...war Asche. Das Gefühl hatte jedenfalls Tessa, als sich ihr Traum bewahrheitete. Sie hatte ihre beste Freundin beim knutschen mit ihrer Gegnerin erwischt, und seitdem war in ihr etwas zerbrochen. Verbissen stürzte sie sich nun in ihr Gymnastiktraining. Wenn sie nicht gerade Training hatte, übte sie zuhause mit einer DVD.
Als Ausgleich für die viele Bewegung hatte sie sich ebenfalls eine Yoga DVD gekauft, was sie nun auch praktizierte. Ihre Eltern beobachteten diese Entwicklung mit Sorge.
Auch an diesem Samstag trainierte Tessa wieder einmal vor dem Fernseher im Wohnzimmer. Ihre Mutter war mit ihr allein zuhause, und wollte die Gelegenheit für ein Mutter-Tochter-Gespräch nutzen.
„Tessa, Liebes… meinst du nicht, dass du etwas zu viel trainierst?“, fragte sie vorsichtig, als ihre Tochter gerade auf der Gmynastikmatte die Krieger Haltung einnahm, wie der Mutter die Ansagerin von der DVD verriet. Missbilligend runzelte die Frau die Stirn, als Tessa sich nicht einmal umdrehte.
„Warum? Störe ich dich? Dann gehe ich das nächste Mal vor meinem Fernseher trainieren.“, antwortete die Tochter ungerührt, und behielt den Bildschirm im Blick.
Die Mutter wusste sich nicht anders zu helfen, und schaltete den Fernseher aus. Dies quittierte Tessa mit einem lauten „Hey!“, und einem wutentbrannten Blick. „Bitte reg dich nicht auf. Jetzt setzt du dich erst mal auf das Sofa, und dann reden wir.“
„Wenns sein muss...“, gab die Tochter genervt von sich, fügte sich dann jedoch der Bitte. „Und worum geht es?“
„Ich möchte einfach nur mal mit dir reden.“
Doch Tessa traute ihr nicht, und roch den Braten. „Es ist weil ich soviel Yoga und Gymnastik mache oder? Irgendwas muss ich doch machen, wenn...“
„Wenn?“
Mist… Was soll ich ihr jetzt sagen? Das Jaqueline mit dieser blöden Kuh ausgeht…? Und sie mich damit verletzt hat? Dann schickt sie mich bestimmt gleich einmal zum Psychologen, damit ich wieder ...normal… werde…, raste Tessa durch den Kopf. Sie überlegte fieberhaft, was sie sagen sollte.
„Wenn… Jaqueline nicht mehr mit mir redet.“
Der Blick ihrer Mutter wechselte von streng zu sanft. „Darum geht es also? Ihr habt euch gestritten?“ Sie griff nach Tessas Hand, welche ihre jedoch weg zog.
„Ja… Nein. Ach ich weiß es nicht, sie ist komisch geworden. Und seit wann interessiert dich das eigentlich so? Du bist doch nur froh, dass ich nicht mehr bei ihr bin!“, giftete sie. Ihre Worte taten ihr im nächsten Moment leid, doch das musste die Mutter ja nicht wissen…
„Wie kommst du denn darauf?“, fragte ihre Mutter irritiert.
„Ich weiß doch, dass ihr am liebsten umziehen würdet, nach Heidelberg, oder Stuttgart oder sonst wohin. Dass ich raus komme aus diesem Nest hier, und bessere, tollere Freunde finde!“, regte sich das Mädchen auf. Nun rollten ihr die ersten Tränen über die Wangen. Scheiße, ich vermisse sie...
„Aber Tessalein...“, sagte die Mutter, und fühlte sich hilflos.
„Schon gut, vergiss es. Ich geh in mein Zimmer, und...“, doch die Ältere griff nach ihrer Hand, und ließ sich diesmal auch nicht abschütteln.
„Bleib hier, bitte… Nun gut, ich gebe zu, dass wir mal darüber geredet haben, dein Vater und ich. Aber ich freue mich, dass du so eine gute Freundin hast. Oder hattest… Meinst du nicht, das renkt sich wieder ein, wenn du sie mal hierher einlädst? Dann könnt ihr in Ruhe reden, besser als in der Schule.“
„Ich weiß nicht...“, schniefte Tessa. Ihre Mutter erhob sich, und tat etwas, was sie schon lange nicht getan hatte. Sie nahm ihre Tochter in den Arm. Tessa versteifte sich etwas, doch erwiderte dann die Umarmung.
„Du schaffst das schon. Du hast doch schon so vieles geschafft, Tessalein.“
„Mal sehen… Wenn ich sie von ihr loseisen kann...“, sagte das Mädchen verächtlich.
„Wen meinst du denn?“
„Ach, es ist so… Jaqueline hat eine neue Freundin gefunden. Und die hat mich wahrscheinlich bei ihr schlecht gemacht...“ Dass Miriam ihre feste Freundin war, verschwieg Tessa sicherheitshalber.
„Das ist aber nicht nett von ihr…! Aber du und Jaqueline, ihr kennt euch doch schon seit der Grundschule. Euer Bund sollte doch viel fester sein, als der mit einem Mädchen, das so einfach daher kommt, findest du nicht?“
„Vielleicht hast du Recht? Hmm...“
„Versuch es. Du kannst nur noch gewinnen, oder?“ Ihre Mutter lächelte verschwörerisch.
„Okay, Mama. Und danke!“ Tessa drückte ihre Mutter nochmal, bevor sie ihr Handy schnappte, und auf ihr Zimmer ging. Ihr Herz stieg aus der Asche empor, und sie fühlte sich gleich viel besser. Tessas Kampfgeist war zurück gekehrt...