Nachdem Aiden sein Zimmer zugewiesen bekommen hatte, hatte er sich noch einmal in sein Apartment teleportiert, dort einige Sachen zusammengepackt und war anschließend wieder zurückgekehrt. Das Ganze hatte keine halbe Stunde gedauert, stellte er fest, als er jetzt mit seiner Tasche über der Schulter die Stufen des Anwesens hinaufstieg.
Sein Blick blieb einen Moment an der Stufe hängen, auf der Jo stehengeblieben war und er runzelte die Stirn. Ihr Verhalten war merkwürdig gewesen und Aiden konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie sich nur an einen Unfall aus ihrer Kindheit erinnert hatte. Auf ihn wirkte es eher wie eine Ausrede und die Art, wie sie anschließend in ihrem Zimmer verschwunden war, verhärtete seinen Verdacht nur noch. Irgendetwas hatte sie verschwiegen.
Innerlich zuckte Aiden mit den Schultern. Im Prinzip konnte ihm die ganze Geschichte vollkommen egal sein und es ging ihn auch nichts an. Gerade er verstand gut, dass es Dinge gab, über die man nicht gern sprach.
„Sicher, dass alles in Ordnung bei dir ist?“, vernahm Aiden eine Stimme und als er den Treppenabsatz erreicht, sah er den Kerl namens Gray vor Jos geöffneter Tür stehen.
„Hab ich doch gesagt“, kam ihre hörbar genervte Antwort aus dem Zimmer.
Gray warf Aiden einen Blick zu und sofort verschwand die Sorgenfalte auf seiner Stirn. „Hey, Aiden, richtig?“
Aiden nickte, als er näher kam.
„Wir wollen noch ein bisschen Dampf ablassen“, erklärte Gray. „Bisschen trainieren und uns kennenlernen.“ Er zwinkerte ihm sichtlich amüsiert zu und nickte in Richtung der Treppe. „Die anderen sind schon unten. Dein Kumpel auch.“
Aidens erster Impuls war, dankend abzulehnen. Dann jedoch zuckte er mit den Schultern. „Wieso nicht“, erwiderte er, denn tatsächlich konnte sein Körper noch ein bisschen Bewegung gut gebrauchen. Nach der kleinen Schlägerei vor dem Nachtclub war er aufgekratzt gewesen und er wusste, dass er jetzt ohnehin noch nicht zur Ruhe kommen würde.
„Ich brauche noch meine Klamotten“, sagte Jo, die gerade aus dem Zimmer trat und als sie Aiden entdeckte, entfuhr ihr ein leises: „Oh.“
„Peroy hat den Wagen geholt und unser Zeug ausgeladen“, erklärte Gray. „Also Ladys, seid ihr bereit?“
Jos Blick richtete sich kurz auf Aiden und ihm fiel das tiefe Blau in ihren Augen auf. Es erinnerte ihn an den Himmel, kurz bevor ein Gewitter aufzog: kräftig, leuchtend, aber von einigen gräulichen Schlieren durchzogen. Sie blinzelte und ehe sie etwas sagen konnte, zog Gray die Augenbrauen hoch. „Wenn ihr allerdings lieber eine Privatstunde einlegen wollt…“, begann er mit zweideutigem Unterton.
Jo boxte ihm gegen die Schulter. „Halt die Klappe“, zischte sie und drückte sich an Gray vorbei.
Der wandte sich mit einem Grinsen an Aiden und flüsterte ihm nicht gerade leise zu: „Ich glaube, sie steht auf dich.“
Jo stieß ein genervtes Stöhnen aus. „Ich glaube eher, du stehst auf ihn, Gray.“
Aidens Mundwinkel zuckten, während Gray empört die Augen aufriss. „Glaub ihr kein Wort“, rief er entrüstet und eilte ihr hinterher.