Es war einmal ein Engel, der in der Verwaltung der himmlischen Sphäre tätig war. Obgleich nicht für die irdischen Belange zuständig, vernahm er wie alle Engel die Gebete der Menschen. Für ihn war es jedoch nur ein Rauschen im Hintergrund, das er zwar bewusst wahrnahm, aber nicht hinterfragte.
Die menschlichen Gebete waren ein ständiger Begleiter des Engels, obwohl er ihren Sinn nicht zu begreifen vermochte. Was er jedoch spüren konnte, waren die Emotionen, die in den Worten lagen. Häufig empfand er Dankbarkeit und Freude, viele Fürbitten waren schwer von Trauer und Schmerz, doch stets lag auch ein Funken Hoffnung darin. Es war eine eigenartige Mischung von Wahrnehmungen, die ihm selbst völlig fremd waren. Trotzdem hinterließ jedes Gebet eine Essenz tief in seinem eigenen Wesen. Mit der Zeit wuchs eine Neugier in ihm an und wurde immer gewaltiger, sodass er sich schließlich in die Welt der Menschen begab. Dort stand das himmlische Geschöpf inmitten des bunten Treibens und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Von der Gefühlswelt der Menschen überwältigt gab sich das ätherische Wesen dem in sich aufkeimenden Verlangen hin und ein heller Lichtschein erfüllte den Raum. Irgendwo auf der Erde wurde in diesem Moment ein neuer Mensch geboren.