“Schlaf ein wenig – Bruder”, sagte Rako lächelnd zu mir, als die Zeremonie abgeschlossen war und er sich auf den Heimweg machte. Nun liege ich auf meinem Lager und durchlebe die Nacht immer und immer wieder, während meine Fingerspitzen ehrfürchtig über die kühle Oberfläche des Mondamuletts gleiten, das ich nun mein Eigen nennen darf.
Der Augenblick, in dem mich Phexens göttliche Macht das erste Mal erfüllte, hat sich für immer in mein Gedächtnis eingebrannt. Selbst jetzt noch, Stunden nach der nachtfüllenden Priesterweihezeremonie, spüre ich so viel unglaubliche Energie durch meine Adern summen, dass ich einfach nicht schlafen kann. Das Gefühl ist einfach unbeschreiblich, unvergleichbar! Als hätte man mit einem Mal Zugang zu einer neuen Sinneswahrnehmung erhalten! Ich kann Phexens Willen, sein Interesse an manchen Dingen spüren. Manchmal ist es, als lenke er meinen Blick oder meine Schritte zu etwas hin, manchmal, als gebe er meinen Gedanken einen Schubs in eine bestimmte Richtung. Ich kann seine Anwesenheit im Tempel spüren! Und das Wissen um die Liturgien, Mirakel und Zeremonien, das ich in Rakos Unterrichtsstunden gesammelt habe, hat plötzlich eine wahre Bedeutung – ich kann die in mir gespeicherte göttliche Macht nutzen, um Einfluss auf diese Welt zu nehmen! All die Möglichkeiten, die sich mir nun auftun …
Das einzig Unangenehme an der Weihezeremonie war die Berührung. Die Berührung Phexens, der meinen Geist prüfte – ein Gefühl, als durchwühle er meine geheimsten Gedanken –, und die Berührung Rakos während der Zeremonie selbst. Aber ich habe mich zusammengerissen, es überstanden und bin als neu geweihter Mondschatten aus der Zeremonie hervorgegangen.
Mondschatten! Geweihter des Fuchses! Mit den Verpflichtungen, die mit diesem Status einhergehen, habe ich auch Phexens Vertrauen erhalten: Er überlässt mir die Entscheidung, wofür ich seine göttliche Macht einsetze. Ich bin es, der wählt, welche meiner Optionen phexgefällig sind und welche nicht, welche Herausforderungen sich lohnen, wer meine Hilfe verdient, welches Geschäft vielversprechend und welches nicht rentabel ist. Und eines habe ich bereits entschieden: Ich werde zukünftig als Händler auftreten, mich aber in Phexens Auftrag der Spionage verschreiben. Mit Informationen lässt sich großartig handeln!
Langsam werden meine Lider schwer. Doch im Tempel sind bereits wieder die Geräusche der täglichen Arbeit zu hören – ich muss mich dringend aufraffen und den mir aufgetragenen Tätigkeiten nachkommen. Auch, wenn ich kein Akoluth mehr bin, möchte ich meine Aufgaben nicht einfach unerledigt lassen, bis sie jemand anderem zugewiesen wurden. Also los – die Pflicht ruft.