Zehn Tage später durfte Liana das Krankenhaus in Inverness verlassen. Bei der Enduntersuchung am gestrigen Tag hatte ihr die Ärztin zu verstehen gegeben, dass sie nun wieder ohne Einschränkung die Liebe mit ihrem Mann genießen konnte.
Ewan, der sie abholte, fuhr geradewegs in ihr gemeinsames Heim Elmore Castle, wo die vier bereits sehnsüchtig von den anderen Familienmitgliedern erwartet wurden.
Kaum, dass sich die Tür des Hauses hinter ihnen geschlossen hatte, erscholl ein einstimmiges Herzlich Willkommen. Sowohl Ewan und Liana als auch Lennox und Killian wurde geherzt und gedrückt.
April, die Frau von Ewans Cousin Douglas und Lianas beste Freundin, umarmte sie mehrfach.
„Du siehst gut aus“, meinte sie. „Es ist wirklich nicht fair, dass eine Frau, die erst vor einer Woche Zwillinge zur Welt gebracht hat, so aussieht wie du. Die Kleinen sind aber wirklich allerliebst. Darf ich sie in die Arme nehmen?“
„Selbstverständlich“, antwortete Liana gut gelaunt und beobachtete April dabei, wie sie Killian und Lennox knuddelte.
Da sie die Kinder in guten Händen wusste, ging Liana zu Robert und dessen Frau Sandra hinüber, um mit ihnen zu plaudern. Auch Allan, der einzige Single im Haushalt, schien ganz angetan vom Familienzuwachs. Es wurde wirklich Zeit, dass er sich ebenfalls eine Frau suchte und eine Familie gründete.
Etwa zwei Stunden später verabschiedeten sich April und Douglas, um in ihr Haus zurückzukehren.
April sandte den Babys, die in ihren Wiegen schliefen, einen angedeuteten Kuss hinüber. Auf dem Weg zu Tür blieb sie noch einmal stehen.
„Eure Kinder sind echt wundervoll. Sofern du und Ewan mal ein Wochenende für euch haben wollt, sind Douglas und ich gern bereit, auf sie aufzupassen.“
„Danke für das Angebot. Gegebenenfalls kommen wir darauf zurück.“
„Vergiss es nur nicht“, meinte Douglas und zwinkerte ihr zu.
Das war der Augenblick in dem Ewan, der sich zwischenzeitlich etwas Bequemeres angezogen hatte, zu ihnen zurückkehrte.
Er ging auf Liana zu, küsste zunächst ihre Wange und beugte sich anschließend zu ihr hinab, um ihr einen innigen Kuss auf den Mund zu geben.
„Wir verdünnisieren uns jetzt. Genießt die Zeit. Tschüss, ihr zwei. Man sieht sich.“
„Und wir werden uns ebenfalls verdrücken“, sagte Robert. „Wenn irgendetwas sein sollte, wisst ihr ja, wo wir zu finden sind.“
Mit diesen Worten verschwanden er, seine Frau Sandra und Allan in Richtung Westflügel. Ewan schnappte sich derweil eine der beiden Wiegen und trug sie in das Kinderzimmer hinüber. Desgleichen verfuhr er mit der zweiten.
Liana folgte ihm.
Im Zimmer angekommen, blickte sie sich um. Die Nachtbeleuchtung war eingeschaltet. Man sah zwei hübsche, rosige Kinder in ihren Betten schlafen.
Sie fühlte sich, als würde sie vor freudiger Erregung bersten.
Keine Minute später spürte sie Ewans Hand auf ihrer Schulter.
„Das Leben ist wunderbar. Oder siehst du das anders?“, meinte er leise.
„Du sagst es“, entgegnete sie, wendete sich ihm zu und hob ihren Kopf, um ihm besser in seine silbergrauen Augen sehen zu können.
Ewan lächelte.
Er wusste es. Sie wusste es.
Ihre Blicke entfachten den stetig glimmenden Funken der Leidenschaft, der nun zu einer hochlodernden Flamme wurde.
Einander bei den Händen haltend und auf Zehenspitzen – um Lennox und Killian nicht zu wecken – schlenderten sie über den Korridor zum Schlafzimmer.
Kurz darauf lagen sie entkleidet im Bett. Ewan hatte sich auf den linken Ellenbogen gestützt und streichelte sanft Lianas Schultern und ihre Brüste.
Heiße Wellen der Leidenschaft durchfluteten Liana. Und all ihre Ängste, ob sie für Ewan noch begehrenswert war, wichen der Gewissheit, dass er sie umwerfend fand. Dazu brauchte sie nur in sein Gesicht zu sehen, das neben Verlangen auch Zärtlichkeit und unsägliches Entzücken widerspiegelte.
Ewan beugte sich über sie, umkreiste mit der Zungenspitze die rosigen Knospen ihrer geschwollenen Brüste. Dann legte er sich auf sie, um sie leidenschaftlich und fordernd zu küssen.
Das Spiel seiner Zunge versetzte sie in einen wahren Rausch, weshalb sie nur noch einen Wunsch verspürte: Ihn endlich wieder tief in sich zu spüren. Es schien eine gefühlte Ewigkeit her zu sein, dass sie sich geliebt hatten.
„Ich will dich…Jetzt…“, wisperte sie atemlos in sein Ohr.
Das ließ sich Ewan nicht zweimal sagen.
Als er in sie eindrang, schrie Liana vor Glück laut auf.
Beide wurden hinausgetragen in ein Universum, in dem nichts Anderes zählte als grenzenlose Liebe.
Später legte Liana den Kopf an seine Brust.
Als er zu sprechen anfing, glaubte sie, einen amüsierten Ton in seiner Stimme herauszuhören.
„Möchtest du mir vielleicht etwas sagen?“
Es war beinahe etwas wie ein Spiel zwischen ihnen geworden, stets Bescheid darüber zu wissen, was der andere gerade dachte.
„Ich bete dich an“, äußerte sie mit einem Lächeln.
Ewan tat, als wäre er enttäuscht.
„Du betest mich nur an…“, sagte er gerade, als ein Schrei über den Flur zu ihnen hinüberdrang.
Ewan stieß einen Seufzer aus.
„Das hört sich nach Lennox an.“
„Zumindest hat er sich bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt zurückgehalten“, prustete Liana los.
„Das ist wahr.“
Beinahe zeitgleich ertönte ein weiterer Schrei, der dem ersten in nichts nachstand.
„Da hast du wirklich zwei taktvolle Kinder produziert.“
„Ich soll sie produziert haben?“, protestiere Liana. „Berichtige mich, wenn ich mir irren sollte. Aber falls du dich richtig erinnerst, warst du an ihrer Zeugung ebenso beteiligt.“
Gemeinsam kletterten Ewan und Liana aus dem Bett und warfen sich ihre Hausmäntel über.
Ehe sie zu den beiden Jungs hinübergingen, sah Liana Ewan fragend an.
„Jetzt verrate mir doch bitte, was besser sein soll, als dich anzubeten?“
Er legte den Arm um ihre Taille und zog sie näher an sich.
„Später, meine Liebste. Schlussendlich haben wir noch sehr viel Zeit.“
„Das stimmt“, pflichtete Liana ihm bei. „Wir haben noch den Rest unseres Lebens vor uns…
ENDE
⁂.※.~.※.⁂
© Rhiannon MacAlister