Wie von Ally vermutet, sollte Liana erst nach Einbruch der Dunkelheit zurückkehren.
Ehe sie jedoch den Rückweg in Angriff nahm, beschloss sie kurzerhand, in die entgegengesetzte Richtung zu fahren, um im nur zehn Meilen entfernten Örtchen Beauly einige Besorgungen zu tätigen.
Der Ort - zwar nicht sehr groß - war dennoch verkehrsgünstig gelegen, weshalb er bei Touristen als beliebter Ausgangspunkt für Ausflüge in die Highlands, besonders für Touren in das westlich davon gelegene Glen Affric galt.
Beauly verfügte über mehrere Hotels und Restaurants, diverse Geschäfte, drei Kirchen sowie einen Bahnhof, von dem man bequem nach Inverness, Dingwall, Kyle of Lochalsh und Thurso reisen konnte. Gleichermaßen war die Anbindung per Bus sehr gut. Pendelten von hier doch Busse nach Cannich, Muir of Ord und sogar Inverness.
Einmal vor Ort ließ es sich Liana nicht nehmen, die Ruine der Priorei aufzusuchen, die im Jahr 1230 von Sir John Bisset, einem Gefolgsmann König Alexanders II., gegründet worden war.
Das Kloster hatte einst zu einem von drei kirchlichen Einrichtungen, die von dem aus Frankreich stammenden Orden der Valliscaulianer bewohnt gewesen waren, gehört. Die hatten ihrem Heim den klangvollen Name Prioratus de Bello Loco, was so viel bedeutete wie Kloster am schönen Ort, gegeben, aus dem sich später dann der Name des Ortes entwickelte.
Erst nach einem Abstecher in eine Galerie, in der sie Leinwände und Farbe erwarb, machte sie sich auf den Heimweg.
Da mittlerweile die Dunkelheit hereingebrochen war, fuhr sie auf den ihr unbekannten - und vor allem schmalen - Straßen langsamer, als dass sonst der Fall gewesen wäre.
Gegen acht erreichte sie das Cottage.
Als sie die Tür aufschließen wollte, fiel ihr Blick auf den großen weißen Zettel, der daran befestigt war:
Wasserrohrbruch. Koffer und Trolley habe ich bereits ins Schloss hinübergebracht. Suchen Sie alles andere zusammen und kommen Sie dann bitte hinüber.
Gruß Jonathan
‚Nun gut, dann eben ab ins Schloss. Ist sicher nicht die schlechteste Sache, zumal ich dadurch nicht in die Verlegenheit gerate, beim Hausherrn um Zutritt ersuchen zu müssen‘, überlegte Liana im Stillen, während sie ihre restlichen Habseligkeiten, zu denen auch ihr Notebook gehörte, in einer Tragetasche verstaute.
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