Als er die Augen wieder aufmachte, war Manodriil enttäuscht. Er schien alleine zu sein. Langsam machte er sich daran, aus Rindenstücken und Schafsködeln ein Feuer zu machen. Das gelang sogar ganz gut. Er schaute sich um, ob der Drache vielleicht zu sehen wäre. Aber der Nebel um ihn war undruchdringlich. "Schade", murmelte er und zog einen weiteren Fruchtstreifen aus seiner Jackentasche. Dabei merkte er, dass es der letzte war.
Rauh-rissige Lippen versuchten, sie ihm aus der Hand zu nehmen: Der Drachenkopf!
Erfreut stand er auf und wollte den Drachen streicheln. Aber der entzog sich und den Fruchtstreifen, den er mit einer schnellen Kopfbewegung ins Feuer schleuderte.
"He! Das war der letzte!" Der Junge wollte die Frucht aus dem Feuer retten, aber der Drache hielt ihn zurück. "Na, auch egal, ob ich heute oder gestern zum letzten Mal esse", sagte er irgendwann resigniert.
Der Drache blies blaugrauen Rauch ins Feuer. Der Fruchtstreifen bekam aderartige Risse und knackte.
Zusammen schauten sie dem Feuer zu bis es nur noch leicht glomm. Dann schlief der Junge ein.
Zu seinem Erstaunen blickte er beim Aufwachen in einen blauen Himmel. Der Boden unter ihm war trocken. Aber am wunderlichsten fand er, dass dort, wo das Feuer war, ein dünner Baum wuchs. Ein Baum mit einer kugelförmigen, grünen Krone. Ein Manoori-Bäumchen!?
Offenbar stand er auf der höchsten Stelle eines flachen Hügels, an dessen Fuß der Nebel begann. Vom Drachen war nichts zu sehen. "Schade", seufzte der Junge und setzte sich so unter den Baum, dass er sich gegen dessen Stamm lehnen konnte. Der schien permanent zu wachsen und strahlte etwas zuversichtliches aus.
Plötzlich bebte der Boden. Vier Säulen und ein schuppiger Schwanz kamen in Sicht.
"Mein Drache!" Manodriil sprang auf, um den Ankömmling zu umarmen. Der pustete ihm warmen Atem ins Gesicht. Auge in Auge verweilten sie.
Manodriil bekam Hunger.
Der Drache schubbste ihn in Richtung Baum.
"Da sind doch keine Früchte dran", protestierte Manodriil, aber er langte hoch und bekam einen Zweig zu fassen, der sofort abbrach. "Oh!" Erstaunt sah er zu, wie an dem Zweig drei verschiedene Fruchtsorten zu wachsen begannen: Eine Manoori, zwei kleinere dunkelrote Kuli-Beeren und eine große Booamo. Der Junge kostete eine Kuli-Beere, das erste frische Obst, seit er in dem Sumpf gelandet war! Die andere gab er dem Drachen.
Der kullerte sie auf den Boden und befeuerte sie mit einer blaugrauen Rauchwolke. Sofort platzte die Erde auf und die Frucht schlug vor Manodriils Augen Wurzeln! Aus ihnen wuchs ein Bäumchen.
Nun reichte der Junge auch die Booamo dem Drachen. Doch der biss nur die Hälfte ab und verspeiste sie. Aufmerksam sah er den Jüngling an. Etwas unschlüssig führte er die Frucht zum Mund und biss hinein. Süßherb schmeckte sie. Manodriil ließ nur die Schale übrig.
Die nahm der Drache und ließ sie auf die Erde fallen. Aus seinen Nüstern blies er eine blaue Feurwolke, die die Schale verbrannte, bevor sie die Erde erreichte. Dort, wo die Asche niederfiel, glitzerte es. Die Partikel zogen sich zusammen und ein dritter Baum entstand.
Manodriil kuschelte sich an den Hals des Drachen und schaute den Bäumchen beim Wachsen zu. Als alle drei gleich hoch waren, kletterte er auf den Rücken des Drachen, der sich mit kräftigem Flügelschlag in die Luft erhob. Bald geriet die kleine Insel im Nebelmeer außer Sicht. "Hoffentlich weiß er, was er tut", dachte der Jüngling und drückte sich gegen die Schuppen.