Es war Sonntag und Jaqueline hatte auch diesen Tag voller freier Zeit genossen. Am Mittagstisch wollte sie ihre Eltern nach etwas fragen, was ihr fast genauso schwer fiel, wie das Outing Thema. Sie und Miriam hatten den Wunsch, sich gemeinsam ein Tattoo stechen zu lassen. Jaqueline stocherte in ihrem Essen, und überlegte, wie sie das Thema am besten ansprechen sollte. Ihr Vater wurde auf das Verhalten seiner Tochter aufmerksam, und fragte sie schließlich, was es sollte. „Sag mal Kind, schmeckt es dir nicht? Oder hast du etwas auf dem Herzen?“
„Ähm...“, murmelte die Sechzehnjährige ertappt. „Ja, da gibt es etwas, was ich mir überlegt habe...“, sagte sie nachdenklich. „Miriam und ich, wir wollen uns ein Tattoo stechen lassen.“, sprach sie es schließlich aus.
„Wie bitte?“, mischte sich nun ihre Mutter ein. „Warum willst du denn so etwas haben?“, fragte sie verständnislos.
„Weil es cool ist! Manche in unserer Klasse haben schon eins, und es gefällt uns. Ich würde mich stärker fühlen, wenn ich eines hätte...“ Das Mädchen wurde immer leiser, je länger sie sprach. Ihre Eltern sahen nicht begeistert aus. „Du bist in letzter Zeit viel mit dieser Miriam zusammen. Kann es sein, dass sie einen schlechten Einfluss auf dich hat?“, fragte ihr Vater mit gerunzelter Stirn. „Also ich mag Miriam.“, kam es von Sonja. „Sie ist cool.“
Jaqueline brauste auf. „Wieso denn das? Nur weil wir ein Tattoo haben wollen?“ Sie wurde sauer.
„Nicht nur deswegen. Sie ist immer bis spät abends da. Und du kommst auch immer später nach Hause, wenn du mit ihr zusammen bist. Sorgen sich ihre Eltern nicht um sie?“, fragte die Mutter besorgt. „Ja und, was hat das denn damit zu tun?“, fragte das Mädchen verstimmt. Sie wollte nichts über Miriams familiäre Probleme Preis geben. „Hast du denn ihre Eltern schon mal kennen gelernt? Wie sind die so?“ „Ist doch egal.“ Jaquelines Laune verschlechterte sich weiter. Sie hatte die Mutter der Blonden schon kennengelernt, den Vater allerdings noch nicht. Und sie war sich auch nicht sicher, ob sie ihn wirklich kennenlernen wollte…
„Nein, es ist uns nicht egal. Wir würden schon gerne wissen, wo du dich immer herumtreibst, und bei welchen Leuten.“
„Das versteh ich ja, aber es ist alles in Ordnung. Ich bin ja nicht über Nacht weg, oder so...“ Jaqueline stocherte erneut in ihrem Essen. Sonja folgte stumm dem Gespräch, und vergaß ebenfalls zu essen.
„Hat diese Miriam denn Geld für so etwas?“, bohrte der Vater weiter. „Sie verdient sich etwas Geld mit Stallarbeiten. Sie kümmert sich nicht nur um Freya, sondern auch um andere Pferde, macht sauber und so weiter.“, erklärte Jaqueline. „Sie hat sich schon etwas angespart.“
„Und jetzt will sie, dass du mit ziehst?“
„Nein, ich will es doch auch. Ich möchte unbedingt ein Drachentattoo haben, auf dem Arm, oder auf der Schulter. Das kann man gut verstecken, wenn ich mal irgendwo bin, wo es nicht angebracht ist. Und es würde mir echt gefallen.“ Jaqueline hoffte, ihre Eltern überzeugen zu können. Sie hatte sich ernsthaft Gedanken darüber gemacht.
„Wenn es unbedingt sein muss, dann spare dein Taschengeld. Oder such dir einen Schülerjob in den Ferien.“, legte ihr Vater schließlich fest, und begann weiter zu essen.
Jaqueline reichte es nun. „Schön! Dann unterstützt mich eben nicht! Mir reichts, ich geh in mein Zimmer.“ Ruckartig stand sie auf, lief zu ihrem Zimmer, und ließ die Tür zuknallen. Die Katzen sahen sie erschrocken an. Die Rufe ihrer Eltern ignorierte sie. Die Sechzehnjährige ließ sich auf ihr Bett fallen, und seufzte. Warum sind meine Eltern nur so engstirnig? Und was haben sie gegen Miriam?Früher waren sie anders… Das Mädchen versuchte ihren knurrenden Magen zu ignorieren, und scrollte auf ihrem Handy durch die gespeicherten Bilder. Sie hatte mehrere Fotos von Drachentattoos, und konnte sich kaum für eins entscheiden.
Irgendwann kam ihre kleine Schwester Sonja ins Zimmer, wie immer ohne anzuklopfen. „Kannst du nicht klopfen?“, fragte Jaqueline seufzend.
„Nö. Hast du Bilder von den Drachen?“, fragte die Jüngere neugierig.
„Klar, willst du sie mal sehen?“ Sonja nickte schnell, und stürmte zu ihrer Schwester auf das Bett. „Cool, das da gefällt mir… Und das auch.“, sagte sie bewundernd. „Ich finde die Idee toll, wenn ich könnte, würde ich mir auch eins machen lassen. Einen Tiger!“, sagte Sonja begeistert. Jaqueline wuschelte ihr lächelnd durch die Haare. „Kannst du ja später mal machen lassen. Dann schocken wir unsere Eltern!“
Die Mädchen lachten.
„Warte mal, ich habe noch etwas Erspartes vom Geburtstag… Und von der Oma hab ich auch noch etwas Geld...“, überlegte Jaqueline und rechnete.
„Du hast jetzt noch Geld von deinem Geburtstag?“, fragte Sonja ungläubig. „Das hätte ich schon laaange ausgegeben!“
„Ich wollte es eben sparen für etwas Cooles.“, Jaqueline zuckte mit den Schultern. Dann sprang sie auf, und suchte in ihrem Schrank nach der Spardose. Sie nahm das gesparte Geld heraus, und zählte. „Juhu, das könnte sogar reichen!“, rief sie begeistert. Sie hatte sich im Vorfeld schon informiert, was ein Schulter- oder Armtattoo kosten würde, auch wenn das natürlich von verschiedenen Faktoren abhing. „Ich werde mal Miri anrufen. Das muss ich ihr erzählen!“ „Ja, ruf sie an!“ Sonja saß auf dem Bett, und schaukelte mit den Beinen. Jaqueline wählte Miriams Nummer aus ihren Kontakten, und drückte auf anrufen.
„Hey, Maus. Alles wieder gut bei dir?“, meldete sich die Blonde. „Hey Miriam!“, rief Sonja dazwischen.
„Ja, alles okay soweit. Nur meine Eltern haben etwas Stress gemacht.“, sagte Jaqueline genervt. „Aber mein Geld würde reichen, für ein Tattoo, wie ich es haben will! Wir können also am Montag hin, und...“
„Mach mal langsam. Wir brauchen erst einen Termin.“, lachte die Blonde am anderen Ende der Leitung. „Aber ich kann uns einen holen.“ Miriam überlegte kurz. „Geben dir deine Eltern was dazu?“ „Nein, aber ich habe noch Geld vom Geburtstag übrig. Man wird schließlich nur einmal sechzehn.“, sagte die Brünette, und grinste.
„Cool. Dann machen wir das so.“, sagte Miriam zufrieden. „Und wo bist du gerade?“, fragte Jaqueline nun wieder fröhlich.
„Auf dem Pferdehof, bei Freya. „Wann kommst du eigentlich mal wieder mit? Sie vermisst dich schon.“
„Vielleicht diese Woche mal nach der Schule?“, fragte die Brünette hoffnungsvoll. „Ich will auch mal mit zu Freya!“, quengelte Sonja dazwischen. Miriam lachte. „Sag deiner Schwester, dass sie gerne mal mitkommen kann.“
„Ja mach ich. Ich hoffe nur, dass unsere Eltern dann nicht wieder Stress machen.“, seufzte Jaqueline und rollte mit den Augen. „Ich weiß nicht, was mit denen los ist, zur Zeit. Früher waren sie anders.“
„Das ist weil du erwachsen wirst. Damit müssen sie auch erst umzugehen lernen.“, sagte Miriam nur.
„Vielleicht hast du recht…“, überlegte Jaqueline. „Ich sollte nicht so hart zu ihnen sein.“ Dass ihre Eltern nicht gerade gut auf Miriam zu sprechen waren, wollte sie lieber nicht erwähnen.
„Also gut, Maus. Ich muss dann mal weiter machen, hier. Machs gut, und grüß deine Schwester von mir.“, sagte Miriam grinsend.
„Okay, dann bis später, tschau.“ Jaqueline fühlte sich erleichtert. Ihre Eltern würden zwar nicht begeistert sein, aber es war ihr Geld, und sie hatten zugestimmt, dass sie sich ein Tattoo stechen lassen durfte. Gemeinsam schauten sich die beiden Geschwister noch einmal die Bilder an, um das Beste davon auszuwählen.
Wer wissen möchte, an welches Tattoo ich gedacht habe, folgt diesem Link. :) https://dastattooideen.com/wp-content/uploads/2018/09/1538317492_14_45-heftige-Drachen-Tattoo-Ideen-f%C3%BCr-M%C3%A4nner-und-Frauen.jpg