Es dauerte lange, bis er sich endlich erinnerte und die Augen öffnete. Es schien wie ein tiefer Schlaf. Doch so klar und deutlich die Träume auch gewesen waren, er konnte sich nur vage daran erinnern. Da war etwas Rotes gewesen. Wie ein Fluss. Ja, ein roter Fluss. Und dann war er gefallen. Wieder und wieder.
Aufgewacht?, zwitscherte die bekannte Stimme zwischen seinen Gedanken, während er tief durchatmete. Er konnte sich nicht an alles erinnern, nicht viel, das er wusste. Er wusste nicht einmal seinen Namen.
Wie kann es sein, dass du immer noch lebst? Tja, das wüsste er auch gerne. Der Todeszeitpunkt ist die prägendste Erinnerung in seinem Leben. Lebte er noch? Nun, es schien wie eine Zwischenwelt. Er wusste, dass viel Blut geflossen war. Nicht nur seines, nicht nur das seines Gegners. Tausende Opfer, abertausende, die einem bestimmten Zweck dienlich gewesen waren. Was das für ein hohes Ziel war, wusste er selbst nicht einmal.
Trauer nicht um Tote, sondern um die Tatsache, hier eingesperrt zu sein. Dieser Kommentar gab ihm zu Bedenken.
Was meinst du damit?, fragte er. Die ersten Worte, die er in Gedanken formte und direkt an diese Stimme richtete. Doch eigentlich unnütz, in dieser Leere. Er erstarrte. Leere?
Als würde er die Augen erst jetzt öffnen. Und verstehen. Er drehte sich mehrmals um sich, starrte nach oben und unten, links und rechts. Blickte hinab auf einen Geisterlosen, einen Körperlosen. Einen, der sich einer Tatsache bewusstwurde und immer wieder in Gedanken diese Frage formte: Wie?
Du bist es dir bewusst und doch trauerst du nicht um dein Leben, deine Freiheit, deine Liebe. Du trauerst um die Macht, die dir einst zuneigen war? Ein Schnauben. Töricht, dumm, unbedeutend. Wie ihr Menschen eben seid.
Ja, das war es, das er zutiefst bedauerte. Und innerlich übergab er sich, als der Zeitpunkt seines Todes sich vor seinem Auge abspielte. Wie die Klinge den Körper durchstieß, die Kralle seine Kehle aufschlitzte und er immer noch nicht starb. Und rasend vor Wut er immer noch gegen undurchdringliche Schuppen ankämpfte, gegen dieses Feuer. Das Feuer, das Leben und Tod brachte.
Dein Leiden hat einen Sinn, Mensch. Und ich bin froh, darüber hüten zu dürfen, das dies niemals aufhören soll.