"Ich will von dir wissen, was du mit Jaqueline gemacht hast.", kam es kalt von Tessa. Sie hatte direkt nach dem ersten Telefonat nun ihre zweite Option, Miriam, angerufen. "Ich will verdammt nochmal wissen, was hier los ist!", rief sie aufgebracht in ihr Handy.
Tessa hörte das Geräusch von Rauch, der ausgeblasen wurde. "Tag auch. Was soll denn sein?", fragte Miriam desinteressiert.
"Du hast irgendwas mit Jaqueline gemacht, also spiel nicht die Dumme." Tessa wollte jetzt nicht aufgeben. Wenn jemand ihr sagen konnte, was nicht stimmte, dann mit Sicherheit die Blonde. Sie saß schon fertig angezogen für den Tag auf ihrem Bett, und knautschte nervös die Decke mit ihrer linken Hand.
"Du hast verloren, ganz einfach*, sagte Miriam nun kühl.
"Wie bitte? Was denn verloren?! Was soll der Quatsch, wir haben nie etwas gespielt!"
"Ich habe dir doch mal gesagt, dass du dir darüber klar werden sollst, was du willst.", sagte Miriam langsam, als würde sie einem begriffsstutzigen Kind etwas erklären. „Bevor es zu spät ist.“ Das Klicken eines Feuerzeuges war für Tessa zu hören.
„Du… Das kann nicht sein.“ Fassungslos erinnerte sich Tessa an ihren Traum. Würde er etwa doch wahr werden…?
„Doch, kann es.“ Kam es aalglatt von Miriam, als ob sie wusste, was die andere dachte.
„Du miese …!“ Nun brach die Wut aus ihr hervor. „Du hast dich zwischen Jaqueline und mich gedrängt! Mit purer Absicht! Als ob du wüsstest, was...“
„Was weiß ich?“, sagte die Blonde herausfordernd.
„Das ich Jaqueline mag… Mehr als mag.“ Tessa wurde leiser, je länger sie sprach. Sie hatte es zum ersten Mal ausgesprochen, ausgerechnet ihrer Rivalin gegenüber. Doch nun hatte sie wahrscheinlich „ihre“ Jaqueline geküsst. Es ist zum heulen, fand sie.
„Tja, ich habe dich vorgewarnt.“ Tessa konnte das überhebliche Grinsen der Anderen vor dem inneren Auge sehen, und ballte ihre linke Hand zur Faust. Die rechte umklammerte das Handy fester.
„Lass dir eines gesagt sein, du Mistkuh. Ich gebe nicht so schnell auf!“, sagte sie wütend, dann legte sie auf, und warf ihr Handy mit Wucht auf das Bett. In Tessa kochten die Gefühle. Einerseits wollte sie weinen, doch ihr Stolz verbat es ihr. Andererseits war sie stinksauer auf ihre Rivalin Miriam und würde Jaqueline ihr nicht so einfach überlassen!
„Tessa, mein Schatz, hast du kurz Zeit?“, schallte es auf einmal vom Flur.
„Och ne, jetzt nicht, Mama...“
„Nur kurz. Ich komme jetzt rein.“
Tessa seufzte genervt. Dass ihre Mutter auch gerade jetzt kommen musste! Schnell wischte sie sich sicherheitshalber über die Augenwinkel, bevor ihre Mutter das Zimmer betrat. Sie musste nicht wissen, was los war…
„Morgen, Mama.“
„Guten Morgen, meine Liebe. Schau mal, ich habe dir gestern eine neue Bluse gekauft. Was hältst du davon?“ Die Mutter hielt ihrer Tochter das Kleidungsstück vor die Nase.
„… Es hat ein Blumenmuster. Und ist rosa. Du weißt, dass ich so was nicht mehr anziehe, Mama.“ Tessa rümpfte leicht die Nase. Früher als Kind hatte sie mal rosa oder pink getragen. Doch seit sie gemerkt hatte, dass es sich mit ihren rötlich-braunen Haaren biss, wollte sie es nicht mehr.
„Aber früher hast du doch...“
„Früher ja, aber jetzt nicht mehr.“, antwortete Tessa kühl, und im selben Moment tat es ihr leid, dass sie so unfreundlich war. „Tut mir leid, mir ist jetzt nicht nach reden.“
Ihre Mutter seufzte, und murmelte etwas von „umtauschen“, bevor sie das Zimmer ihrer Tochter verließ.
Tessa ließ sich seufzend auf ihr Bett fallen. Warum ist nur gerade alles so blöd…?