Aiden konnte sehen, wie Jo mehrmals schluckte. Eigentlich hatte er sie nur ein wenig necken wollen, aber dabei waren die Erinnerungen so präsent geworden, dass er direkt schon wieder erregt war. Jos Blicke taten ihr Übriges. Er konnte das Verlangen in ihren Gewitteraugen deutlich erkennen und das schürte das Feuer in seinem Inneren noch zusätzlich.
Himmel, er sprach hier von Ergüssen, während sie ihn mit ihrer puren Anwesenheit so unfassbar erregte, dass eine einzige Berührung ihrerseits genügen könnte, um ihn zu einem ebensolchen zu bringen.
„Jetzt ist niemand da, um uns zu unterbrechen“, sagte Jo leise und ihre Stimme klang so belegt, dass Aiden ein sehnsüchtiges Zucken zwischen seinen Beinen spürte.
„Tatsächlich“, stimmte er zu und rückte noch ein wenig näher, während die Luft zwischen ihnen längst nicht mehr knisterte, sondern inzwischen schon vielmehr in Flammen zu stehen schien.
„Das ist ein Problem.“ Jo presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen und Aiden sah ihr an, dass es ihr mindestens genauso viel Selbstbeherrschung abverlangte, ihre Hände bei sich zu behalten, wie ihm. Er wusste genau, wenn einer von ihnen den ersten Schritt tun würde, würde es kein Zurück mehr geben.
„Ein Problem?“ Aiden zwang sich dazu, sich auf ihre Worte zu konzentrieren und seine Triebe in Schach zu halten. Zumindest noch für einen kurzen Moment.
Jo nickte steif. „Das hier.“ Mit einer vagen Geste deutete sie zwischen ihren beiden Körpern hin und her. „Das ist gefährlich.“
Aidens Mundwinkel zuckten. „Ich würde es eher als verdammt heiß beschreiben.“
„Und genau das ist es, was mir Sorgen bereitet.“ Scheinbar nervös rutschte sie ein wenig hin und her.
„Wieso?“, wollte Aiden ehrlich neugierig wissen. „Gibt es da jemanden?“
Er wagte kaum zu atmen, denn wenn sie ihm jetzt sagte, dass es bereits einen Mann in ihrem Leben gab, dann wüsste er nicht, wie er damit umgehen sollte.
„Das ist es nicht“, widersprach sie. „Aber wir sind Kollegen.“
„Und?“
„Wir haben einen Auftrag.“
„Und?“
Jo seufzte. „Und ich habe eine einzige Regel, an die ich mich halte. Ich fange nichts mit Kollegen an. Das macht es nur unnötig kompliziert.“
„Von mir aus können wir es ganz einfach belassen.“ Aiden leckte sich über die Lippen. Oh ja, wenn es nach ihm ging, musste es überhaupt nicht kompliziert werden. Ganz im Gegenteil.
„Hast du mir nicht zugehört?“ Jetzt drückte Jo sich an ihm vorbei und stand auf. „Ich hatte noch nie was mit einem Kollegen und dabei würde ich es gern belassen.“
Aiden ließ sich zurück gegen die Lehne sinken und beobachtete Jo, die inzwischen im Wohnzimmer auf und ab ging.
„Wenn es das ist, was du willst“, sagte er und musste sich zwingen, sich nicht einfach auf sie zu stürzen. „Ich habe allerdings keine Ahnung, wie ich die nächsten Stunden in deiner Nähe ertragen soll.“ Es überraschte ihn ehrlich gesagt auch, dass sein Hirn noch funktionierte, denn inzwischen musste sämtliches Blut in seine Männlichkeit geflossen sein. Zumindest fühlte es sich so an.
Jo sah ihn fragend an, weshalb er mit den Schultern zuckte. „Seit unserer ersten Begegnung ist da diese Spannung zwischen uns. Ich habe keine Ahnung, was das ist, aber wenn du mich fragst, wird es mit jeder Sekunde, die ich in deiner Gegenwart verbringe, schlimmer.“
Einen Moment starrte Jo ihn einfach nur an, dann stieß sie einen so heftigen Fluch aus, dass Aiden die Augenbrauen nach oben zog.
„Ich weiß auch nicht, was es ist, aber es macht mich verrückt“, erklärte sie hörbar frustriert, ehe sie sich auf die Unterlippe biss. Ihr Blick wanderte von seinem Gesicht, über seine Brust und dann tiefer.
Abermals fluchte sie, diesmal jedoch deutlich leiser. „Ein Mal“, sagte sie dann und kam geradewegs auf ihn zu. Ehe Aiden die Chance bekam, zu fragen, was sie meinte, setzte sie sich rittlings auf seinen Schoß. Die Art, wie sie dabei gegen sein bestes Stück drückte, ließ sie beide zeitgleich aufstöhnen.
„Nur ein einziges Mal, um diese verfluchte Anziehung zwischen uns loszuwerden“, stieß Jo zwischen zusammengepressten Zähnen hindurch.
„Klar“, stimmte Aiden zu. Er war bereit, das zu nehmen, was sie ihm anbot, denn er würde unmöglich noch viel länger die Beherrschung bewahren können, wenn sie so auf ihm hockte. Seine Hände schlossen sich wie von selbst um ihre Taille, um sie noch ein wenig näher an sich zu ziehen. Die herrliche Reibung, die sie dabei erzeugten, ließ ihn nach Luft schnappen und zeitgleich krallte Jo die Hände in seine Schultern.
„Ach, scheiß drauf“, sagte sie und Aiden konnte ihr nur zustimmen, doch als sie die Lippen auf seinen Mund drückte, war jedes weitere Wort aus seinem Kopf verbannte.
Jo erwachte unter einer warmen Decke. Ihr Kopf ruhte auf einem weichen Kissen, während ihr Körper auf so angenehme Weise summte, dass sie lächeln musste. Sie hatte keine Ahnung, wann sie sich zuletzt so gut gefühlt hatte. So ausgeruht und... befriedigt.
Jo setzte sich kerzengerade auf. Gleich darauf erklang ein leises Brummen, was sie dazu veranlasste, neben sich zu blicken. Und dort entdeckte sie Aiden, der den Arm offenbar um sie geschlungen und geschlafen hatte. Doch mit ihrer plötzlichen Bewegung, hatte sie ihn in dem Moment aus dem Land der Träume gerissen.
Träge hob er die Lider und blinzelte zu ihr auf. „Hallo“, sagte er dann mit rauer Stimme, die Jo erschaudern ließ. Und, die sie schon wieder anturnte. Eine Tatsache, die Jo ins Gedächtnis rief, was in den letzten Stunden passiert war. Und das nicht nur einmal, wie sie anfangs noch felsenfest geschworen hatte.
Nein, einmal hatte bei Weitem nicht ausgereicht, um die aufgeheizte Stimmung zwischen ihnen abzukühlen. Ganz und gar nicht. Jo hatte zwar gehofft, dass es ihr helfen würde, sich von Aiden fernzuhalten, wenn sie sich ihm nur ein einziges Mal hingab, aber leider, was genau das Gegenteil der Fall.
Das erste Mal waren sie beinah wie wilde Tiere übereinander hergefallen. Es war kein Platz und keine Zeit für Zärtlichkeiten gewesen, als sie sich eilig ihrer Kleider entledigt hatten und beide nur darauf bedacht waren, endlich Erlösung zu finden.
Der Sex war kurz und hart gewesen und in dem Moment genau das, was Jo gebraucht hatte. Doch als der erste Orgasmus gerade er verklungen war, hatte Aiden begonnen, sie auf eine weit zärtlichere Art zu berühren. Ein Kuss hatte genügt und sie war bereits wieder von der Erregung erfasst worden. Und so hatte es sich scheinbar endlos wiederholt. Jo wusste nicht, wie oft sie miteinander geschlafen hatten, sie konnte sich nur daran erinnern, dass es allmählich weniger wild geworden war. Langsamer, irgendwie auch intimer.
Sie konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, wie sie ins Bett gekommen war, aber irgendwann musste sie völlig erschöpft eingeschlafen sein. Und jetzt genügte es, Aiden anzusehen, um die Lust schon wieder zu entfachen.
„Alles in Ordnung?“, wollte Aiden wissen und richtete sich jetzt ebenfalls auf. Die Decke rutschte von seinem Körper und bot Jo einen Blick auf seine nackte Brust. Wieso war dieser Mann nur so verflucht sexy?
„Jo?“ Sein fragender Blick veranlasste sie dazu, sich auf seine Frage zu besinnen. „Alles bestens“, log sie und schwang die Beine über die Bettkante. „Ich hatte nur ehrlicherweise angenommen, dass ich nach letzter Nacht für sehr lange Zeit kein Verlangen mehr spüren würde“, murmelte sie mehr zu sich selbst als zu ihm.
Doch Aiden hatte sie genaustens verstanden, denn plötzlich stand er wie aus dem Nichts direkt vor ihr. „Aber stattdessen willst du mich schon wieder?“, fragte er mit dunkler Stimme und Jo entging nicht, dass er völlig nackt war. „Süße, glaub mir, du bist nicht die Einzige, die gerade unanständige Gedanken hat.“
Seine Hand schloss sich um ihren Hintern, der von seinem Shirt, was sie sich irgendwann übergezogen haben musste, nur geradeso bedeckt wurde. Als Aiden sie dann an sich zog, spürte Jo die Bestätigung für seine Worte in Form einer deutlichen Erregung, die sich an sie drückte.
Jo schnappte nach Luft. „Ich habe keine Ahnung, wie spät es ist. Wir sollten uns sicher langsam einmal anziehen.“
Aiden strich ihr eine lose Strähne hinter das Ohr. „Wir haben noch genug Zeit“, sagte er und senkte seine Stimme. „Aber vielleicht sollten wir zumindest schon einmal unter die Dusche gehen.“
Jo spürte, wie sie allein beim Gedanken daran feucht wurde und stöhnte leise auf. „Das halte ich für eine fabelhafte Idee“, gab sie zurück und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Wann sie so unersättlich geworden war, konnte sie sich in dem Moment selbst nicht erklären, aber sie wollte Aiden und auch wenn sie ahnte, dass sie es bereuen würde, so war sie im Augenblick noch nicht bereit, in die Realität zurückzukehren.