Mit einem beherzten Sprung zur Seite konnte Geralt dem rasenden Angriff der Nachterscheinung gerade noch ausweichen. Er rollte sich ab und kam geschmeidig wieder auf die Beine, doch der nicht enden wollende Kampf zehrte sogar an den Reserven den Weißen Wolfs. Mit einem scharfen Zischen zog er die Luft zwischen den zusammengebissenen Zähnen hindurch ein. Die Geisterfrau wirbelte herum, sodass ihr zerfetztes weißes Kleid wie silberne Flammen um sie herum loderte, und setzte erneut zum Schlag an. Diese Nachterscheinung war ungewöhnlich stark und die unzähligen Verletzungen, die ihr seine silberne Klinge im Laufe der Nacht zufügen konnte, schienen ihren Zorn nur immer stärker anzufeuern. So zog sich der Kampf schon viel zu lange und selbst in den unmenschlichen Reflexen des Hexers zeichnete sich langsam die Erschöpfung ab. Doch Geralt sah den Hieb kommen und duckte sich darunter weg, um seinerseits zum Gegenangriff auszuholen. Das Problem bei solchen Erscheinungen war, dass sich ihre körperlose Gestalt nur in den Momenten des Angriffs materialisierte und somit auch verwundbar wurde. Das Silber fuhr durch die Luft und stieß auf den erhofften Widerstand. Der grelle Schrei des Monsters zerriss die sternenklare Nacht, doch der Treffer war nicht fatal. Wenn er sich nicht bald etwas einfallen ließ, rückte der Ausgang dieses Kampfes langsam wirklich ins Ungewisse.
Erneut warf sich Geralt mit einer geübten Rolle zur Seite, doch der sengende Schmerz an seiner Hüfte verriet ihm, dass er sich dem wütenden Angriff der Nachterscheinung nicht gänzlich entziehen konnte. Mit einem Keuchen landete er unsanft auf den Knien. Er konnte spüren, wie ihn seine Kräfte immer mehr verließen. Der Blick seiner scharfen Katzenaugen wanderte hilfesuchend Richtung Horizont. Lange würde er nicht mehr durchhalten können.
Der knappe Treffer hatte offenbar auch dem Geist für einen Moment die Orientierung genommen. So hatte der Hexer den Augenblick, den er brauchte, um selbst wieder auf die Füße zu kommen und in einem Bogen um seinen Gegner herumzugleiten. Er hob die Hand, um einmal mehr das Zeichen Yrden zu wirken – wie oft er das in dieser Nacht schon getan hatte, konnte er nicht mehr sagen. Yrden war die einzige Möglichkeit, um die Erscheinung zumindest für ein paar Augenblicke an ihre materielle Gestalt zu binden. Erneut ließ ein scharfer Schrei seine Ohren klingen, als die Nachterscheinung herumwirbelte und sich auf ihn stürzte. Geralt war auf den Angriff vorbereitet und versenkte seine Klinge mit einer blitzschnellen Bewegung im grässlichen Körper der Geisterfrau.
Ein Blick in den Himmel verriet ihm, dass er richtig kalkuliert hatte. Nur wenige Fingerbreit vor seinem Gesicht verzog sich die wütende Fratze der Nachterscheinung zu einem Ausdruck blanken Entsetzens, als sich ein blassroter Schimmer am Horizont abzeichnete.