Durch tiefen Schnee zu wandern, kann ziemlich anstrengend sein. Jedenfalls wenn man bei jedem zweiten Schritt tief einsackt und sich erschreckt. Die Knie ordentlich heben muss und einem Wind entgegen bläst. Manodriil brauchte schon nach einigen Minuten eine Pause. Er blieb stehen und wischte sich die Flocken aus dem Gesicht. Diese Kälte! Bestimmt war sein Gesicht längst dunkelrot. Und seine Zehen blau. Dem Drachen schien nichts von allem etwas auszumachen. Rückblickend sah der Junge, dass dessen Fußstapfen nicht einmal sonderlich tief in die Schneedecke eingedrückt waren. Erstaunlich! Dabei war das Wesen sicherlich um ein Vielfaches schwerer als er selbst. Auch wenn das Gewicht auf doppelt so viele Beine verteilt wurde, die Fläche der säulenartigen Füße eine breitere Fläche abdeckten: Insgesamt sollte ein Vielfaches an Druck entstehen. Also wieso sackte der Drache nicht tiefer ein?
Statt einer Antwort blies der ein paar Rauchwolken in die Luft und stapfte einfach weiter. Seine Flügel hatte er dicht an den Körper angelegt, sein langer Hals wand sich mal hierhin, mal dorthin, als wolle er die Umgebung, dieses ewige Weiß ganz genau beäugen.
Manodriil folgte dessen Rundsicht und stellte vielleicht zum ersten Mal fest, dass sie tatsächlich eine enorme Aussicht bis weit ins Land hatten. Fantastisch! Grüne Hügel, glitzernde Seen, ein Fluss, der seine weiten Bögen durchs Land zog, einige schroffe Hänge von blankem Fels, von denen fantastische Wasserfälle herabsprangen - und all das überspannt von dem wundervollen Blau des Himmels. Sein Herz hüpfte vor Freude bei dem Anblick dieser Szene.
Da der Drache einen guten Vorsprung erwandert hatte, während der Junge schaute, beeilte er sich hinterherzukommen. Etwas zu hastig: Er trat in einen der Drachen-Fußabdrücke, brach durch den Schnee und schrie. Der Schnee unter ihm gab nach und er stürzte hinab in einen Hohlraum. Halb fiel, halb glitt er an dessen Rand hinab. Seine Angst, sein Schreck und Schmerz ließen ihn unartikuliert brüllen.
Eine Rauchwolke blies ihm von oben ins Gesicht, als er zum Stillliegen kam. Er blickte auf ins Maul des Drachen, das sich ihm näherte. Verhornte Lippen griffen nach ihm, aber er wich hastig zurück. Tatsächlich hatte er Angst, gefressen zu werden. Der Drache zog sich zurück. Lange genug, dass Manodriil zu Besinnung kam.
Er schalt sich selbst, dass er seinem Freund nicht vertraut hatte, als der ihn einmal mehr retten wollte. Dann tastete er seinen Körper ab, stellte fest, dass nichts gebrochen war, und richtete sich langsam auf und schaute sich um. Eine lang gestreckte Höhle aus Eis! Manche Flächen spiegelblank reflektierten ihm ein Bild eines Jungen, nicht so dick, wie er sich fühlte, mit zerzausten Haaren und aufgerissenen Augen. Er glättete seine Frisur mit den Händen und biss sich auf die Lippen. Wie sollte er hier herauskommen, nachdem er die angebotene Hilfe verweigert hatte?
"Hallo! Drache? Drache, hörst du mich?"
Aber nur sein eigenes Echo antwortete. In der Stille hörte er Tropfen tauenden Eises fallen.
Nach einer Weile entschloss er sich, dem Eisspalt zu folgen. Er nahm die Richtung, von der er glaubte, dass sie der Wanderung zum Gipfel entsprach. Warum wusste er selbst nicht so genau.