Der Rasselbock, oh welch ein Graus,
der kannte sich in den Wäldern aus.
Er schlich dort herum, tagein, tagaus,
entkam dem Jäger, ei der Daus.
Der Jäger oft sehr laut fluchte,
so sehr er es auch versuchte,
den Rasselbock mit List zu fangen,
ist der ihm nie in die Falle gegangen.
Der Rasselbock war einen Schritt schneller,
entkam somit des Jägers Teller.
Der Jäger schaute ihm hungrig hinterher,
wenn sein Teller wieder mal blieb leer.
Doch wenn der Jäger hatte anderweitig Glück,
dann fand er so manches Fleisches Stück.
Fing Kaninchen oder auch Enten,
die er tat für seine Speisen verwenden.
Abends der Rasselbock deshalb leichtfüßig schlich,
um zu sehen, was es gab auf des Jägers Tisch.
Nicht nur einmal er dort sah,
was vor Kurzem ihm im Walde war nah.
Später sah er die abgelutschten Gerippe,
der Rasselbock zog verächtlich hoch seine Lippe.
Dem Jäger aber schwor er Rache,
er war sogleich voll bei der Sache.
Als der Jäger wieder zum Walde kam,
der Rasselbock kannte keine Scham.
Stürzte sich auf den Jägersmann,
das Fabelwesen wurde zum Tyrann.
Grausig fletschte es die Zähne,
geiferte wie eine hungrige Hyäne.
Der Jäger stand vor Schreck stramm,
als wär er begegnet dem Sensenmann.
Der Rasselbock riss auf sein riesiges Maul,
als wolle er verschlingen einen Gaul.
Dem Jäger kam das große Grausen,
konnte nur noch um sein Leben sausen.
Der Rasselbock sah ihm nur lachend hinterher,
nein, fangen tat er ihn nicht mehr.
Doch er schwor, das nächste Mal,
würde er bereiten dem Jäger mehr Qual.
© Milly B. / 04.08.2021