Schon zum fünften Mal löschte Mara die ungeschickte Nachricht. Sie raufte sich durch die kurz geschnittenen Haare, die ihr bereits wild vom Kopf abstanden. Angestrengt starrte sie den leeren WhatsApp-Chat an. Wenn es wirklich das gewesen war, nach dem es sich angefühlt hatte... das wäre zu wundervoll, um wahr zu sein. Doch das Kribbeln in ihrer Magengrube wollte nicht aufhören. Was sollte sie überhaupt schreiben, um sich nicht gleich lächerlich zu machen? Zögerlich fuhr ihr Finger über die Buchstaben.
Hey, alles fit?
Das klang zu banal. Gab es überhaupt einen Spruch, der noch nicht ausgelutscht war? Fieberhaft trommelten ihre Fingernägel auf den Bildschirm des Smartphones. Warum nicht einfach freundlich "Hallo" sagen?
Guten Morgen!
Hast du dich gut ausgeschlafen?
Besser. Aber irgendwie zu freundschaftlich. Schließlich kannten sie sich kaum. Es half nichts. Sie musste endlich über ihren Schatten springen. Was, wenn das alles im Sand verlaufen würde, wenn sie den Schritt nicht machte? Sie konnte nicht auf ihr Glück hoffen, zu oft war sie davon enttäuscht worden. Schreib einfach, was du fühlst, hatte ihre Mitbewohnerin geraten. Eine Aufgabe, wie sie schwieriger nicht hätte sein können. Ratlos beobachtete sie, wie der unberührte Bildschirm langsam dunkler wurde. Plötzlich leuchtete das Display von selbst wieder auf. Maras Herz machte einen Sprung, als sie die Worte entzifferte.
Gestern Abend war wunderschön,
ich würde dich gerne wieder sehen...