meist von der anderen Seite her betreten.
Die Taverne zum Teufelsochs! Also seid ihr wieder in Kalynor. Die Frage, was geschehen ist, hebst du dir allerdings noch einen Moment auf. Du setzt dich an euren Stammtisch, wenig später bringt der Wirt lauwarmen Braten vom Vortag und ein frisches Bier.
„Auf’s Haus“, brummt der Mann. „Schön, dass es dir wieder gut geht.“
Du kennst den Wirt nicht beim Namen, aber zum ersten Mal wird dir klar, wie oft ihr eigentlich hier seid. Er ist fast schon ein Teil eurer kleinen Gruppe. Mit einem schwachen Lächeln dankst du ihm, während deine Gedanken schon um das Fleisch kreisen. Du hast wirklich Hunger!
Zwei Teller später lehnst du dich zurück. Allyster und Aji sind ebenfalls aufgetaucht. Der Magier fragte dich so besorgt, wie es dir geht, dass man meinen könnte, du wärst dem Schnitter vom Sensenblatt gesprungen.
„Was ist eigentlich passiert?“, fragst du also, satt und bereits angenehm benebelt vom fünften Bier. Das ist stark verwässert – und auch der Braten schmeckte letztendlich nicht so gut, wie ihr es gewohnt seid – aber es ist trotzdem eine Mahlzeit, an die du dich immer glücklich zurückerinnern wirst.
Jetzt fühlst du dich bereit für die Wahrheit.
„Das erzählen am besten deine feinen Freunde“, knurrt Arthrax mit Blick zu Elred und Karja.
Pairing-Entscheidung!
Wähle eines der folgenden Pairings, das für das nächste Kapitel canon sein soll.
- Kein Pairing. Lies weiter in Kapitel 4.
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- Das Pairing Brenna & Karja. Lies weiter in Kapitel 5.
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- Das Pairing Brenna & Elred. Lies weiter in Kapitel 6.