Du bist Aji.
Unauffällig tastest du nach der Scheibe des Obsidians unter deinem Hemd. Während Allyster versucht, die beiden Fremden zu beruhigen, schließt du die Finger um deinen neuen Kristall. Du kannst die drei Leute um dich herum spüren. Allysters Ängste streifst du nur flüchtig – du spürst Verwirrung über die Natur der Magie. Die Erkenntnis, dass es auch andere Zauberei gibt als die, die er gelernt hat, hat ihn offenbar zutiefst erschüttert.
Doch dein Fokus liegt auf den Fremden. Sie haben tatsächlich keine Angst vor dir, einem ‚Spion‘ der Jenseitslande. Eher scheinen sie eine Gruppe Bewaffneter zu fürchten. Du nimmst ihre Angst nicht direkt als Visionen wahr, nur als wage Eindrücke, trotzdem siehst du Soldaten, die Frauen und Kinder bedrohen. Eine Gruppe, die im Sumpfland aufgetaucht sein muss.
Du konzentrierst dich auf diese Gefühle. Im nächsten Moment stehen mehrere Bewaffnete neben dir. Sie tragen zusammengewürfelte Rüstungen und schartige Waffen, ihre Kleidung ist schmutzig und zerrissen. Offenbar sind sie Deserteure der kalynorischen Armee. Je mehr Energie du in den Obsidianspiegel fließen lässt, desto detaillierter wird das doppelte Dutzend, das sich nun im Schankraum befindet.
Einer, offenbar ihr Anführer, der von mehreren länglichen Narben im Gesicht gezeichnet ist, grinst breit.
„Ihr habt versagt“, flüstert er. „Jetzt können wir uns mit den Mädchen vergnügen!“
Die Worte legst du ihm nicht in den Mund. Das alles geschieht ohne dein Zutun, nur genährt von der Angst, die die beiden Männer haben. Sie können die Deserteure wohl nicht zurückzahlen. Da du nichts über sie weißt, übernimmst du auch nicht die Kontrolle über die Albträume. Du lässt den Stein wählen.
„Ich will die kleine Blonde“, sagt ein anderer Geist und leckt sich grinsend über aufgesprungene, dicke Lippen.
„Nein!“, heult der bärenartige Fremde auf. Plötzlich hält er einen Dolch in der Hand und stürzt sich auf die Gespenster, die du heraufbeschworen hast.
Allerdings fliegt er mit gezücktem Dolch durch den Anführer hindurch – und direkt auf dich zu. Ehe du noch reagieren kannst, prallt der Mann gegen dich. Ein scharfer Schmerz durchzuckt dich, als der Dolch in deinen Bauch eindringt.
Mit aufgerissenen Augen starrt ihr einander an, der bepelzte Betrunkene und du. Neben dir ist Allyster aufgesprungen und brüllt nach Arthrax. Doch du weißt, dass es kein Gift ist, das dich verletzt hat.
Der Betrunkene springt auf, reißt den Dolch dabei zurück und taumelt rückwärts. Die beiden Männer fliehen aus der Taverne, während die überwiegend betrunkenen Gäste sich verwirrt umsehen. Allyster reißt dich in seine Arme, was deinen Bauch noch schmerzhafter aufflammen lässt.
Du tastest nach der Wunde und fasst in eine Pfütze aus Blut. Viel zu viel davon läuft bereits über deine Beine und tropft zu Boden. Beim Herausziehen hat der Fremde deine Haut noch weiter aufgerissen.
Du holst Luft und wimmerst vor Schmerz.
„Aji … nein, bleib bei mir.“ Allyster beugt sich über dich. „Aji … Aji!“
In der Taverne wird es immer dunkler. Dein Blick irrt davon und richtet sich auf eine der Öllampen, die du über Allysters Schulter siehst. Zuletzt spürst du, wie der Obsidianspiegel aus deiner kraftlosen Hand rollt.
Dies ist kein Canon-Ende, deswegen gibt es hier keine Fortsetzung.
Wähle eine andere Option für Aji, um das Zwischenspiel abzuschließen!
Vielen Dank fürs Lesen und viel Spaß beim Weiterspielen!