Bekümmert kuschelte sich Jaqueline erneut unter die Decke, diesmal mit der zutraulichen Glückskatze. Die anderen beiden Katzen lagen aneinander geschmiegt in einem Körbchen, und beobachteten ihre Besitzerin neugierig.
Fortuna schnurrte zufrieden aber schreckte leicht auf, als das Handy erneut zu vibrieren begann. Jaqueline seufzte leise, doch ihre Stimmung besserte sich sofort, als sie Miriams Namen auf dem Display las.
„Hey, guten Morgen.“
„Na, gut geschlafen Jacky?“
Die Angesprochene lächelte. Sie fand es irgendwie süß, dass Miriam sie immer so nannte. „Ja, hab ich. Nur...“ Jaqueline senkte den Blick. Soll ich ihr von Tessas Anruf erzählen?
„Was ist los?“, fragte die Blonde am anderen Ende der Leitung forsch.
„Tessa hat angerufen, wir haben uns gestritten...“, seufzte Jaqueline bekümmert. Sie hatte mit ihrer Vorahnung, dass nichts Gutes bevorstand, richtig gelegen.
Miriam schwieg einen Moment. „Wollen wir uns heute nochmal sehen? Dann tröste ich dich etwas.“, sagte sie schließlich.
„Ja, sehr gerne. Und wo?“
„Komm zum Spielplatz in der Bergstraße. Passt es dir um 18 Uhr? Um die Zeit sind nicht mehr so viele kleine Kinder da.“
Jaqueline kicherte, was Miriam zum schmunzeln brachte. „Okay, dann bis heute Abend. Tschau.“
„Tschüss, bis dann.“
Das Mädchen grinste über beide Ohren. Sie würde Miriam heute wieder sehen! Sie verbrachte wirklich gerne Zeit mit der Blonden. Ich würde sagen, dass ich verliebt bin, dachte Jaqueline, und freute sich, dass es so leicht war, mit der Freundin klar zu kommen. Sie fühlte sich wie auf Wolken.
Den Tag verbrachte Jaqueline mit den üblichen Beschäftigungen, sie las in drei Büchern weiter, warf Spielzeuge für die Katzen, und machte Schularbeiten. Als es langsam Abend wurde, ließ sie die Musik von gestern laufen, und träumte vor sich hin. Sie schrak auf, als der extra gestellte Wecker um halb Sechs klingelte.
Jaqueline erhob sich vom Bett, und überlegte vor dem Kleiderschrank, was sie anziehen sollte. Die Sachen die ich anhabe, sind zu leger… Das dort ist zu schick für den Spielplatz… Oh man, was soll ich nur anziehen? Soll ich mich schminken? Ach quatsch, das mach ich doch sonst auch nicht… Ich zieh einfach das hier an. Sie entschied sich für einen grünen Pullover mit Knopfverzierungen und eine dunkle, dazu passende Hose. Zuletzt band sie ihre Haare zum gewohnten Zopf.
„Ich geh jetzt los, und treffe mich mit Miriam!“, rief sie durch den Flur, bevor sie Jacke und Schuhe anzog, und sich ihren Schlüssel aus dem Schlüsselkasten nahm.
„Willst du nicht mit essen?“, schallte es aus der Küche, und ihre Mutter schaute um die Ecke.
Jaqueline überlegte kurz, und sagte: „Ich esse dann einfach später.“
„Na gut, aber komm nicht so spät zurück. Morgen ist Schule.“
„Ja Mama, schon gut.“ Leicht genervt band Jaqueline sich die Schnürsenkel zu. „Bis später!“, rief sie noch und winkte. Dann machte sie sich auch schon auf den Weg. Ihre Mutter sah ihr kopfschüttelnd aber lächelnd hinterher. „Die Jugend...“
Sie hatte etwa fünfzehn Minuten Fußweg hinter sich, als sie am Spielplatz ankam. Dort wartete Miriam schon auf sie. Lässig lehnte sie an einer Laterne, und tippte auf ihrem Handy herum, bevor sie aufsah und lächelte. Jaqueline betrachtete ihre Freundin bewundernd. Sie trug eine dunkelblaue Sportjacke mit weißen Streifen, und ebenfalls dunkle Hosen, dazu Turnschuhe. Unser erstes Date seit wir rumgeknutscht haben…, dachte Jaqueline und kicherte.
„An was denkst du gerade?“, fragte Miriam grinsend, und umarmte sie. Diesmal küssten sich die beiden auf den Mund. Viel zu früh, nach Jaquelines Geschmack, lösten sie sich wieder voneinander. „Ach nichts… Schon gut.“, sagte sie, grinste aber ebenfalls.
„Hast du etwa an etwas Schmutziges gedacht?“, fragte Miriam nun lachend, und piekste ihre Freundin in die Seite, was sie noch mehr lachen ließ. Schließlich begann sie das Mädchen durchzukitzeln. Jaqueline versuchte sich zu wehren, doch Miriam war die Stärkere von beiden.
„Miri… hör… auf… bitte...“, lachte sie, und war außer Atem, als die Blonde die Bitte erhörte. Stattdessen legte sie erneut die Arme um Jaqueline, zog sie an sich. Die Brünette sah ihrer Freundin in die Augen, und versank darin, bevor ihre Lippen erneut aufeinander trafen, diesmal länger und inniger.
„Lass uns schaukeln.“, beschloss Miriam, nachdem sie sich nach einigen Sekunden voneinander gelöst hatten. Die Mädchen rannten lachend zu den beiden Schaukeln, und begannen darauf hin und her zu schwingen, versuchten sich gegenseitig an Höhe zu übertrumpfen.
Jaqueline lachte. Sie fühlte sich frei, und ihre Sorgen wegen Tessa gerieten in Vergessenheit, wenigstens für diese Momente, in denen sie glücklich war.
Miriam hatte ganze Arbeit geleistet...