Jake schaute durch den Türspalt. Dann sah er erst Blanca, dann Danik an.
„Wer iss’n das?“, fragt er.
„Begleitung“
„Begleitung... Aha“
„Komm, lass uns rein, Jake!“
„Ich habe doch schon gesagt: Sie ist nicht hier.“
„Davon möchte ich mich selbst gern überzeugen.“
Jake wollte die Tür schließen, doch da war Blancas Fuß schon in der Tür.
„Aua, du Arsch, das ist mein Fuß!“, schrie Blanca.
„Sorry, ich…“
„Geh schon zur Seite“, sagte sie verärgert und schob Jake grob zurück in die Wohnung.
„Ich… nein, Blanca, nein!“
Doch Blanca war schon drin. Von drinnen wandte sie sich zum Danik an.
„Kommst du?“
Danik sah Jake an. Der zuckte mit den Achseln.
„Jetzt ist es auch egal, komm rein.“
Danik trat in die Wohnung. Dann schaute er Jake an und streckte ihm die Hand entgegen.
„Hi, ich bin…“
„Sorry, nicht böse gemeint, Junge, aber ich glaube deinen Namen muss ich mir nicht merken“, sagte Jake und sah ihm aus seinen dunklen Augen prüfend an, „und meinen Namen… den kennst du ja schon.“
Danik ließ die Hand sinken. Dann trat in den Flur der Wohnung, der in gedimmtes Licht getaucht war.
Blanca winkte Danik zu sich.
„Ach, Hab ich schon erwähnt, dass Jake ein Arsch ist?“, sagte sie.
„Ja, ja, du mich auch Blanca. Also was soll der Scheiß? Es ist verdammt nochmal zwei Uhr morgens. “
„Und das stört dich… weshalb, Jake? Erzähl mir jetzt nichts von braven Bürgern, die jetzt schlafen. Du und ich wissen ganz genau, dass du kein braver Bürger bist.“
„Ja, aber du auch nicht.“
„Darum geht’s jetzt nicht. Also?“
„Also was?“
„Meli! Wo ist sie?“
Blanca öffnete die nächste gelegene Tür und lies diese gegen die Wand knallen. Dann knipste das Licht an und schauten in den Raum rein.
"Hier ist sie nicht."
Dann stürmte sie zur nächsten Tür und öffnete sie ebenso geräuschvoll.
"Hier auch nicht."
"Sag mal, geht's auch leise, Blanca? Musste du halbe Haus wecken?"
Eine weitere Zimmertür flog offen und knallte gegen die Wand.
"Hör auf damit, Blanca! Das das kannst du dir sparen. Sie ist nicht hier."
"Wo ist sie denn dann, verdammt?"
Blancas Augen blitzten. Oh je, oh je, dachte Danik, in Jakes Haut wollte er jetzt nicht stecken.
„Ich… ich habe sie nicht angerührt… ganz genau, wie du es wolltest…“
„Das war nicht meine Frage!“
„Ich habe sie mit zu dieser Party genommen. Und dort habe ich sie abserviert – ganz so wie von dir gewünscht. Sie war ziemlich sauer. Das kannst du dir ja denken. Und dann wollte sie auf der Party bleiben. Und dann bin ich weg.“
„Du hast Meli ganz allein auf dieser Party zurück gelassen?“, frage Blanca und ihre Augen funkelten.
„Ja, verdammt. Bin ich ihr Babysitter oder was?“
„Du Arsch!... okay, okay…“, sagte Blanca mühsam um Beherrschung ringend,
„also… was war das für eine Party, Jake?“
„So eine Hausparty eben. Nur Spender da.“
„Sicher?“
„Ja, sicher. Hundert pro, Babe.“
„Nenn, mich nicht Babe, Jake. Diese Zeiten sind Gott sei Dank schon lange vorbei.“
„Komm mir nicht mit dem...“
„Und du bist dir wirklich zu hundert Prozent sicher? Du garantierst mir, dass ich Meli morgen früh gesund und munter sehe."
„Na ja... Ich glaube...“
„Einen Scheiß glaubst du, Jake!“, schrie Blanca und stieß Jake gegen die Brust, dass er leicht zurück taumelte.
Plötzlich öffnete sich eine Tier und eine rothaarige Frau im Bademantel, stand im Flur. Sie war ziemlich groß, um die zwanzig und hatte grüne katzenartige Augen.
„Was soll der Krach, Jake. Wer is’n das?“
„Ach, Schätzchen, das sind… äh… Freunde“
„Und die besuchen dich mitten in der Nacht? Es ist zwei Uhr durch.“
„Ja… die kommen auch von einer Party… so wie wir…“
Die Rothaarige trat näher und warf einen kurze Blick auf Blanca und Danik. Dann schmiegte sie sich an Jake.
„Komm, schick sie nach Hause, Jake. Lass uns da weiter machen, wo wir aufgehört haben“, hauchte sie verführerisch.
„Nicht bevor wir die Adresse haben!“, sagte Blanca bestimmt.
„Wer ist denn die Kleine da, Jake? Was nimmt die sich den für einen Ton raus?“
„Hast du mich gerade Kleine genannt?“, fragte Blanca und sah die Frau an.
„Ja, habe ich. Na und? Was willst du jetzt machen, kleines Mädchen?"
Eine schnelle Bewegung. Die Rothaarige schrie auf. Plötzlich fand sich zu ihrer Überraschung von dem kleinen Mädchen fest gegen die Wand gedrückt. Eine kleine Hand schloss sich um ihren Hals. So sehr sie sich wehrte, sie konnte sich nicht aus der Umklammerung des Mädchens befreien. Die Rothaarige röchelte.
„Verdammt, Blanca, lass sie los!, rief Jake.
„Sag bitte."
„Bitte."
„Na gut, wenn du so lieb fragst."
Blanca lockerte den Griff und trat zurück. Die Rothaarige funkte sie an und rieb sich ihre Kehle.
„Verdammt, Jake. Die Klein…“
Blancas Augen blitzten. Die Rothaarige schluckte.
„Ich meine die… äh… Blonde, die ist ja gemeingefährlich! Wo hast du denn die aufgegabelt, Jake?“
„Das ist äh… meine… meine…“, seufzte Jake,
„das ist meine Ex.“
„Deine Ex? Die da? Was? Stehst du jetzt auf…?“
„Vorsicht!“,
sagte Blanca und hob drohend eine klammernde Hand und zeigte in Richtung ihrer Kehle. Die Rothaarige tat einige Schritte zurück. Jake sah Blanca und dann die Rothaarige an.
„So, stop! Jetzt beruhigen wir uns alle erst mal ein bisschen.“
„Von Wegen“, sagte Blanca,
„also: WO IST MELI? WO IST DIE PARTY, JAKE?“
„Die müsste… die müsste in der Kastanienstraße sein.“
„Hausnummer?“
„Vierundzwanz... äh... nein... anders herum... zweiunddvierzig.“
„Bist du sicher?“
„Ja.“
„Ok. Name auf dem Klingelschild?“
„Tothmann.“
„Dein Ernst?“
„Ja, ja. Der heißt wirklich so.“
„Na gut, Jake. Gibt es sonst noch etwas, dass ich über die Party und die Leute da wissen müsste?
„Nein, das ist alles.“
„Gut, ich nehme dich beim Wort. Wehe, die Angaben stimmen nicht oder Meli ist etwas passiert. Dann Gnade dir Gott!"
"Lass mich in Ruhe mit dem."
"Komm Danik, wir gehen.“
„Hallelujah“, sagte die Rothaarige und sah Blanca verächtlich an.
Blanca starrte zurück. Die Rothaarige senkte ihren Blick. Blanca nickte. Die Rothaarige ging zu Jake und kuschelte sich an ihn. Blanca beäugte die beiden. Dann schaute sie Jake und zog die Brauen an. Jake zuckte mit den Schultern.
„Okay, wir gehen", sage Blanca, "aber noch eine Frage, Jake.“
„Ja?“
„Juckt es noch?“
„Was…? Was meinst du?“
„Na, der Genitalherpes.“
„Der… der… Genitalherpes???
„Genau. Der Ge-ni-tal-her-pes.“
„Was zum… was meinst du?“
„Na, ist er besser geworden... Babe? Bei mir war letztens alles rot... und voller Bläschen... und es hat gejuckt.“
Jake starrte Blanca an. Dann wurde er rot. Blanca schaute die Rothaarige an und sagte in freundlichem Ton.
„Also, meine Liebe, das möchtest du nicht erlebten! Ich sag dir, das hat echt gejuckt – gejuckt wie die Hölle!“
„Das… das…“, stammelte Jake, „das ist gelogen! Das... das hat sie einfach gerade erfunden!“
„Ach ja?“, sagte Blanca, schob sich die Hand demonstrativ in ihren Schritt und fing an zu reiben,
„Es juckt irgendwie immer noch.“
„Unsinn! Das ist alles erfunden!“, schrie Jake,
„Verschwindet endlich! Haut ab!“.
Jake schob Blanca und Danik Richtigung Tür.
Die Rothaarige sah Jake fragend an.
„Ach, das ist alles erfunden, Eliza! Meine Ex ist bloß eifersüchtig auf dich. Du kannst dir ja denken, weshalb.“
Jake schaute ihr tief in die Augen und strich mit seiner Hand über ihr ausladendes Dekolleté.
“Verstehe, Schatz“ sagte Eliza, lächelte und sah Jake verliebt an.
Blanca stöhnte auf.
„Das darf noch nicht war sein.“
„So... jetzt aber raus mit euch“, sagte Jake zu Blanca,
„Wir beide haben heute noch etwas vor.“
Dann sah Jake Eliza mit einem verschmitzten Lächeln an und drückte ihr einen leidenschaftlichen Kuss auf den Mund. Die Rothaarige seufzte lustvoll.
„Ach ja? Was habt ihr denn so vor? Geht’s in die Folterkommer?“, fragte Blanca.
„Folterkammer?“, fragte Eliza.
„Ach, Babe…" sagte Jake und legte den Arm um Eliza,
"du merkst doch wie aufgedreht die Kleine ist… die gönnt uns unser Glück nicht. Sie ist eifersüchtig auf uns. Deshalb erfindet sie wilde Geschichten. Folterkammer, haha, so ein Quatsch, haha.“
Jake lachte schallend und schlug sich auf die Schenkel.
„Folterkammer. Folterkammer! Haha, der ist gut, haha.“
Eliza sah ihn, ihre Lippen wurden breit, dann lachte auch sie befreit und laut auf.
„Ja, der ist echt gut, Jake. Haha! Die ist ja echt sehr witzig die Klei… äh… Blonde.“
Blanca kniff die Lippen zusammen und sah die beiden mit funkelnden Augen an. Dann änderte sich ihre Miene plötzlich. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Dann reckte sie Jake ihre geschlossene Faust entgegen.
„Schau mal, Jake. Schau mal, was ich hier habe.“
„Na, Was denn? Spielen wir jetzt Spielchen, Blanca. Es ist mir scheiß egal, was du da in deiner kleinen Hand hältst. Verschwinde endlich!“
Blanca Lippen wölbten sich zu einem Lächeln. Dann öffnete sie die Faust.
In ihrer Handfläche lag ein Gegenstand. Ein Schlüssel.
„Nein!“, rief Jake, „Wo… wo hast du das her?“
„Na von wo wohl? Der liegt noch immer am selben Platz. Zu welcher Tür, der wohl passen mag?“
Jake riss sich hastig von Eliza los und eilte auf Blanca zu.
"Hmmm... vielleicht passt er hier rein?",
sagte Blanca und steckte den Schlüssel in das Schloss einer benachbarten Tür.
"Halt, Blanca. Tu das nicht!, rief Jake."
„Da wollen wir doch mal sehen, was du hier so abschließt.“, sagte Blanca, drehte den Schlüssel rum, drückte die Klinke runter und stieß die Tür des Nachbarzimmers mit einem Krachen auf. Die Tür schwang weit auf und offenbarte ein kleines Zimmer. Es war vollkommen dunkel.
„Vielleicht noch etwas Licht?“,
fragte Blanca und knipste das Licht an. Alle vier, Blanca, Jake, Eliza und Danik, starrten jetzt in das Zimmer. In dem kleinen Raum, dessen Fenster mit dunklen Vorhängen verdeckt waren, standen allerlei Gerätschaften herum. Zwei große schwarze Balken, die in Form des Buchstaben X angeordnet waren zierten die Rückwand. An den Ende waren Riemen zu erkennen. Auf dem Boden lag ein Paar Handschellen. Im hinteren Teil des Raumes waren verschiedene Gerätschaften an die Wand befestigt. Es gab Stöcke und Gerten und weitere seltsame Instrumente.
Elizas Blick wurde starr. Ihre Augen wurden groß. Dann sah sie Jake an.
„Ich bin weg!“, sagte sie nur und stürmte in das Nachbarzimmer.
„Eliza… so warte doch… ich kann alles erklären“, rief Jake ihr hinterher.
„Na, auf die Erklärung bin ich gespannt“, sagte Blanca und lächelte.
Kurz darauf kam Eliza angezogen aus dem Zimmer.
„So ich bin weg, Jake. Ruf mich nicht an! Halt dich fern von mir!“
„Aber Eliza, meine Süße, lass mich erklären…“
Eliza schaute ihn kurz frostig an, öffnete sie die Tür, drückte sich durch den Spalt und knallte sie zu. Sie hörten hastige Schritte auf der Treppe.
Blanca sah Jake mit einer Unschuldsmiene an.
„Hmmm, Jake, ich fürchte, die siehst du nicht mehr wieder.“
„Du bist eine Pest, Blanca, weißt du das? Eine Pest!“
„Früher… früher hast du dir aber nettere Namen für mich ausgedacht", sagte Blanca und zog einen Schmollmund.
„Den halben Abend hab ich ihr Drinks spendiert!", sagte Jake mit lauter Stimme, "Und das völlig umsonst! Und jetzt? Ich... ich habe auch mal Durst.“
„Oh, das tut mir aber leid…“
„Tut es nicht… tut es dir gar nicht. Und dann noch deine Freundin… erst muss ich mir ihr ganzes langweiliges Gelaver anhören und dann darf nicht mal ran…“
„Ach, scheiße!“, rief Blanca, „Meli! Wir müssen sie finden! Komm, Danik, wir müssen los!“
„Ach, das ist erste mal heute Blanca, dass ich etwas positives von dir höre.“
„Ja, du mich auch, Jake. Komm Danik.“
„Okay…“
Blanca sah Jake an.
„Dann tschüss, Jake, bis zum nächsten Mal.“
„Auf keinen Fall! Verschwinde, Blanca, du hast meinen Abend ruiniert.“
Jake schob die beiden nach draußen. Dann knallte die Tür hinter Blanca und Danik ins Schloss. Blanca haste die Treppe runter. Unten am Treppenabsatz wandte sie sich zu Danik um.
„Kommst du?“
„Äh… klar.“
Danik hastete die Treppe herunter. Zügig verließen die beiden das Haus.
„So, Danik, wir müssen uns beeilen. Die Kastanienstraße ist bicht weit, aber… wer weiß… wie es Meli jetzt geht. Komm, lass uns rennen.“
„Alles klar, dann... dann los.“
Sie rannten die Straße entlang.