Fröstelnd schloss ich den Kragen meiner Jacke bis zum Kinn. Es war ein dunstiger Herbstmorgen, doch der Wetterbericht hatte einen der inzwischen selten gewordenen sonnigen Tage versprochen. Noch suchte sich die Kälte ihren Weg durch meine etwas zu dünn gewählten Klamotten. Ich beugte mich nach vorn und legte die Wange an den warmen Hals des Pferdes unter mir, das in einem entspannten Schritt den Feldweg entlang bummelte. Meine Finger strichen durch die verzottelte Mähne und über das weiche Fell, spürten das Spiel der Muskeln unter der Haut. Samuray schnaubte leise und spitzte die Ohren.
"Ist ja gut, mein Dicker. Du weißt natürlich, was als nächstes kommt. Gleich darfst du loslegen", murmelte ich, doch selbstverständlich spürte das Tier meine innere Vorfreude. Nur dafür hatte ich mich zu solch einer Unzeit aus dem Bett gequält und war noch vor der Arbeit zum Stall gefahren.
Der Feldweg führte an einem schmalen Bach entlang und wir folgten einer leichten Biegung. Endlich! Vor uns breitete sich eine Reihe an Stoppelfeldern aus. Der Anblick lud nur dazu ein, sich einfach gehen zu lassen und all die Sorgen des Alltags zu vergessen. Vorsichtig nahm ich die Zügel auf und spürte Samurays weiches Maul, das sich gespannt nach vorn reckte. Der Wallach begann auf der Stelle zu tänzeln und scharrte mit dem Vorderhuf. Schmunzelnd strich ich ihm noch einmal beruhigend über den Mähnenkamm, doch in Wahrheit konnte ich es ebenso wenig erwarten, wie er.
Ich lockerte meinen Griff um die Zügel und legte zugleich meine Beine mit sanftem Druck an den Pferdebauch. Das ließ sich Samuray nicht zwei Mal sagen. Mit einem gewaltigen Satz setzte er los.
Im nächsten Moment flogen wir schon gemeinsam über das erste Stoppelfeld. Ganz automatisch stellte ich mich leicht in die Steigbügel und beugte mich über seinen Hals, um seinen Bewegungsraum so wenig wie möglich einzuschränken. Der Wind pfiff um meine Ohren und Mähne des Wallachs peitschte gegen mein Gesicht. Ich jauchzte vor Glück und Samuray wurde noch ein bisschen schneller, angespornt von meinen freudigen Rufen. Der Rausch der Geschwindigkeit riss uns hinfort. Das war es. Dieses Gefühl. Die Euphorie elektrisierte mich bis in die Zehenspitzen, gleich einer Ekstase, und mein Körper folgte fließend den geschmeidigen Bewegungen des Pferdes. Wir waren eins.