Blanca schaute wieder noch vorn und hielt weiter auf den Eingang zu. In der Öffnung stand ein Mann. Er trug einen schwarze ärmellose Jacke und eine Irokesenfrisur. Als sie näher kam, sah sie, dass er zitterte. Unter seinen Augen waren dunkle Schatten. Blanca schätzte ihn auf etwa dreißig bis vierzig, Er sah verbraucht aus – wirkte wohl älter als er vermutlich war. Lässig lehnte er sich an die Wand am Eingang und stierte Blanca an. Seine Augen waren dunkel, die Pupillen geweitet, was ihn so aussehen ließ, als wäre er permanent überrascht. Er verzog er die Mundwinkel zu einem Grinsen, dass einige schlecht gepflegte Zähne offenbarte.
„Das ist meine!", schrie hinter ihr eine aufgebrachte Stimme.
Blanca schaute zurück. In der Mitte des Tunnels stand ein älterer glatzköpfiger Mann. Der Kragen seines beigefarbenen Trenchcoats war bis zum Gesicht hochgezogen. Also doch keine spitzen Ohren, nur ein Kragen, dachte Blanca.
„Da irr… irrst du nicht“, sagte der Mann mit dem Irokesenschnitt. Seine weit aufgerissenen Augen starrten Blanka an.
„Aber ich… ich schlafe schon immer hier", schrie er wieder.
„Sch... sch.... scher dich weg... jetzt bin ich... ich hier."
„Aber das... das ist meine Ma... Ma... Ma-traz-ze. Hier… hier lieg’ ich immer“,
sagte er und ließ sich schwankend in der Mitte des Tunnels nieder.
"Das werden wir... werden wir... glei... gleich... sehen."
Der Typ stand immer noch am Eingang, an die rechte Wand gelehnt.
„Hey… du – Mädchen! Hast du.. hast du... vielleicht ein wenig... ein wenig..."
sagte er mit abgehakter, fast mechanischer Stimme, als müsste er jedes Wort aus den Tiefen seines Hirns hervorholen.
„Hast du... du... Kleingeld... für mich? Oder ein bißchen Sprit?"
Er starrte aus seinen unnatürlich geweiteten Augen auf sie hinab.
„Ich... ich... kann mal nachschauen", sagte Blanka und kramte ihre Geldbörse heraus und schaute hinein.
„Ich habe leider nur noch ein paar Cents."
„Das... das... glaube ich dir nicht", sagte er mit lauernder Stimme.
„Doch... ich.. sag die Wahrheit. Ich... ich... beweise es dir."
„Jaaaa? Wieee?"
Blanka drehte ihre Geldbörse um und kippte den Inhalt in ihre Hand. Es waren nur einige Cent-Münzen.
"Die kannst du haben, wenn du möchtest", sagte sie und streckte sie ihm möglichst weit entgegen.
„Cents! Nur Cents!!!", schrie er mit schriller Stimme,
„willste… willste mich verarschen, Kleine???"
Mit einer schnellen Bewegung schlug er gegen Blancas Hand, so dass die Münzen klimpernd auf den Boden fielen. Dann schoss seine Hand plötzlich vor, ergriff Blancas Hals und stieß sie gegen die Wand. Blanca prallte mit ihrem Hinterkopf gegen die Wand und wirkte kurzzeitig benommen. Der Mann kam näher und drückte sie mit beiden Armen gegen die geflieste Wand. Seine Arme waren mit vernarbten Einstichlöchern übersäht. Er beugte sich herunter zu ihr. Sein Körper roch nach Bier, Zigaretten und Schweiß.
Das Mädchen sah zu ihm auf. Ihre blauen Augen starrten ihn voller Sehnsucht an. Und dann – zu seiner Überraschng – schlang sie ihre kleinen Hände um seinen Hals. Sie waren warm und zart. Es fühlte sich sehr angenehm an. Ein wohliges Seufzen entfloh seiner Kehle.
„Ja!... ja!... das gefällt mir.“,
sagte er. Dann spürte er wie ihre kleinen weichen Lippen seinen Hals liebkosten.
„Ja!.. ja!… das ist gut so... mach weiter."
Plötzlich spürte er einen stechenden Schmerz. Er schrie auf.