Und weiter gehts, mit dem Prompt „frail“, welchen ich als „zerbrechlich“ übersetzt habe.
Miriam ging an diesem Abend erst spät nach Hause zurück. Sie verabschiedete sich von Jaqueline in deren Zimmer mit einem weiteren Kuss, bevor sie sich höflich vom Rest der Familie verabschiedete. Sie hatte noch mit Abendbrot gegessen, und hatte dabei auch Jaquelines Eltern kennengelernt. Am Tisch hatten sie natürlich nichts von dem erzählt, was sie getan hatten. Stattdessen hatte Jaqueline von dem Spiel erzählt, welches sie gespielt hatten, was ja auch stimmte. Zumindest hatten sie begonnen, es zu spielen… Was danach folgte, war für beide Mädchen viel schöner gewesen, und sollte vorerst ihr Geheimnis bleiben.
Jaqueline folgte Miriam noch ein Stück nach draußen. Sie hatte jedoch keine Jacke angezogen, und fror. „Warte mal kurz. Rufst du mich morgen an?“, fragte sie hoffnungsvoll.
„Klar, mach ich, Jacky.“ Miriam zwinkerte ihr zu. „Schönen Abend noch, und gute Nacht, dann.“
„Dir auch. Und komm gut nach Hause.“
Miriam hob die Hand und winkte, bevor sie weiterging, und in der Dunkelheit verschwand. Jaqueline zitterte vor Kälte, als sie ihr nach sah. Sie entschloss sich jedoch schnell, wieder rein zu gehen. In dieser Nacht schlief sie sehr gut und träumte von den Küssen, und noch einigem mehr, was sie mit Miriam anstellte…
Am nächsten Morgen erwachte sie durch ihr vibrierendes Handy. Es lag auf ihrem Nachttisch, und brummte auf der glatten Fläche. Noch total verschlafen nahm sie den Anruf an, im Glauben es wäre Miriam. „Morgen Miri… Du rufst ja zeitig an.“, stellte sie mit einem Blick auf den Wecker fest.
„Ähm, nein, hier ist Tessa. Guten Morgen.“
„Oh. Hi, Tessa.“ Jaqueline bekam ein schlechtes Gewissen, und hatte eine ungute Vorahnung. „Was gibts?“
„Na du klingst ja reserviert. Darf ich dich nicht mal anrufen?“ Tessa klang beleidigt.
„Doch, klar.“, antwortete Jaqueline schnell. „Warum warst du nicht in der Schule?“
„Ich war ziemlich schlimm erkältet. Aber jetzt geht es langsam wieder.“
„Okay.“ Jaqueline überlegte, was sie noch sagen sollte. Warum fällt mir das Reden mit meiner Freundin auf einmal so schwer? ...Heute ist Sonntag. Das heißt, sie ist morgen bestimmt wieder in der Schule… Jaqueline sah ein Problem auf sich zukommen. Sie wusste noch nicht, wie es mit ihr und Miriam weitergehen würde. Und Tessa noch dazu, die vielleicht etwas ahnte, könnte problematisch werden.
„Hallo? Jaqueline? Bist du noch dran?“
„Ja, bin ich.“, sagte die Angesprochene leicht genervt.
„Sag mal… Was ist da eigentlich bei dir und Miriam los?“, fragte Tessa, und klang eifersüchtig.
Oh nein, die Frage der Fragen… „Nichts, was soll schon sein?“, antwortete Jaqueline, und hoffte, dass Tessa ihr diesmal die Lüge glaubte.
„Du scheinst sehnsüchtig auf ihren Anruf zu warten. Und das morgens vor 10 Uhr? Da ist doch was im Busch!“, brauste Tessa nun auf.
„Was geht dich das eigentlich an?“, fuhr Jaqueline ihre Freundin an. „Wir verstehen uns gut, na und? Darf ich keine anderen Freundinnen haben?“
„Doch klar, nur… Ich hab ein schlechtes Gefühl bei der.“
Jaqueline schwieg. Was weiß sie? Hat Miriam ihr etwa was erzählt...?
„Dein Schweigen verrät mir einiges.“, sagte Tessa reserviert. „Ich dachte, du rufst mich vielleicht mal an, wenn ich in der Schule fehle, und willst wissen, was los ist. Nein. Du hast echt nur noch diese Miriam im Kopf, was?“
„Tessa, ich…“
„Unterbrich mich nicht. Ich kenne dich, Jaqueline. Und es verletzt mich, dass meine Freundin nicht mal anruft, und fragt was los ist.“
„Moment mal, ich habe dich angerufen! Aber du hast mich weggedrückt, und das nicht nur ein Mal!“, regte sich Jaqueline auf. „Mit einem Mal bist du so komisch...“
Nun war Tessa diejenige, die schwieg.
„Ich habe keine Lust mehr darauf, Tessa. Ich weiß nicht, was in dich gefahren ist, aber es gefällt mir ganz und gar nicht. Melde dich bei mir, wenn du wieder normal, bist, okay?“
Doch anstatt einer Antwort, klickte es nur in der Leitung. Tessa hatte aufgelegt. Jaqueline war wütend und fühlte sich elend. Sie zog sich die Decke über den Kopf. Doch ihr Herz pochte immer noch aufgeregt, sodass an Schlaf für sie nicht mehr zu denken war. Gleichzeitig sehnte sie sich nach Miriam. Jaqueline setzte sich seufzend auf. Fortuna kam auf ihr Bett gesprungen, und maunzte. Sie streichelte ihr dreifarbiges Fell und war dankbar für die Ablenkung.
Ihre Freundschaft mit Tessa schien zerbrochen zu sein.