Die Kolonnen bewegten sich über gut erkundete Schleichwege und durch Wälder. Kleine Reitertrupps ritten der Truppe voraus und beobachteten jede Auffälligkeit in der Umgebung. Der Tross und die Herden wurden von den Überläufern gedeckt, die Ranak oder besser gesagt dem König bereitwillig den Rücken gekehrt hatten.. Diese Männer wussten ihre Familien in Sicherheit da sie bereits Ranak verlassen hatten.
Zwei große Reiterverbände der eigenen Truppen hatten bereits einige wichtige Marschziele besetzt, um eine reibungslose Flucht gewährleisten zu können. Der erste Ort war die Fuhrt über die Lieste und der zweite Ort war das Alte Fort von Ethymien, was oft von Wegelagerern für Überfälle genutzt wurde. Hielt man diesen Ort in den Händen, dann bestand keine Gefahr mehr von den Truppen von Ranak auf dem Weg in die Heimat belästigt zu werden. Zudem war es ein guter gelegener Vorposten, um die Tore des Landes vor übermütigen Angriffen seitens Ranak aus zu schützen. Fleißige Männer hatten bereits die ärgsten Mängel beseitigt, um selbst heftigen oder dauerhaften Angriffen widerstehen zu können. Ein tiefer und breiter Graben hielt Angreifer zudem von dem alten Gemäuer fern.
Bisher hatten sie vier Raststationen passiert, die der Versorgung von Tier und Mensch dienten. Erst in drei Marschtagen sollte es größere Probleme geben aber bis dahin galt es nur Meilen hinter sich zu bringen und den Abstand zu dem verhassten Land Ranak zu vergrößern. Kleinere Trupps legten stetig falsche Spuren und verbargen manche Abkürzung durch das verwischen von Spuren oder das Versperren mit gefällten Bäumen oder durch das Umsetzen von Gebüschen, um die Wege zu verschleiern. Natürlich hatte auch dieser Plan kleine Schwachstellen, aber was war auf dieser Welt ohne Risiko. Dennoch, der Eifer der Männer trug sie stetig voran.
Die Truppe und der Tross wurde laufend durch kleinere Einheiten verstärkt, die den Obristen stetig mit Informationen versorgten. Oberst Durlass koordinierte mit seinen Offizieren den Marsch und den Schutz der reichhaltigen Beute. Nach dem Verlassen der Mittelgebirge mussten sie drei Tage durch ein flaches Land ziehen, in dem es nur wenige Siedlungen gab. Zahlreiche Dörfer ließen sich problemlos umgehen und so wurde es überall gemacht. Einem Sumpf musste ausgewichen werden und danach begannen die zwei Tage, die mit Gefahren verbunden waren. Waren die Herden und der Tross erst auf der Westseite von dem Strom Lieste, dann war man vor dem König von Ranak und seinen Truppen mehr oder minder in Sicherheit. Dafür lauerten danach Banden auf Reisende, die sie oft und gerne überfielen. Zudem war das Land mit allen Arten von Schlangen, Bären und großen Raubkatzen verseucht. Die größere Gefahr ging jedoch vorerst noch vor den Truppen vom König und seinem Bruder aus, der diesen Affront sicherlich bald tilgen wollte. Aber nach der guten Vorbereitung würde es sicher noch Wochen dauern, denn so geschunden, wie der General derzeit war, würde er Wochen für seinen Rückweg brauchen und seine geschundenen Männer könnten auch nicht schneller laufen.
An einer gut geschützten Raststation sammelte der Oberst seine Offiziere abseits der Krieger und den Trossmännern, die sich bereits an einem deftigen Eintopf labten, während die Pferde in Gattern versorgt wurden. Noch gaben die Weiden genügend Futter her, so dass die Tiere ausgiebig Nahrung aufnehmen konnten, um weiterhin die gesteckten Marschziele zu erreichen. Geschnittene Rüben wurden als Kraftfutter an die Pferde verteilt, damit die Tiere nicht an Substanz verloren, trotz der vielen Meilen, die sie bereits in den Knochen hatten. Auch die Schafe, Ziegen und Rinder wurden gut versorgt, damit sie die täglichen Märsche gesund überstanden.
Auf einem Tisch lag eine Karte, auf der viele Wege und die Topographie samt den beiden großen Bastionen zu erkennen waren. "Männer, nun kommt es auf Präzision und Glück an. Mein Ziel ist es aus beiden Bastionen alles zu erbeuten, was wir für den Marsch und unsere Zukunft benötigen." Bedeutsam zeigte er auf die erste Bastion. "Hier lagern Waffen, also Bögen, Pfeile, Armbrüste und Schwerter. Dazu noch Nahrung und eine fette Truppenkasse. Auf den Koppeln stehen zumeist nur fünfzig Rinder und etwa dreihundert Pferde. In der Bastion stehen weitere zweihundert Reitpferde, und etwa einhundert Kaltblüter für die Trosswagen. Die Trosswagen und die die Schmiedewerkzeuge brauchen wir, um alles mitzunehmen, was wir für den Krieg und unsere Verteidigung benötigen. Mein Plan sieht vor, dass wir mit einem Trick in die Bastion gelangen. Ein Schreiben vom General erlaubt uns Ausrüstung und Proviant für ein volles Regiment mitzunehmen. Dazu setze ich zweihundert Reiter mit den närrischen Rüstungen vom König ein. Diese Aufgabe übernehmen Tork und Enson, die mit ihren Hundertschaften bei dem Kommandanten vorstellig werden. Ars schreibt den Befehl und bleibt hier zurück. Hermes der Anführer unserer Jäger muss bereits früher hinter die Bastion gelangen, um einen Scheinangriff zur rechten Zeit durchführen. Tork muss in diesem Moment den Feuerturm besetzen, damit das Signalfeuer nicht entzündet werden kann, wenn wir uns das nehmen, was wir für uns benötigen. Ihr sammelt danach, also nachdem ihr die Kontrolle übernommen habt alles ein und verschwindet nach dem Verladen von dem Flecken. Überseht nicht die schweren Festungsarmbrüste, die uns noch fehlen. Alle Männer, die uns begleiten wollen, dürfen mit uns kommen. Die anderen Kerle in ihren Uniformen werden entkleidet. Sorgt dafür, dass sie frühestens nach fünf Tagen eine Meldung zu einer weiter in Ranak liegenden Bastion auf den Weg bringen können. Überseht die Brieftauben nicht, da sie uns einen Strich durch meinen Plan machen könnten. Danach zerstört ihr ohne Feuer die Unterkünfte und die Lagerhäuser. Gleiches gilt für die Treppen zu den Wehrmauern."
Kurz schaute der Obrist in die Runde. "Geht mit den Kerlen nicht zu zimperlich um. Sorgt einfach dafür, dass sie vorerst keine Meile pro Tag gehen können. Habt keine Angst vor diesen Clowns, die uns lange genug drangsaliert haben und, das hätte ich fast vergessen. Nehmt alles an Tauwerk und Schmiedeerzeugnissen mit, was ihr verladen könnt. Holzkohle fehlt auch noch, sowie Äxte, Sägen, Spaten und jegliche Art von Werkzeugen. Tork und einige andere Männer kennen sich dort gut aus, sie werden euch erklären, wer welche Aufgabe bei dem Überfall übernimmt. Aber vergesst nicht, dass kein Feuer auf dem Feuerturm brennen darf. Nur so kann ich die zweite Bastion ausräuchern." Mit einem Blick überflog er die Gesichter. "Falls noch fragen sind, dann wendet euch an Enson und Tork, sie werden euch genau erklären können, wie die Bastion aussieht und wo welche Dinge zu finden sind. Er wird auch erkennen, welche Dinge noch gebraucht werden. Merkt euch bitte noch eines. Ihr werdet euch genauso rüpelhaft benehmen, wie die Kerle der Ordonanzkompanie und die anderen Truppen, die uns im Laufe der Zeit begegnet sind. Verschafft euch Respekt bei den Breitärschen und Clowns. Lass die Gerte oder Peitsche sprechen. Und falls euch einer anpackt, dann haut die Idioten gleich um. Nur so verstehen sie, dass ihr die Lieblinge des Generals seid. Tork, Enson und Hermes ihr sammelt eure Männer und erklärt jedem Mann seine Aufgabe. Sorgt für die Tiere und die Männer, bevor ihr in der Nacht abmarschiert. Noch zwei Bitten gebe ich euch mit auf den Weg. Reitet in feinster Formation auf die Bastion zu und grölt gut hörbar deren Befehle. Weiterhin hoffe ich, dass ihr alle Gesund an der Furt eintrefft. Der Truppenwein wird erst genossen, wenn ihr die Hügelkette dort am Horizont hinter euch gelassen habt. Eure privaten Fundstücke, landen in euren Satteltaschen und das Geld in den Lederbeuteln. Falls ihr Silberteller findet, dann eignen sie euch an. Und überseht nicht, dass die Kerle für mindestens fünf Tage in der Bastion bleiben. Haut also feste zu und sorgt dafür, dass kein Schuh oder Stiefel in der Bastion zurück bleibt. Der Rest der Männer bleibt hier, weil ich euch bestimmten Aufgaben zugedacht habe, die ich euch noch erklären muss. "
Die drei Männer nickten und marschierten ab. Danach folgte die Aufgabenverteilung unter den anderen Offizieren, die bei Oberst Durlass zurück blieben. Jede Aufgabe erfüllte einen besonderen Zweck, der sie schützen sollte. Andere Aufgaben dienten der Vorbereitung für den zweiten Angriff und die Versorgung der Truppe.
Wie abgesprochen besetzten die Späher die Felsrippe und marschierten bereits mit starken Truppenteilen hinter die zweite Bastion. Sie mussten in der Nacht reiten, damit kein Auge sie erspähte. Leise und wie Schatten bezogen sie ihr Versteck hinter der Bastion. Vom ersten Lichtstrahl an, beobachteten sie die Bastion und die Wachen auf den Mauern. Nur alle zwei Stunden latschten zwei oder drei Wachen über das alte Mauerwerk . Sie erzählten von ihren Frauen und anderen Bekanntschaften, die käuflicher Liebe nicht abgeneigt waren. Nur zu gerne hätten sie lauthals gelacht, aber sie wollten den Plan nicht durch solche Kleinigkeiten ruinieren. Vielmehr ging es nur darum - alles für für den eigenen Angriff vorzubereiten. Hierzu zählten insbesondere die Vorbereitung und Einnahme der Gatter mit den Nutzvieh. Und es galt die Pferdegatter zu besetzen, damit sie möglichst viele Pferde und dort stehendes Vieh erbeuten konnten. Ansonsten beobachteten sie nur und blieben leise, wie unsichtbare Zwergmäuse, die die Umgebung nach gefahren absuchten. Zu ihrer Überraschung fanden sie bereits vierzig mit Proviant und Waffen beladene Wagen und die dazugehörigen Gespannpferde, die dicht bei der Koppel unter einem Schutzdach standen.