Während sie nach unten gingen, überlegte Liana, wie sie weiter vorgehen sollte. Sie musste es ihm sagen. Er musste endlich wissen, wie tief ihre Gefühle für ihn waren. Spätestens an der knorrigen alten Eiche, die inmitten des Rasens stand, würde sie es ihm beibringen.
Vor dem Baum blieb sie auch tatsächlich stehen und wagte die Flucht nach vorn.
„Ich liebe dich. Es tut mir leid, aber es ist so. Vielleicht hätte ich es dir früher sagen sollen, aber du…“
„Um Himmels Willen, Liana!“, fiel er ihr ins Wort und lachte leise, was sie beinahe aus dem Konzept brachte.
„Ich weiß, dass es dir nicht recht ist. Ich weiß, dass wir nicht…, dass ich…“
Er unterbrach ihren Redeschwall, in dem er ihr sanft die Hände auf die Schultern legte.
„Die Wahrheit ist doch, dass wir nicht wissen, was ist oder was sein kann. Wir haben dieses Gespräch lange genug herausgezögert. Ich habe damit gerechnet, dass es irgendwann dazu kommt… und du hast auf eine Reaktion meinerseits gehofft, nicht wahr?“
Zustimmend nickte sie.
„Auch ich muss endlich wissen, wie es um uns steht.“
„Und wie steht es?“, fragte sie hoffnungsvoll.
Ewan seufzte.
„Ich weiß, dass du irgendeine seltsame Macht über mein Herz hast. Dennoch vertrete ich nach wie vor die Auffassung, dass du besser beraten wärst, dir einen anderen Mann zu suchen.“
Liana schüttelte den Kopf.
„Aber…“
„Nichts, aber. Macht es dich glücklich, mich zu lieben?“
Darauf hatte sie keine Antwort parat.
„Wir wissen nicht, was geschehen wird, wenn wir der Sache eine Chance geben.“
Er hob ihre Hände an seine Lippen und küsste sie zärtlich. Erst die Fingerknöchel, im Anschluss daran ihre Handflächen.
Die Sanftheit dieser Geste erstaunte sie, ebenso wie die liebevolle Achtung, die in seinen silbergrauen Augen zu lesen war. Nichtsdestotrotz war sie unsicher. Konnte sie tatsächlich ein Leben an der Seite dieses unsterblichen Schotten führen?
Ihr Herz sagte ja. Doch mit ihrem Verstand verhielt es sich komplett anders.
Sie wollte von ihm mehr als Freundschaft. Und genau das weigerte sich Ewan, ihr zu geben. Er hatte nie auch nur ein einziges Wort von Liebe verlauten lassen – und das erschwerte die Sache ungemein. Sie hatte gesagt, was sie ihm zu sagen hatte. Doch die erwartete Reaktion war ausgeblieben. Nicht mit einer Silbe war er auf ihr Geständnis eingegangen. Gleichwohl waren da wieder diese Momente der Zärtlichkeit gewesen, in denen er ihre Hände mit Schmetterlingsküssen überzogen und ihr Innerstes zum Erbeben gebracht hatte. Wie nur konnte sie ihn dazu bringen, sich der Wahrheit zu stellen?
Nach kurzer Überlegung kam ihr eine Idee…
„Gehen wir ins Haus zurück?“, fragte sie.
Er bot ihr stumm seinen Arm. Sie schüttelte lediglich den Kopf, ergriff stattdessen seine Hand. So liefen sie, einander bei den Händen haltend, Richtung Elmore Castle.
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