Dieses Geschenk beeindruckte Lordherzog Lester. So ein Pferd besaß vermutlich kein anderer Mann in seiner Heimat. Kess fragte er nach. "Was kostet so ein edles Pferd. Für meinen Bruder, den König muss ich auch ein Pferd in die Heimat mitbringen, sonst trifft mich sein Neid. Immerhin darf es nicht sein, dass ich ein besseres Pferd als mein König besitze." Leondur antwortete sachlich. Einen Zelter verkaufe ich für zwei bis drei Golddukaten. Einen mittleren Kaltblüter für drei Golddukaten und ein Vollblüter kostet das Zehnfache. Die Elite Vollblüter kosten etwa das Zwanzig- bis Dreißigfache von einem Vollblüter. Kein anderes Pferd ist schneller, kein anderes Pferd besitzt mehr Ausdauer und kein anderes Pferd ist so perfekt ausgebildet. Ich zeige es euch. Er bat kurz einen Rittmeister eine Vorführung zu machen. Der Rittmeister ritt an und urplötzlich sprang er ab. Das Pferd legte sich danach flach auf die Seite und als der Rittmeister sich auf das Pferd setzte erhob es sich wieder, Danach ritt er freihändig den Parkkur entlang und das Pferd wusste scheinbar, was jederzeit zu tun war. Danach packte das Pferd seine Schnelligkeit aus. Mit riesigen Galoppschritten entfernte es sich und danach ritt der Rittmeister exakt auf sie zu. Keine Armlänge von ihnen entfernt stoppte das Pferd. "Ihr seht, die Pferde sind bestens ausgebildet, die können Dinge, die andere Pferde nicht können. Sie folgen den gesprochenen Anweisungen und wir pflegen unsere Pferde genauso gut, wie Menschen. Zwei Männer versorgen jedes Pferd und dazu ein Ausbilder. Die Ausbildung dauert über drei Jahre. Dazu kommen Sättel, Zaumzeug und Kettenhemden, und Beinschienen, die sie vor Verletzungen schützen. Die Pferde lernten, während des Marsches zu futtern und sie sagen uns, wann wir sie wieder führen müssen."
Der Lordherzog wiegte sanft seinen Kopf. "Das ist eine hervorragende Ausbildung und jetzt erklären sich auch die Kosten. Nun sei es drum, ich denke, dass es bei euch eine Art Kult ist, den ihr um die Pferde betreibt, denn noch nie sah ich so saubere Stallungen, so viele Männer, die sich um die Tiere Kümmern und auch den Tierarzt sah ich, der sich offenbar täglich um das Wohlergehen der Pferde kümmert. Ich brauche also noch so ein Pferd und werde es gleich bezahlen. Welches Pferd könnt ihr mir empfehlen?" "Hat euer Bruder eine Lieblingsfarbe, was das Fell betrifft. Ist er ein robuster oder gut ausgebildeter Reiter?" "Er bevorzugt braune oder schwarze Pferde und er gehört wohl eher zu den robusten und ungeübten Reitern. Für ihn ist so ein Tier eher ein Statussymbol, welches er gut pflegen wird. Aber während des Reitens kümmert er sich nicht darum. Letztes Jahr verlor er ein Tier, weil das Pferd auf eine Schlange trat." "Nein, auch das lernen die Pferde, sie weichen jeder Gefahr spielerisch aus. Da kann euer Bruder noch so fest an den Zügeln ziehen, diese Pferde umgehen Schlangen, unsteten Boden und Raubkatzen. Auch dafür wurden sie ausgebildet. Ich denke, Margarete wäre dann das richtige Pferd. Sie ist gutmütig, rittig und klug genug um den Reiter glauben zu lassen, das er die Zügel in der Hand hält." Der Rittmeister hatte das Gespräch mit angehört und sprang auf das Pferde. Rasant ritt er zu den Stallungen. Mit Zwei Pferden kehrte er zurück. Rasch stellte er die Pferde vor. "Die rotbraune Stute ist Margarete und die schwarze Stute ist Vera. Vera macht mehr her mit ihrem Fell und sieht einfach königlich aus. Sie hat natürlich noch einige Mängel. Sie legt sich nicht hin, aber dafür ist sie robuster und wenn man sie ärgert, wird sie zu einem Biest. Stallburschen, die sie ärgern drückt sie an die Wand und Pferde, die ihr keinen Platz machen geht sie energisch an. Die Pferde lernen schnell, dass Vera eine Königin ist. Für einen Reiter ist es immer besser, die vorzüglich zu behandeln, dann folgt sie ihm, wie ein Schoßhund. Margarete hat dafür mehr Mitgefühl mit anderen Pferden, aber sie kann sich immer behaupten und durchsetzen. Natürlich macht sie sich bemerkbar, wenn etwas nicht stimmt. Bekommt sie keine zwei Rüben pro Tag, dann reagiert sie bockbeinig."
Der Lordherzog war erstaunt, was die Pferde unterschied. Ich denke, ich nehme Vera. Sie hat offenbar einen fest gefügten Charakter, der zu meinem Bruder bestens passt. Zudem, der Glanz ihres Fells ist allein schon eine Augenweide." "Aber reiten lässt sich der Hengst nur von Reitern, die er akzeptiert. Nein, das wäre kein Pferd für euren Bruder. Es würde in einem Kampf auf Leben und Tod hinauslaufen und daher würde ich das Pferd keinem Mann verkaufen, den ich als Freund gewinnen möchte. Erst vor Wochen hat er einen anderen Hengst fast getötet, da er der Herr vieler Weiden ist." "Hallo, dann ist er also nur eine Augenweide und kein Reittier. Nein, davon lasse ich lieber meine Finger, weil er vermutlich keine Chance gegen das Pferd hätte. Dennoch vermute ich, dass alsbald meine Brüder hier erscheinen werden, denn Amrock liebt Pferde und Persam ist ein stolzer Herr, der viel Wert auf beste Qualität legt. Nun noch eine Frage, wie viele Pferde könntet ihr uns verkaufen. Wir haben erkannt, dass eure Pferde mehr klasse besitzen, als unsere Pferde." "Ich kann euch zweihundert Zelter, zweihundert Vollblüter und etwa achtzig Gespannpferde mittlerer Güte und vierzig gute Kaltblüter anbieten. Auf den Weiden stehen jeweils einhundert Pferde. Die Käufer suchen oft die falschen Pferde für sich aus. Also sollte man genau zuhören, wenn die Rittmeister etwas sagen. Ich möchte es so beschreiben. Die meisten Reiter überschätzen ihr Können und alle die denken, das Pferde dumme Tiere sind ziehen den Kürzeren. Unser Kinder werden vom sechsten Lebensjahr an, an die Pferde gewönnt, danach erhalten sie eine Reitausbildung und sie lernen die Pferde angemessen zu pflegen und zu versorgen. Kinder, die es nicht können, die schließen wir für immer von der Ausbildung zum Reiter aus. Danach dürfen sie bestenfalls noch einen Zossen besitzen, der für die Feldarbeit geeignet ist. So sind hier die Regeln."
"Nun gut, ich sehe es ein. Ihr macht keinen Kult um die Pferde, aber ihr kümmert euch vorbildlich um das Personal. Zudem würden wir später gerne zurückkehren und einhundert Zelter, einhundert Vollblüter und vierzig bis fünfzig Gespannpferde abkaufen. Bei dieser Einkaufstour werdet ihr meinen Bruder Amrock kennenlernen. Er kennt sich mit Pferden von uns allen am besten aus. Und ich denke auch, dass er versucht ein oder zwei Rittmeister oder Stallmeister abzuwerben, um die Haltung der Tiere zu verbessern." "Gebt uns junge Buben, wir bilden sie in den Grundzügen bestens aus und sie können danach zu euch zurückkehren. So erhaltet ihr günstig bestens ausgebildetes Personal. Die Vasken und Nordmänner lassen hier auch ihre Jungs ausbilden, damit sie in ihrer Heimat langsam eine Pferdezucht aufbauen können. Also von der Errichtung eines Gestüts, über die Pferdepflege bis hin zur Zucht und dem Einreiten der Tiere können sie dann alles." "Ja, ihr habt recht. Solche Jungs gibt es bei uns, aber so eine feine Ausbildung nicht. Ich denke schon, dass wir euch zehn Jungs anvertrauen können. Denn offenbar ist es der einzige Weg, unsere Pferde und auch die Soldaten besser im Umgang mit den Reittieren auszubilden. Und natürlich werde ich in der Heimat erzählen, dass ihr einen gewissen Kult um die Tiere und das Personal macht, denn nur beides zusammen bringt gute Ergebnisse." Leondur schmunzelte dezent. "Ihr habt es erkannt. Nur alle drei Dinge zusammen ergeben gute Pferde. Die Stallungen, das Personal und die Pferde machen eine Zucht aus." Der Ritt zurück ließ die jungen Adeligen auf ein vernünftiges Pferd hoffen. Mehr aber auch nicht.
XXX
Im Palast beauftragte er Baron Wislar Leondur das Geld auszuzahlen und sich um die beiden Pferde zu kümmern. Die Grafen Kromos und Talgart erbaten einen Besuch bei den Truppen, um sich ein Bild von der Truppe machen zu können. Leondur fragte nach. "Welche Truppen wollen sie sich ansehen. Gerne begleitet sie einer meiner Offiziere zu den entsprechenden Einheiten." Kess antwortete Graf Kromos. "Möglichst alle Truppen, wenn es sich einrichten lässt." "Gerne, dann packt eure Sachen und bereitet euch auf eine Reise von acht Tagen vor. Wir haben hier nur leichte Infanteristen, schwere Infanteristen, Meldereiter, Späher und einhundert schwere Reiter. Die Panzerreiter stehen am Roten Tor, durch welches ihr mein Land betreten habt und diverse Spezialeinheiten stehen verstreut an vier Standorten. Besonderes Augenmerk sollten sie auf die Festungstruppen legen, die mit schweren Armbrüsten, Katapulten und anderen Waffen umgehen." Graf Talgart fragte dezidierter nach. "Ihr führt verschiedene Truppengattungen ins Feld? Macht das Sinn? Bei uns gibt es nur schwere Infanteristen, Bogenschützen und Lanzenreiter, sowie Melder." "Es macht Sinn. Ein Mann, der nicht so gut reiten kann, aber kräftig ist, kann als schwerer Infanterist besser eingesetzt werden. Die leichten Reiter unterstützen mit ihren Bögen die schweren Reiter im Gefecht. Und die leichten Infanteristen unterstützen die schweren Infanteristen. Die Panzerreiter setzen wir nur ein, um Linien aus Fußvolk oder andere Reiterverbände zu durchbrechen oder aufzulösen. Die Späher wiederum sind die Augen und Ohren von den Truppenführern und die Meldereiter sorgen für den Austausch von Informationen. Die Festungstruppen zerschlagen rasch jeden Angriffsversuch und die anderen Truppen unterstützen sie. Insbesondere mit schweren Waffen. Erst zusammen ergeben sie eine kampfstarke Truppe. Diese Ordnung beruht auf meinen vielen Jahren im Krieg und einer hervorragenden Ausbildung in Taktik und Strategie und verschiedensten Feldzügen gegen unterschiedlichste Einheiten." "Wir haben nur von einem Mann gehört, der so etwas vermag und das soll der Rote Teufel sein. Nur der Krieger oder Offizier vermag es gegen überlegene Truppen anzugehen." "Ihr wollt den Mann kennenlernen, dann schließt die Augen und öffnet sie wieder, wenn ich es sage." Die Grafen fühlten sich auf den Arm genommen, aber sie taten es. Nach einigen Momenten gab Leondur ein Zeichen und er stand vor den Männern. "Ich bin der Rote Teufel, Oberst Durlass und der zähe Hauptmann. Ich habe den General von Ranak gestutzt und habe in vielen Feldzügen die Truppen von Ranak geführt, was der General niemals konnte."
Leondur schaute zu dem Lordherzog. "Mit eurer Erlaubnis, zeige ich es den beiden Herren." Der Lordherzog nickte nur und kurz darauf lagen die beiden Grafen auf dem Boden. Den ersten hatte ein mächtiger Faustschlag getroffen und der Zweite hatte ein Messer an der Kehle, bevor er sein Schwert ziehen konnte. "Verzeiht, aber alle Leute denken immer, sie wären Krieger. Das ist ein fataler Irrtum. Nur der Krieg macht aus einem Mann einen Krieger. Ein Krieger zu sein, bedeutet gegen zehn Bewaffnete bestehen zu können. Meine Roten Teufel besitzen die Stärke einer Brigade und mit den Unterstützungstruppen sind es etwa fünftausend Männer. Das sind die Männer, die die Vasken und Nordmänner ausbilden, damit sie möglichst gut vorbereitet in einen Kampf ziehen können. Alle von ihnen lernen jede einzelne Regel der Taktik und sie können sowohl offensiv, wie defensiv optimal kämpfen. Sie kennen den stillen Krieg, Überfälle und Schlachten. Sie haben gelernt sich leise an Gegner anzuschleichen und rasch die gewünschten Erfolge zu erzielen. Glaubt mir, das ist der Grund, warum man sie die Schattenarmee nennt.Ich würde diese Truppe nicht einmal gegen zehntausend Lanzenreiter eintauschen, weil sie alle wissen, wie man Krieg führt."
Der Lordherzog war tief erschüttert. "Wir dachten, der Mann muss ein dreister Krieger sein. Und in euch sahen wir einen gütigen König, der die Geschicke eines Landes lenkt und sich der Pferdezucht hingegeben hat. Den Krieger habt ihr zu keiner Zeit erkennen lassen." Leondur hob die Hand. "Täuschung ist ein probates Mittel der Taktik. Zudem habe ich erklärt, dass wir das Syndikat ausgelöscht haben. Ich habe vom Truppenaufbau und der Allianz mit den befreundeten Ländern gesprochen. Wer glaubt ihr hat das bewirkt? Wer lässt als untalentierter Feldherr an bestimmten Punkten Festungen und Bastionen errichten. Das kann doch nur der Mann sein, der sämtliche Truppen kennt und richtig einsetzen kann. Oder sehe ich es falsch. Ich erklärte auch, dass die Späher die Augen und Ohren der Truppenführer sind. Und warum habe ich erklärte, dass ich die Festungen bauen lasse. Ein König hat oft nicht das Wissen, wie man Truppen führt. Oder sehen sie es etwa anders?"
"Verdammter Mist. Wir sollten diesen Roten Teufel anwerben und nun geht es nicht, da wir wohl keinen König aus seinem Land verschleppen können. Auch das war Teil meiner Mission. Nun bringt ihr mich in Erklärungsnot gegenüber meinem Bruder und König." Leondur wiegte sacht den Kopf. "Der einfachere Weg wäre es hier einige Offiziere ausbilden zu lassen. Wir können auch noch Soldaten zu Kriegern ausbilden lassen, damit sie das Wissen in ihrem Land umsetzen können. Auf diese Weise lernen sie auch das Leben, die Kampfweise und die Strukturen meiner Truppe kennen. Ich bilde bereits die Offiziere für die Nordmänner, die Vasken und Ranak aus, damit überall talentierte Offiziere die Truppen führen können. Die Unterführer übernehmen die Ausbildung danach in der Heimat und so kann man binnen kurzer Zeit viele kampfbereite Truppen aufstellen, ausbilden und anführen. Ich weiß nicht, wie lange bei euch die Ausbildung dauert und wie sie gestaltet wird. Bei mir lernen die Männer nebenher noch einen Beruf, damit sie nach ihrer Zeit in der Truppe auch Bauern, Handwerker oder in der Pferdezucht eingesetzt werden können. Andere bilden wir zu Unterführern oder Truppenoffizieren aus."
Vorsichtig wagte sich Lordherzog Lester vor. "Jetzt verstehe ich einiges mehr. Ich bin befugt einen Vertrag mit euch auszuhandeln, was den Ankauf von Pferden und die Ausbildung von Offizieren betrifft. Dennoch sollten sich meine beiden Generäle auf den Weg machen, um einen ersten Eindruck von euren Truppen zu bekommen. Vieles ist mir noch unklar, aber ich denke, dass eure Truppen nicht zu durchschnittlichen Truppen zu zählen sind. Ich hoffe, die beiden Generäle Kromos und Talgart sehen etwas, was uns fehlt, damit wir unsere Truppen ebenfalls verbessern können. Denn ich muss eingestehen, dass wir recht hohe Verluste einstecken mussten, die wir nicht einkalkuliert hatten. Versteht aber auch, dass viele Männer auf Schiffen leben und Seekrieger sind. Bei uns dauert die Erste Ausbildung drei Monate und danach noch einmal drei Monate in der Einheit, der sie zugeteilt werden. Bei euch dauert die Ausbildung vermutlich bedeutend länger, oder habe ich da etwas falsch verstanden. Ja, sie dauert zwei Jahre bis zum Unterführer und zwei weitere Jahre zu einem höheren Rang. Die Junker mit Talent werden in drei Jahren zu Offizieren ausgebildet und danach wird alles in ihren Einheiten ausgebaut, bis sie sich zu höheren Weihen berufen fühlen." "So viel Zeit haben wir nicht, wenn ich davon ausgehe, dass die Gegner in etwa einem Jahr angreifen werden." "Falsch. Schickt mir einhundert Männer, also Soldaten, die schon ein wenig was können. Also den Umgang mit Waffen, dem Führen von kleineren Einheiten oder besondere Fähigkeiten besitzen. Lesen und schreiben müssen sie können und ich verspreche euch, in einem halben Jahr sind es patente Anführer. Wenn sie wissen, wie man Junker ausbildet, dann kann jeder von ihnen hundert Männer in der Heimat zu guten Kämpfern machen, die wissen was zu tun ist. Schickt auch ein paar gute Reiter, dann bilden wir sie in den Grundzügen des Spähens und Kämpfens aus. Sicher könnte ich euch zehn Ausbilder mitgeben, dann wird dieser Prozess deutlich beschleunigt. Dazu muss ich allerdings wissen, worin sie ausgebildet werden sollen. Also der Kampf mit einer Kurzwaffe, einer Langwaffe, oder soll es das Schießen mit dem Bogen sein. Oder sollen die Lanzenreiter verbessert werden. Auch für berittene Bogenschützen können wir etwas tun. Noch wichtiger ist jedoch, dass sie alle das Schweigen lernen und an die Taktik herangeführt werden."
Der Lordherzog rieb sich das Kinn und schaute zu seinen Generälen. Kromos öffnete seine Gedanken. "Die Reiter brauchen deutlich bessere Pferde und Waffen. Zudem fehlt es ihnen an der Disziplin und nur jeder vierte Lanzenstoß trifft sein Ziel. Damit wäre uns bereits gedient." General Talgart überlegte noch. "Wir brauchen bessere Bögen, Bogenschützen und Linien-Infanterie. Dazu eine bessere Ausbildung mit den Waffen und der Kampf in einer stabilen Formation. Wenn sie noch lernen würden sich gegen Reiter zu behaupten, dann wäre viel gewonnen." Leondur nickte. Meine Männer zeigen ihnen alles, was sie sehen wollen. Mit einem Wink rief er einen Knappen zu sich. "Hole rasch zwei Offiziere heran. Einen von den schweren Reitern und einen von der schweren Infanterie. Sie sollen die beiden Hohen Herren zu den Einheiten führen und demonstrieren lassen, was die Gäste sehen wollen. Sie sollen sich zügig hier einfinden." Der Knappe rannte los und Leondur bat die Herren zu einen Imbiss.
"Ich denke, wir alle haben uns eine kleine Stärkung verdient. Es ist kein üppiges Mahl, aber es macht satt." In einer Ecke wurden bereits Teller und Platten aufgetafelt. Brot, Wurst, Käse, Obst und warmer Getreidebrei mit süßem Obst. Die Herren griffen zu obwohl sie zunächst skeptisch über den Tisch schauten. "Alle Truppen essen heute diese Speisen. Sie machen satt und sind gesund." Lordherzog Lester nahm es hin. "Ihr teilt offenbar alles mit der Truppe. So was gibt es bei uns nicht. Uns würden die Offiziere weglaufen, wenn sie nicht bessere Kost bekämen als die einfachen Soldaten." "Falsch, das gemeinsame Essen der Offiziere mit ihren Männern stärkt den Zusammenhalt in jeder Einheit. Sehen die Soldaten, dass sie alle gemeinsam aus einem Topf verpflegt werden, dann ist es nützlich und verbindet. Zudem entstehen Gespräche, die das Vertrauen fördern. So machen wir es und es hat sich bestens bewährt. Da die Offiziere mehr Geld besitzen - gönnen sie sich an manchen Tagen kleine Extras."
"Sind es nicht die Offiziere, die die Befehle geben und die Verantwortung tragen? Bei uns wird es so gesehen." "Wir teilen diese Ansicht nicht, ja - die Offiziere tragen die Verantwortung. Aber sie tragen auch die Verantwortung für jeden Mann in ihrer Einheit. Und, nur wirkliche Siege bringen Erfolge, daher sind Siege einzelner Schlachten oft nicht von Dauer. Hat man zu viele eigene Soldaten geopfert, dann rächt sich dieses Vorgehen schon bald. In den vielen Berichten ließt man es immer wieder. Daher hat der Offizier auch die Pflicht, seinen Vorgesetzten einen besseren Plan vorzuschlagen und er muss das Leben seiner Männer beschützen. Habt ihr nicht gesagt, dass ihr unerwartete Verluste hattet? Immerhin reagiert ihr darauf und versucht die Truppe zu verbessern. Das ist ein Schritt. Aber der wichtigere Schritt ist im Vorfeld immer den besten Plan auszuarbeiten und die Truppe täglich zu verbessern. Hört euch an, was die beiden Männer nachher zu erzählen haben. Möglicherweise berichten sie euch ungewöhnliche Dinge und eventuell sind das die kleinen Dinge, die bisher übersehen wurden, um eure Armee zu verbessern. Es gibt Zauberworte bei uns und diese Worte lernen bei uns alle Soldaten bis hin zum höchsten Offizier. Nun lasst uns aufbrechen, damit ihr das seht, was ihr sehen solltet und wolltet. Meine Truppe." Der Ritt wirkte zunächst entspannt, aber dann sah er, dass seine beiden Generäle einfach auf ihren Pferden saßen und frustriert auf die Truppen schauten.
Freundlich sprach der die Generäle an. "Was sehen sie und was sagen sie dazu?" "Das müssen Elitetruppen sein. Unsere Männer können so was nicht. Möglicherweise üben sie schon seit langer Zeit." Leondur rief einige Soldaten heran. "Die Herren möchten wissen, seit wann ihr in der Truppe seid und seit wann ihr diese verschiedenen Formationen übt? Sagt es ihnen einfach." Ein Junker, der kaum Bartflaum zeigte antwortete selbstbewusst.
"Herr wir sind seit drei Monaten bei dieser Truppe und seither üben wir jede Kleinigkeit um das Kämpfen zu erlernen. Sicher es ist ein langer und harter Weg, aber die Ausbilder verbessern uns jeden Tag, so dass wir langsam lernen uns als eine eingeschworene Truppe zu sehen." Leondur wies die Generäle an, sich bis zur Truppe vorzuwagen. "Schaut euch die Ausrüstung genau an. Einfache Gitterrüstungen. Und schaut genau hin, was die Männer auf ihren Rücken tragen." Laut schmetterte Leondur. "Reiterangriff!" Eilig formierten sich die Männer um und jeder steckte die Stangen zusammen. Über zwei Spannen lang waren nun diese Spieße. Rasch nahm sie ihre Formation ein und es bildete sich ein Kreis, aus dem viele lange Spieße hervorragten. "Ihr seht, in drei Monaten kann man aus jungen Männern, angebliche Elitekrieger machen, dabei sind es erst die ersten Schritte, um aus vielen Männern eine feste Einheit zu formen. Zuerst üben sie es mit einer Hundertschaft, danach mit drei Hundertschaften und zum Schluss als Bataillon, also mit sechs Hundertschaften. Danach üben es sechs solcher Einheiten zusammen, dass nennen wir ein Regiment. Die Regimenter werden dann noch von leichten Infanteristen unterstützt, so dass über viertausend Männer gemeinsam den Kampf üben. Und später üben sie zusammen mit den Reitern und den leichten Reitern. Erst so entsteht eine eingeschworene Truppe. Das seht ihr hier nicht, aber genau so machen wir es. Gegnerische Infanteristen und Reiterverbände finden kaum ein Mittel, um so eine Truppe zu überrennen. Zudem noch rufen wir die Befehle. Diese Befehle erfolgen später nur mit Handzeichen. Und erst durch dieses Zusammenwirken aller Truppenteile entstehen Truppenkörper, die mehr leisten können als alle einzelnen Einheiten zusammen. Das ist der Zauber meiner Truppe. Wartet es ab. Unterführer zu mir." Rasch liefen zehn Männer auf ihn zu. In einer Reihe stellten sich die Männer auf. Die Herren in den schönen Rüstungen möchten mit euch sprechen. Sie werden Fragen stellen und ihr beantwortet sie bitte wahrheitsgemäß und vollständig."
Jetzt bekamen die Generäle ihre Fragen zu stellen. Leondur machte zwei Zeichen mit seinen Armen und die Männer bildeten zwei Reihen und setzten sich auf den Boden. Er führte die Hände zusammen und die jungen Männer zerlegten ihre langen Spieße und steckten sie sich gegenseitig in die Tragegestelle. Danach klopfte er sich auf den Oberschenken und die Junker verpflegten sich, aus ihren Brotbeuteln und Wasserflaschen. Ungläubig beäugten die Generäle, was sie sahen. Eine Truppe ohne laut gebrüllte Befehle zu kommandieren. Erst jetzt stellten sie ihre Fragen und der Lordherzog schüttelte seinen Kopf. "Was ist das Geheimnis dieser Ausbildung? In nur drei Monaten so eine Perfektion zu erreichen bedeutet ein höchstmaß an Disziplin und vermutlich beste Ausbilder." "Es ist das Zusammenspiel vieler Faktoren. Eine gute und abwechslungsreiche Ausbildung. Die Unterführer und Offiziere üben immer mit ihrer Truppe zusammen. Jeder kennt seinen Platz und wir streuen realistische Kampfsituationen ein, die die Offiziere und manche Unterführer selbst erlebt haben. Nun gut, jetzt üben es die Männer noch bei Tageslicht. Später üben sie es in der Nacht, bei langen Märschen und in jedweder Situation. So erkennen die Junker, dass sie ihren Anführern und den Befehlen folgen sollten, wenn sie überleben wollen. Morgen nehmen wir ein paar eurer Reiter mit. Dann werdet ihr sehen, was die Junker noch können. Eure Reiter bekommen eine einfache Aufgabe. Sie sollen in Formation einen Weg entlang reiten. Genau diese Junker zeigen dann, was sie noch können. Ich hoffe natürlich, dass eure Reiter ein wenig Humor besitzen, wenn sie auf meine jungen Rekruten treffen. Mehr sage ich nicht. Außer, dass zehn Männer gegen zehn Reiter antreten werden." Neugierig schaute der Lordherzog zu Leondur. Er zweifelte kurz und dann nickte er. "Ich weiß nicht, was geschehen wird, aber ich werde meinen Männern sagen, dass sie achtsam sein sollen."
"So machen wir es. Ich denke, wir reiten nun zurück. Ruft eure Generäle und dann werden wir speisen. Die Generäle dürfen gerne Fragen stellen, die ich zu keiner Zeit vollständig beantworten werde, weil Generäle eigentlich über mehr Wissen verfügen sollten als eine normaler Oberst. Mir reicht dieser Dienstgrad, weil alle meine Soldaten wissen, wer ich bin." Nach dem Mahl zogen sich alle rasch zurück, den der Tag hatte sie offenbar gefordert.
Der nächste Morgen kam und die Edelleute samt zwanzig Reitern mit langen Lanzen versammelten sich an einer Straße in der Nähe des Palastes. Wie mit dem Lordherzog abgesprochen bekamen die zwanzig Reiter eine anscheinend leichte Aufgabe. Sie sollten die Soldaten zählen, die sie sahen und über alles berichten, was ihnen sonst noch aufgefallen war. Mehr erfuhren die Reiter nicht. Langsam ritten die Reiter die Straße bis zu dem großen Gebäude an der Kreuzung entlang. Mehr oder minder aufmerksam kamen sie der Aufgabe nach. Nach dem Ritt zum Gebäude kehrten die Männer zurück. Der Lordherzog stellte seine Fragen und die Reiter antworteten, dass sie weder Soldaten noch Auffälligkeiten gesehen hätten. Leondur schaltete sich nun ein. "Mh, ich habe fünfzehn Krieger entlang der Straße aufgestellt. Es sind üble Kerle, die dringend Pferde benötigen. Nehmt die Männer fest und bringt sie zu mir."
Erneut ritten die Reiter los, aber sie machten sich nicht die Mühe, um die Fallen zu erkennen, die eigentlich jeder sehen konnte, wenn er wusste, was eine Gefahr darstellen konnte. Lustlos stocherten die Reiter mit ihren Lanzen in Strohhaufen herum. Eine schrille Stimme erklang. "Da sind die fiesen Mörder." Diese Ablenkung reichte, damit die Infanteristen ihren Angriff starteten. Hinter Fässern, hinter Ecken erschienen die Soldaten und warteten auf ihre Chance. Die Reiter bemerkten es jedoch nicht. Sie ritten bis zur Kreuzung, wo keine Person zu sehen war, danach kehrten sie um. Erneut erklang ein lauter Ruf. "Hey, ihr dummen Saftsäcke, habt ihr mich etwa nicht gesehen. Ihr fallt auch auf jeden billigen Trick herein." Rasch rannte der Mann zwischen zwei Gebäude. Die Reiter spornten ihre Pferde an und ritten dem Mann hinterher. Jäh spannte sich vor ihnen ein Seil, dass die ersten Reiter von den Pferden riss. Vier Männer näherten sich den stehenden Reitern von hinten und sprangen die Reiter an und rissen sie von den Pferden. Vier weitere Männer banden inzwischen die gestürzten Reiter. Einige Reiter kehrten um und versuchten ihre Kameraden beizustehen. Wieder sprangen vier Soldaten die Reiter an und zerrten sie von den Pferden. Nur noch vier Reiter waren verblieben, als sie von Bolzen getroffen wurden. Natürlich waren es Übungsbolzen, die mit Farbe versehen waren.
Laut rief Leondur. "Übung beenden. Helft den Reitern auf. Ihr habt eure Sache gut gemacht." Der Lordherzog und seine Generäle schüttelten den Kopf. Das kann nicht sein, dass einige Männer unsere Reiter so leicht aus dem sattel holen. Offenbar haben die Reiter nie gelernt genau zu beobachten. Und danach sind sie auf jede billige Finte hereingefallen. Und das sind unsere Elitetruppen. Ihr habt uns eindrucksvoll demonstriert, wie leicht man Truppen verlieren kann. Und ich erkenne, dass eure Ausbildung besser als unsere Ausbildung ist." Leondur gebot kurz zu schweigen. "Die restlichen Männer können nun aus ihren Verstecken hervor kommen. Aus einem Sack entstieg ein Soldat, ein zweiter entstieg einem Fass. Zwei krochen unter Treppenstufen hervor. Drei sprangen von den Vordächern und einer legte einfach Frauenkleidung ab. "Ihr seht, dass überall Gefahren lauern. Und alle Junker befinden sich noch in der Ausbildung. Es sind keine Elitekrieger, sondern nur selbstbewusste Junker, die das anwenden, was sie gelernt haben. Ein Leitsatz lautet. Reiter passieren niemals ohne Deckung so eine Straße. Deckung bedeutet einige Infanteristen, die die Reiter durch eine Straße geleiten. Sie hätten anders gesucht und vermutlich einige meiner Soldaten aufgespürt. Ausbildung bedeutet nicht nur, dass sie im Gelände, im Wald oder im Hügelland kämpfen können. Es bedeutet auch auf offener Straße den Gegnern mit kleinen Tricks siegreich zu begegnen. Das ist mein Grundsatz." Noch ein Soldat entstieg einem abgestellten Wagen und zwei Männer legten die Kleidung alter Männer ab.
"Ich hätte mit euch wetten sollen, dass es ein Fiasko für eure Männer wird. Und nun dreht euch bitte alle um." Hinter den Adeligen standen zwanzig Männer mit Schilden und langen Lanzen. "Alle schauten gebannt zu der Handlung und die Infanteristen konnten sich so leise, wie Raubkatzen anschleichen. Hat einer von ihnen die Männer gehört oder gesehen. Nein, natürlich nicht, weil meine Männer keine Befehle schmettern. Danach sind sie langsam vorgegangen und haben sich in Position gebracht. Die Ausbildung meiner Truppen schließt jede Facette eines Krieges ein." Jetzt erst bemerkte der Lordherzog, was das Ziel dieser Übung war. "Eure Männer konnten zeigen, was sie können. Ihr habt mir gezeigt, dass eure Ausbildung besser als unsere Ausbildung funktioniert und eure Truppe daher effektiver in jedwedem Gelände kämpfen kann. Aber, wie funktioniert es in der Steppe im Süden?" Leondur lächelte anerkennend. "Richtige Schlussfolgerungen. Wenn ich euch zwanzig Männer mitgebe, dann verfügt ihr in kürzester Zeit über bessere Einheiten und Offiziere. Und Offiziere, die nur Befehle schmettern können, verlieren rasch die Kontrolle über die Einheit. Führen sie jedoch die Einheit an und können ohne Befehle zu schmettern auskommen, dann führen sie ihre Einheit wirklich. Es bedeutet, dass auch die Offiziere noch vieles zu lernen haben. Erst dadurch gewinnt eure Truppe an Format und kann auf verschiedenste Geschehen auf einem Gefechtsfeld reagieren. Es bedeutet, dass nicht die Waffen die Entscheidung bringen, sondern einzig die Männer, die die Waffen führen. So sehe ich es. Zudem gibt es viele Mittel der Taktik, die den Gegner verwirren. Ich lasse gerne Scheinarmeen erscheinen und verschwinden. Oder lege Hinterhalte für Armeen an. Dort, wo sie mich nicht erwarten, werde ich zuschlagen. Damit demoralisiert man die Gegner und verdient sich schmückende Beinahmen. Gehen wir also davon aus, dass der Großkahn uns mit zweihunderttausend Gegnern angreift, dann muss es so aussehen, als hätten wir dreihunderttausend Verteidiger. Letztendlich wird aber eine kleine Armee ausreichen um die Armee des Großkahn zu besiegen. Meine Verbündeten heißen Erschöpfung, Hunger, Durst und gnadenloser Stoß. Nicht die Masse macht die Armee, sondern einzig der Einsatz der eigenen Kräfte zum richtigen Zeitpunkt. Später konkretisiere ich es. Lernen eure Offiziere klüger zu handeln, dann fegen wir die Gegner aus dieser Region und zerschmettern deren Moral für alle Zeiten. Danach sollte der Großkahn noch glücklich sein, wenn ihm die Flucht gelingt, weil ich nicht glaube, dass er beabsichtigt heldenhaft zu sterben. Vielmehr basiert seine Macht auf seiner Feigheit und genau da müssen wir ansetzen, um seine Macht zu brechen. Gerne bin ich bereit es später zu erklären. Aber zuerst zeigt ihr mir, was eure Reiter können. Und dabei zeige ich euch, was ich meine."
Rechtzeitig erschien ein Offizier von Leondurs Reitern. "Wir sind so weit. Wir können drei Taktiken vorführen und werden jedes Mal mit dreißig Männern gegen fünfzig andere Reiter antreten. Die erste Station ist das flache Land, die zweite Station ist der Bereich zwischen den Koppeln und zuletzt nehmen wir den Waldrand. Wir können die Reihenfolge auch gerne ändern, wenn die Gäste andere Wünsche haben." Lordherzog Lester nickte zustimmend. "Dann mögen sie uns bitte folgen. Achten sie bitte auf die Kleinigkeiten, weil es möglicherweise zu schnell für sie geht. Wir schießen nur mit Pfeilen ohne Spitze, die rote Markierungen auf den Rüstungen hinterlassen. Auch die Lanzen haben keine Spitzen, sondern nur Schwämme mit Farbe."
Bei allen drei Übungen unterlagen die Lanzenreiter der Gäste Leondurs kleineren und wendigen Einheiten. Die Jeweils von verschiedenen Seiten aus angriffen und extrem geübt zusammenarbeiteten. Das Fazit war brutal niederschmetternd für den Lordherzog und seine Begleiter. Es gab keine Diskussion, wie es sein konnte, weil sie sahen, wie einfach ihre Einheiten zerfielen, ohne etwas unternehmen zu können..