Jo schloss die Augen, als sich Aidens Lippen auf ihre pressten. Ihre Finger hielten die schmale Sektflöte fest umklammert, während ihre Sinne sich voll auf den Mann konzentrierten, der sie auf eine Weise küsste, die ihr Herz zum Rasen brachte. In ihrem Kopf drehte sich alles und sie hatte Mühe, sich nicht vollständig in ihren Empfindungen zu verlieren. Aidens Zunge neckte die ihre und sein herrlicher Duft ging ihr durch Mark und Bein.
Jo entfuhr ein leises Seufzen, während sie sich so dicht an Aiden schmiegte, dass ihre Körper beinah verschmolzen. Und dennoch hatte sie das Gefühl, dass es noch nicht genug war. Sie wollte mehr, wollte ihn spüren, ihn berühren. Sie wollte die Finger über seine Haut wandern lassen, ihn liebkosen, ihn...
Aiden beendete den Kuss zärtlich und holte Jo damit in die Realität zurück. Sie blinzelte und brauchte tatsächlich einen Augenblick, um sich zu fangen. Ihr Puls raste und als Aiden ein wenig von ihr abrückte, spürte sie, wie weich ihre Knie sich anfühlten.
„Was habe ich nur für ein Glück, dass ich dich meine Frau nennen darf“, sagte Aiden und seine Stimme klang so dunkel, dass es ihr direkt einen wohligen Schauer bereitete.
Vorsichtig nahm er ihr die Champagnerflöte ab und erst da bemerkte sie, wie fest sie diese umklammert gehalten hatte. Aiden stellte ihre beiden Gläser auf einem der Stehtische ab und zwinkerte ihr dann zu: „Möchtest du tanzen?“
„Mr. und Mrs. Frost?“ Eine fremde Stimme brachte Jo um eine Antwort und als sie sich herumdrehte, fand sie sich einer großgewachsenen, schlanken Blondine gegenüber. Sie trug ein auffälliges, rotes Cocktailkleid und selbst Jo hatte Mühe, etwas anderes anzustarren, als ihre Busen.
„Ganz Recht. Mit wem haben wir das Vergnügen?“ Aiden hielt der Unbekannten mit einem höflichen Lächeln die Hand entgegen. Dabei musste Jo feststellen, dass sein Blick in ihrem Gesicht ruhte und auch, wenn es albern war, spürte sie doch so etwas wie Erleichterung.
„Amanda Smith“, stellte sich die Blonde vor und schüttelte Aidens Hand, ehe sie sich an Jo wandte. „Gefällt Ihnen die Party?“
Jo erwiderte das höfliche Lächeln. „Es ist hübsch hier, vielen Dank“, entgegnete Jo. „Allerdings muss ich zugeben, dass mir heute Abend nicht der Sinn nach Smalltalk steht.“ Sie senkte ihre Stimme ein wenig und hoffte, dass sie sich nicht irrte, aber ihr Instinkt sagte Jo, dass diese Frau der Kontakt sein konnte, den sie brauchten. „Mein Mann und ich sind nur über das Wochenende in der Stadt“, fügte sie hinzu und wählte ihre nächsten Worte mit Bedacht. „Wir haben erfahren, dass wir hier möglicherweise fündig werden könnten. Sie müssen wissen, unser Geschmack ist recht...exklusiv.“
Amanda Smith hatte Jos Worten aufmerksam gelauscht und jetzt blitzte etwas in ihren Augen auf, dass Jo bestätigte, wie Recht sie mit ihrer Vermutung hatte. Diese Frau war definitiv auf der Suche nach Käufern und die Ware, die sie anbot, war keinesfalls in einem normalen Supermarkt zu finden.
„Ich hörte, Sie interessieren sich für Kunst?“, hakte sie nun nach und Jo nickte augenblicklich. „Aber wie ich schon sagte, haben wir kein Interesse an den üblichen Werken. Mein Mann und ich suchen vielmehr ein Kunstwerk, das jung ist und frisch. Nicht wahr, Noah?“
Jo sah zu Aiden auf, der seine Hand nach wie vor auf ihrem Rücken ruhen hatte. Er schenkte ihr ein Lächeln, ehe er sich an die Blondine wandte: „Ganz Recht. Wir sind derzeit auf der Suche nach etwas für unser Anwesen in den Hamptons. Dabei hoffen wir, ein Objekt zu finden, das uns beide gleichermaßen anspricht. Etwas, was uns mit Wärme erfüllt. Etwas Lebendiges.“
Jo ignorierte die Gänsehaut, die sich bei Aidens Worten auf ihrem Rücken bildete. Was er da beschrieb, meinte definitiv kein Kunstwerk im üblichen Sinn und das wusste auch Amanda Smith. Es war ihr deutlich anzusehen, dass sie genau wusste, wovon Aiden und sie gerade gesprochen hatten und als sie langsam nickte, hätte Jo ihr am liebsten die Faust in das perfekt geschminkte Gesicht gedrückt.
„Vielleicht habe ich etwas, was ihren Vorstellungen entsprechen würde“, erwiderte sie langsam und Jo wusste, dass sie sich jetzt an einem entscheidenden Punkt befanden. Sie mussten Amanda davon überzeugen, dass sie die perfekten Kunden darstellten, doch auf keinen Fall durfte sie einen Verdacht hegen.
„Ich weiß nicht“, sagte Jo deshalb und tatsächlich erzielten ihre Worte die gewünschte Wirkung. Ihre Gegenüber blinzelte irritiert, doch Jo fuhr unbeirrt fort: „Wir suchen etwas Einzigartiges, etwas, was unser beider Geschmack vollkommen zufriedenstellen kann.“
Amandas Miene hellte sich auf und das Lächeln, was sich nun auf ihren Lippen bildete, wirkte zum ersten Mal während dieses Gesprächs ehrlich. „Ja, ich glaube, ich verstehe ganz genau, was Sie meinen.“
Sie öffnete ihre silberne Handtasche und zog eine Visitenkarte hervor. „Ich würde Sie gern einladen“, sagte sie und Jos Herz machte einen aufgeregten Hüpfer.
„Morgen Abend findet in Philadelphia eine kleine Vernissage statt. Nur geladene Gäste, ganz exklusive Kunst, die im Anschluss bei einer Versteigerung erstanden werden kann.“ Amanda reichte Jo das kleine Kärtchen. „Hier finden Sie die Adresse. Ich würde mich freuen, wenn ich Sie um 22 Uhr dort wiedersehen würde.“
Jo nahm die Visitenkarte entgegen und verstaute sie ohne größere Beachtung in ihrer eigenen Handtasche. „Das klingt nett, oder Liebling?“
Sie warf Aiden einen fragenden Blick zu, doch er zuckte nur mit den Schultern. „Ich denke, wir können es uns ja einmal ansehen. Ich habe nichts dagegen, wenn du dich erneut in eines deiner hübschen Kleider wirfst und ich ein wenig mit dir angeben kann.“
Jos Wangen glühten, als sie sein Kompliment hörte, doch Amanda schien nur noch mehr überzeugt. „Wunderbar“, sagte sie. „Dann sehe ich Sie beide morgen.“
Sie wandte sich bereits zum Gehen, als Aiden Jo an sich zog. „Ich weiß, wir sind gerade erst hier angekommen. Aber ich muss gestehen, dass mir gerade eher der Sinn danach steht, mit dir allein zu sein.“
Aus dem Augenwinkel bemerkte Jo, dass Amanda sich noch einmal nach ihnen umsah und offenbar jedes von Aidens Worten gehört hatte. Sie schmunzelte und Jo begriff, dass Aiden ihnen gerade die Möglichkeit bot, diese Party sofort wieder zu verlassen und das ganz ohne sich durch ihr überstürztes Verschwinden verdächtig zu machen.
Zur Bestätigung lachte Jo auf. „Du bist unverbesserlich“, sagte sie, nicht darum bemüht, leise zu sein.
„Ich weiß.“ Aidens Stimme war beinah ein Knurren und das Verlangen in seinem Blick war entweder verdammt gut gespielt oder viel zu real. „Gehen wir.“
Seine Finger schlossen sich um ihre, als er kehrtmachte und sie zur Garderobe führte, an der sie erst vor einer guten halben Stunde ihre Jacken abgegeben hatten.
Jos Herz klopfte aufgeregt, als sie mit Aiden die Party wieder verließ und sie war sich nicht sicher, ob es daran lag, wie er sie ansah oder an der Einladung, die sie von Amanda Smith erhalten hatten.